Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

156 Großbriiaunien. (Febr. 12.—15.) 
eine höfliche Aeußerung an Wilson und andere, dahingehend, daß uns diese 
Frage nichts angeht. Cz. hat keine einzige bestimmte Frage behandelt, ohne 
die bestimmteste Weigerung abzugeben, irgendwelche Bedingungen darüber, 
die als mögliche Friedensbedingungen betrachtet werden könnten, zu er- 
örtern. Was die deutsche Antwort anbelangt, so ist es jedem, der sie liest, 
schwer, zu glauben, daß es Hertling mit einigen der Forderungen, die er 
aufstellte, Ernst war. Was war seine Antwort auf die sehr gemäßigten von 
den Alliierten aufgestellten Bedingungen? Sie ging dahin, daß Großbritannien 
seine Kohlenstationen auf der ganzen Welt, von denen er ein halbes Dutzend 
namentlich aufführt, aufgeben müsse. Dieses Verlangen wurde damit zum 
ersten Male aufsgestellt, und ich muß sagen, ich glaube, daß dies die 
allerletzte Forderung war, die Deutschland mit Anstand erheben konnte. 
Die deutsche Flotte hat in diesen Kohlenstationen immer die gastfreundlichste 
Aufnahme erfahren. Diese Schiffe erhielten dort genau den gleichen Bei- 
stand wie die britischen Kriegsschiffe. Dasselbe gilt von den gewöhnlichen 
deutschen Handelsschiffen. Es bestanden dort deutsche Kohlenfirmen, die ihr 
Geschäft unter genau denselben Umständen führten wie britische Firmen. 
Ich gestehe, daß die Erhebung solcher Forderungen, zum ersten Male im 
vierten Kriegsjahr, der beste Beweis dafür ist, daß das Deutsche Reich oder 
wenigstens seine gegenwärtigen Leiter nicht in einer Stimmung sind, ver- 
nünftige Friedensbedingungen mit den Alliierten zu erörtern. Ich bedaure 
dies auf das tiefste, aber es hat keinen Zweck, nach Frieden zu rufen, wenn 
keiner gefunden werden kann. Jene Bedingungen wurden sorgfältig geprüft 
mit der wirklichen Absicht, in ihnen etwas zu finden, das als ein Anzeichen 
dafür, daß die Mittelmächte berrit seien, einer Basis für eine Vereinbarung 
irgendwie näherzukommen, gelten konnte, und ich muß gestehen, daß die 
Prüfung dieser beiden Reden sich als äußerst enttäuschend für diejenigen 
herauestellte, denen aufrichtigst am Herzen lag, in ihnen einen echten und 
wirklichen Friedenswunsch zu finden. Die Handlungsweise des Deutschen 
Reiches gegenüber Rußland beweist, daß alle Erklärungen über Frieden 
ohne Annexionen und Entschädigungen keine wirkliche Bedeutung haben. 
Ueber Belgien wurde keine Antwort gegeben, die als befriedigend betrachtet 
werden kann; desgleichen nicht über Polen und die berechtigten Ansprüche 
Frankreichs auf Rückerstattung seiner verlorenen Provinzen. Kein Wort 
wurde über die Bevölkerung ital. Rasse und Sprache, die jetzt unter dem 
österr. Joche lebt, gesagt, und was die Türkei anbelangt, so kann man, wie 
ich bereits angedeutet habe, weder bei Hertling noch Czernin ein Anzeichen 
dafür finden, daß sie bereit seien, die Rechte der Araber auf Mesopotamien 
und Arabien anzuerkennen. Die bloße Verleugnung dieser Rechte ist ein 
Anzeichen, daß sie entschlossen sind, das, was sie Integrität der Türkeie 
nennen, aufrechtzuerhalten. Es würde mich freuen, wenn irgend ein Mitglied 
dieses Hauses mir irgendetwas in diesen Reden zeigen könnte, das mög- 
licherweise als Beweis dasür, daß die Mittelmächte bereit seien, Frieden 
zu Bedingungen zu machen, die wir als gerecht und vernünftig betrachten 
können, angesehen werden kann. Ich habe nichts dergleichen gesunden, wie 
ich mit dem tiefsten Bedauern erklären muß. Die Regierung kann nicht im 
geringsten von ihrer Erklärung der Kriegsziele, die sie aufgestellt hat, ab- 
gehen, die sie noch immer als die Ziele und Ideale, für die wir kämpfen, 
ansieht. Es sind alle Anzeichen dafür vorhanden, daß die ganze Nation 
jene Erklärung als gerecht und gemäßigt ansieht, und bevor nicht ein besserer 
Beweis. als durch die beiden Reden geliefert wird, dafür besteht, daß die 
Mittelmächte bereit seien, sie in Erwägung zu ziehen, wird es unsere 
traurige Pflicht sein, alle zur Herstellung des Völkerrechts in der gesamten 
Welt nötigen Vorbereitungen zu treffen. Ueber den Kriegsrat von
	        
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