Großbritannien. (Jan. 24. 25.) 151
auch auf so breiter Grundlage ruhen, daß es möglich sein würde, Männer
wie Admiral Beresford und alle hervorragenden Gewerkschaftsvertreter wie
John Seddon aufzunehmen. Zum Schlusse ruft H. zur Neuorganisation der
Partei auf, so daß zur gegebenen Zeit 16300000 Wähler bei den nächsten
allgemeinen Wahlen der Partei ihre Stimme abgeben würden. Der Antrag
der Bergarbeitervereinigung, die Entscheidung dieser Frage um einen Monat
zu vertagen, wird mit kleiner Mehrheit angenommen. (S. dazu S. 164.)
Sodann wird nach erregter Debatte mit allen gegen einige Stimmen
ein Antrag Hendersons angenommen, der die Arbeiterorganisationen der
Mittelmächte ersucht, ihre Kriegsziele bekanntzumachen und auf ihre
Regierungen dahin einzuwirken, daß auch diese ihre Kriegsziele mitteilen,
damit die Welt sehen könne, inwieweit die Ziele aller am Kriege beteiligten
Länder als Grundlage für einen dauerhaften Frieden geeignet seien. Das
für die interalliierte Sozialistenkonferenz am 20. Febr. (s. S. 161 ff.) auf-
gestellte Programm wird gutgeheißen.
Am 24. wird ein Antrag der Pazifisten, daß die Mitglieder des Aus-
führenden Ausschusses, die auch Regierungsmitglieder seien, sich aus dieser
zurückziehen sollen, mit 1561000 gegen 794000 Stimmen abgelehnt. Dieser
Antrag wollte der Koalitionsregierung ein Ende machen. Die Arbeiter der
Maschinenindustrie unterstützen ihn, die Bergarbeiter jedoch, die die stärkste
Organisation haben, stimmen dagegen.
Am 25. wird die Kriegszieldenkschriftder engl. Gewerkschaften
(s. Geschhal. 1917 Tl. 2 S. 375 f.) gutgeheißen. — Renaudel erklärt, daß die
Denkschrift dem Nationalrat der franz. soz. Partei am 17. Febr. vorgelegt
werden würde. Alles werde versucht werden, die Zustimmung der Arbeiter-
partei in den Ver. Staaten und den anderen alliierten Ländern zu sichern.
Er glaube, daß auf diese Weise die gesamten Arbeiterorganisationen der
Alliierten baldigst zu einer Uebereinstimmung hinsichtlich ihrer Kriegsziele
gelangen würden. Dann werde man sich an die Arbeiterorganisationen der
anderen Kriegführenden wenden, in eine gemeinsame Aktion zur Erzielung
eines dauerhaften Friedens einzutreten, der die Niederlage des Imperialis=
mus in der ganzen Welt besiegeln würde. Ferner wird einstimmig eine
Entschließung angenommen, die die Beseitigung der Militärdienstoerordnung
mit Kriegsschluß verlangt und für eine Zwangsabgabe zur Bezahlung
der Kriegsausgaben eintritt. Außerdem wird beschlossen, die Regierung im
Hinblick auf die drohende Gefahr einer Welthungersnot dringend aufzu-
fordern, die jetzige Art der Lebensmittelverteilung fortzusetzen und gegen
den unrechtmäßigen Gewinn einzuschreiten.
24. Jan. (Irland.) Vertagung des ir. Konvents.
In einer Plenarsitzung des Konvents (s. Gesch Kal. 1917 Tl. 2 S. 314)
verliest der Vorsitzende Plunkett ein Schreiben Lloyd Georges, worin
dieser vor einer endgültigen Beschlußfassung die Führer der verschiedenen
Gruppen einlädt, zu einer Rücksprache nach London zu kommen. Der Kon-
vent beschließt, die Einladung anzunehmen, und vertagt sich nach der Wahl
eines besonderen Ausschusses für diesen Zweck bis nach der Abhaltung der
fraglichen Zusammenkunft. — Dieser Schritt der Regierung ist durch die
geringen Aussichten, daß der Konvent von sich aus zu einer Einigung ge-
langt, veranlaßt.
25. Jan. Zum engl.-holländ. Durchfuhrverbotsstreit.
Die Regierung veröffentlicht ein Weißbuch, enthaltend weitere amt-
liche Korrespondenz zwischen der engl. und der holländ. Regierung betr. Durch-
fuhr durch Holland von Materialien, die zum Gebrauch für militärische