Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

140 Spanien. (Nov. 9.—Dez. 6.) 
Schwierigkeiten Herr zu werden. Insbesondere herrschte über die immer 
dringender eine Lösung heischende Frage der Autonomie Kataloniens im 
Kabinett große Uneinigkeit; die an die Aufnahme katalonischer Führer ins 
Kabinett geknüpfte Hoffnung, einen Ausgleich in dieser Frage anzubahnen, 
hat sich als unmöglich erwiesen. 
9. Nov. Bildung des Kabinetts Garcia Prieto. 
Das neue Ministerium ist folgendermaßen zusammengesetzt: Vorsitz 
und öffentliche Arbeiten: Garcia Prieto, Aeußeres: GrafRomanones, 
Inneres: Silvela, Finanzen: Alba, Justiz: Raiz Bergada, Unterricht: 
Burell, Lebensmittel: Garnico, Krieg: General Berenguer, Marine: 
Admiral Chacon. 
Die Regierung stellt sich als ein einheitliches Kabinett der liberalen 
Partei dar, dessen drei Gruppen durch ihre Führer Garcia Prieto, Roma- 
nones und Alba in dem Ministerium vertreten sind. Auf innerpolitischem 
Gebiete hat sie die Aufgabe, die durch die Zeitumstände geforderten durch- 
sreifenden Reformen zur Durchführung zu bringen. Für die Außenpolitik 
ergibt sich aus der allgemeinen Weltlage die Notwendigkeit, Anschluß an 
die Ententemächte und die Ver. St. zu suchen. Kennzeichnend dafür ist die 
Uebertragung des Aeußeren an Graf Romanones, der im April 1917 
(s. Gesch Kal. 1917 Tl. 2 S. 234) wegen seiner Ententefreundlichkeit zurück- 
getreten ist. 
12. Nov. (Kammer.) Genugtuung über das Kriegsende. 
Nach lebhafter Erörterung nimmt die Kammer mit 169 gegen 2 Stimmen 
den von der Regierung angenommenen Vorschlag an, die von der Ver- 
sammlung über die glückliche Beendigung des Krieges empfundene Genug- 
tuung in das Sitzungsprotokoll einzutragen. Vorher hat die Kammer mit 
79 gegen 56 Stimmen den Antrag, den Kammern der Verbündeten an- 
läßlich ihrer Siege Glückwünsche zuzusenden, verworfen. 
18. Nov. Amtlich wird der Abbruch der Beziehungen zu der 
russ. Sowjetrepublik mitgeteilt. 
3. Dez. Der Ministerrat genehmigt die Bildung einer Kom- 
mission für das Studium der Probleme des Bölkerbundes. 
3. Dez. Rücktritt des Kabinetts Garcia Prieto. 
Das Kabinett tritt (ebenso wie das Kabinett Maura, f. 7. Nov.) 
wegen Meinungsverschiedenheiten unter seinen Mitgliedern über die Frage 
der Selbstverwaltung Kataloniens zurück. Es hatte von Anfang an mit 
dem Widerstand der Katalonisten zu kämpfen, die nicht mehr im Ministerium 
(s. S. 134) vertreten waren und neuerdings Forderungen ausstellten, deren 
Erfüllung der völligen Unabhängigkeit Kataloniens von der Madrider Ver- 
waltung nahekommen würde. Diese Forderungen haben zu Uneinigkeit in 
der Regierung und schließlich zu ihrem Rücktritt geführt. Mit der Neu- 
bildung des Kabinetts wird Graf Romanones (s. o.) betraut. 
6. Dez. Bildung des Kabinetts Romanones. 
Es ist folgendermaßen zusammengesetzt: Vorsitz und Auswärtige An- 
gelegenheiten: Graf Romanones, Krieg: Berenguer, Marine: Admiral 
Chacon, Justiz: Rosello, öffentl. Arbeiten: Marques de Cortina, Unter- 
richt: Salvatella, Finanzen: Calbeton, Inneres: Amalio Gimeno, 
Verpflegung: Argente. Das Kabinett besteht ausschließlich aus Anhängern 
des Grafen Romanones, trägt also ausgeprägt ententefreundlichen Charaker, 
der auch in den Maßnahmen des Kabinetts sofort zum Ausdruck kommt.
	        
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