Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

142 Iy#nien. (Dez. 19.—23.) — GErsfbritannien. Jan. 5.) 
Bezüglich Marokkos erklärt R., Spanien halte an Marokko fest und wolle 
jeden Streit mit Frankreich vermeiden. Es beabsichtige, zur Beruhigung 
der Völker Afrikas beizutragen und sie zu sichern. Spanien könne von der 
Friedenskonferenz nicht ausgeschlossen werden, die über die Regelung der Ver- 
hältnisse zur See beraten wird, die fast eine Lebensbedingung für Spanien sei. 
19. Dez. Das „Amtsblatt“ veröffentlicht einen kgl. Erlaß, durch 
den die Cortes geschlossen werden. 
20. Dez. Ausweisung des deutschen Botschafters. 
Das „WB.“ teilt mit: Die span. Regierung hat dem Ausw. Amt mit- 
geteilt, daß der Botschafter Prinz Ratibor, Legationssekretär v. Stohrer, 
Militärattaché Major Kalle, Marineattaché Kapitänleutnant Stefan und der 
Marine-Intendanturrat Grimm nicht mehr pe#isona grata seien. Prinz 
Ratibor und die genannten Mitglieder der deutschen Botschaft treten dem- 
nächst die Rückreise nach Deutschland an. Als Geschäftsträger verbleibt der 
Erste Sekretär der Botschaft, Botschaftsrat Graf Bassewitz, in Madrid. (S. 
dazu Gesch Kal. 1919, Span., 9. Jan.) 
23. Dez. Katalon. Unabhängigkeitsfrage. 
„La Gaceta“ veröffentlicht einen Erlaß, durch den eine außer- 
parlamentarische Kommission eingesetzt wird, die damit beauftragt 
ist, die Frage der Autonomie Kataloniens zu prüfen. Der Entwurf sieht 
vor, daß das autonome Katalonien der Souveränität des span. Staates 
unterstellt wird. 
V. 
Großbritannien. 
5. Jan. Lloyd George über Englands Kriegsziele. 
In Erfüllung einer unlängst gegebenen Zusage, eine Ansprache an die 
Delegierten der Gewerkschaften, welche sich zurzeit über die Frage des Mann- 
schaftsersatzes mit dem Minister für nationale Dienste auseinandersetzen, 
zu richten, gibt Premierminister Lloyd George über die Kriegsziele Eng- 
lands eine Erklärung im Namen der Regierung ab, worin es heißt: Wir 
sind an der kritischesten Stunde dieses furchtbaren Kampfes angelangt, und 
bevor eine Regierung eine schwerwiegende Entscheidung über die Bedingungen 
faßt, unter denen sie den Kampf beenden oder fortsetzen will, muß dem Ge- 
nüge getan werden, daß das Gewissen der Nation hinter diesen Bedingungen 
steht; denn dieses allein kann die Anstrengungen aufrechterhalten, welche 
nötig sind, um diesen Krieg tatkräftig zu Ende zu führen. Ich habe daher 
während der letzten Tage in besonderer Weise dafür Sorge getragen, mich 
über die Auffassung und Stellung der Vertreter der gesamten Stimmungen 
und Ansichten zu unterrichten. Letzte Woche hatte ich Gelegenheit, nicht nur 
die erklärten Kriegsziele der Arbeiterpartei durchzustudieren, sondern auch 
mit den Arbeiterführern die Bedeutung und die Absichten ihrer Kriegsziel- 
erklärung zu erörtern. Auch hatte ich Gelegenheit, dieselbe wichtige Frage 
mit Asquith und Grey durchzusprechen und mich mit einigen Vertretern 
der großen überseeischen Dominions zu beraten. Es freut mich, als Ergebnis 
aller dieser Erörterungen festzustellen, daß, obwohl die Regierung allein für 
die tatsächlichen Worte, die ich in meiner Rede gebrauchen will, verantwort- 
lich ist, eine allgemeine Uebereinstimmung über den Charakter“ und die Ab-
	        
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