Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

148 Grobbritannien. (Jan. 10.—17. 
10. Jan. (Oberhaus.) Frauenwahlrecht. 
Die Bestimmung der Wahlreformvorlage, die den Frauen das Wahl- 
recht verleiht, wird mit 134 gegen 69 Stimmen angenommen. 
12. Jan. Neuordnung der Admiralität. 
„Reuter“" meldet: Die Neuorganisation der Admiralität ist durchgeführt. 
Die neuen Mitglieder sind: Konteradmiral Sir Sidnehy Fremantle, Konter- 
admiral George Hope und Arthur Pease, der Direktor der Nordostbahn. 
Konteradmiral Heury Oliver und Kapitän Godfrey Paine treten zurück. 
14.—17. Jan. (Unterhaus.) Mannschaftsgesetz. 
Der Minister für Nationaldienst Sir Auckland Geddes führt zur 
Begründung des Mannschaftsgesetzes (Aen Power Bill), das in erster 
Lesung angenommen wird, u. a. aus: Es ist klar, daß wir uns vorbereiten 
müssen, auf dem Schlachtfeld eine größere Rolle zu spielen, bis Amerika 
herankommt, das bedeutet mehr Männer für die Armee. Wenn wir die 
Marine und die Luftwaffen so vermehren, wie wir beabsichtigen, und die 
Armeen im Feld aufrechterhalten, ist es notwendig, augenblicklich daran 
zu gehen, im Lande 420000 bis 450000 Mann aus solchen, die jetzt im 
bürgerlichen Leben stehen, auszuheben. Diese Zahlen müssen als absolutes 
Minmum betrachtet werden. Zu gleicher Zeit werden wir jedoch eine große 
Zahl von Leuten aus den Truppenkörpern dem bürgerlichen Leben zurück- 
geben, so daß die Verminderung unserer industriellen Stärke viel geringer 
sein wird, als die Gesamtzahl der Neuaushebungen. G. kündigt an, daß 
nicht beabsichtigt sei, die untere Grenze des Dienstalters herabzusetzen oder 
die obere Grenze zu erhöhen oder den Dienstzwang in Irland einzuführen. 
Auf die Beratungen mit den Gewerkschaften bezugnehmend, sagt G., er 
wünsche diese Gelegenheit zu ergreifen, um seine hohe Anerkennung für den 
Geist, der, wie er gefunden habe, die Führer der organisierten Arbeit be- 
seele, mit denen er fortlaufend die Bedürfnisse der Nation durchgesprochen 
habe, zum Ausdruck zu bringen. Das Gesetz werde die zweimonatige Ver- 
längerung der Befreiung, deren sich gegenwärtig gewisse Leute in gewissen 
Beschäftigungen erfreuen, beseitigen. Der zweite Paragraph sei dazu be- 
stimmt, der Regierung durch Verfügung die Macht zu geben, alle Befreiungs- 
bescheinigungen, die auf Grund der Beschäftigung erteilt wurden, zurück- 
zuziehen. G. fügt hinzu, solche Maßnahmen seien billigerweise notwendig, 
denn es seien gegenwärtig über eine Million Männer im Besitz von Be- 
scheinigungen, die sie vor dem Militärdienst schützten und die tatsächlich un- 
gültig gemacht werden könnten. 
Am 17. erfolgt die zweite Lesung der Vorlage, wobei Archdale 
(Kons.) einen Zusatzantrag einreicht, der die Einführung des obligatorischen 
Militärdienstes in Irland verlangt. — Der Minister für den Nationaldienst 
Sir Auckland Geddes legt eingehend dar, warum die Regierung in dieser 
Vorlage nicht Bestimmungen zur Einführung der Wehrpflicht in Irland 
aufgenommen habe. Die Ausführung der militärischen Dienstpflicht in Ir- 
land würde wochen- und monatelange Verhandlungen nötig machen; um 
ebenso lange würde also die Erledigung dieser Vorlage hinausgeschoben. 
Das gehe jedoch nicht an, da sie einem dringenden Bedürfnis abhelfen solle. 
Nach kurzer Debatte wird der Zusatzantrag abgelehnt. — Im weiteren Ver- 
lauf der Sitzung wird die Regierungspolitik in der Rekrutierungsfrage einer 
ungewöhnlich heftigen Kritik unterzogen. Alle Redner, nicht nur die op- 
positionellen, werfen der Regierung mit bitteren Worten die völlig sinnlose 
selbstmörderische Vergeudung des Mannschaftsmaterials vor, die unter der 
Diktatur der unfähigen Militärbehörden nunmehr seit drei Jahren an den
	        
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