Großbritannien. (Febr. 12.—15.) 157
Versailles sagt Lloyd George u. a.: Rußland ist aus dem Krieg ausge-
schieden. Seitdem hat eine sehr beträchtliche Anzahl von deutschen Divisionen
gegenwärtig die Ostfront verlassen. Sie ist nach dem Westen gebracht worden.
Die Lage wurde sehr viel bedrohlicher, als sie im Nov. des letzten Jahres
war. Die Alliierten sind in Versailles zusammengekommen, um die besten
Mittel zur Begegnung dieser Bedrohung im Jahre 1918 zu beraten. Bis
zu diesem Jahre besaßen die Alliierten die überwältigende Mehrheit an
Truppen auf der Westfront. Stufenweise und sogar rasch hat diese Ueber-
legenheit nachgelassen, besonders während der wenigen letzten Wochen, trotz
der von den Deutschen den Russen gegenüber eingegangenen Verpflichtung,
daß während des Waffenstillstandes keine Truppen von der Ost= nach der
Westfront abgezogen werden sollten. Sie werden so schnell, wie dies die
Eisenbahn oder andere Verkehrsmittel gestatten, befördert, und das müssen
wir uns vor Augen halten, wenn wir über die Friedensbedingungen sprechen;
denn es hat einen tatsächlichen Einfluß auf die Bürgschaften. Informationen
auszuplaudern, die die Kaiserreiche wünschen, wäre ein Verrat ohnegleichen,
und ich lehne es ab, einen solchen zu begehen. Es genügt, zu sagen, daß
die getroffenen Entschließungen einstimmig waren. Es gibt keine Armee,
deren Sicherheit von der Ausführung dieser Entschließungen abhängiger ist
als die britische. Sie nimmt den wichtigsten Frontabschnitt ein. Frankreich
verlangte von der britischen Armee, daß sie keine geringere, sondern eine
höhere Verantwortung übernehme, und dies ist in sich selbst ein Beweis
des Vertrauens zur Tapferkeit und Tüchtigkeit unserer Armee und ihrer
Führung. Es ist unmöglich, dem Hause mitzuteilen, was für exekutive
Befugnisse dem Versailler Kriegsrat übertragen worden sind, wenn man
nicht sagen will, was er für eine Aufgabe habe. Es handelt sich um eine
bestimmte Aktion, über die durch den Kriegsrat in Versailles entschieden
wurde, deren Ausführung den Vertretern der Regierung in Versailles an-
vertraut wurde; nicht notwendig den Vertretern der augenblicklichen Re-
gierung, sondern jeder Regierung, die in Versailles beraten wird. Glauben
Sie mir, dies ist eine militärische Entscheidung. Weiß Asquith, was das
bedeutet? Ich sage, es ist eine militärische Entscheidung von größter Be-
deutung. Die fortwährende Erörterung dieser Angelegenheiten in den Zei-
tungen macht die Kriegführung unmöglich. Ich meinerseits würde sie sämtlich
verbieten, weil ich glaube, daß anders eine Kriegführung unmöglich ist.
Ich appelliere an das Unterhaus, die Regierung in ihrer Entschlossenheit
zu unterstützen, daß, wenn Entschließungen dieser Art getroffen werden, sie
ausgeführt werden müssen und dem Feinde nicht enthüllt werden dürfen,
um ihm Nachrichten an die Hand zu geben, die ihm ermöglichen, seine
Gegenmaßnahmen vorzubereiten.
Am 13. übt der frühere Minister des Innern Herbert Samuel (Lib.)
an den Ergebnissen des gegenwärtigen Regierungssystems scharfe Kritik und
bezeichnet sie, abgesehen von den militärischen Operationen, über die man
nur eine unvollkommene Kenntnis besitze, als ungenügend.
Schatzkanzler Bonar Law erwidert, die Rede Samuels sei eine Ver-
urteilung nicht nur des gegenwärtigen Systems, sondern der derzeitigen
Regierung. In diesem Falle habe das Haus die Pflicht, eine Regierung
einzusetzen, zu der es Vertrauen habe. Bis die Zeit komme, wo man glaube,
dies tun zu können, möge man sich einer Kritik enthalten. Sodann gibt er
einige interessante Zahlen, welche zeigen, was die verschiedenen Verwaltungs-
zweige geleistet haben. Ueber die Arbeit des Departements für den natio-
nalen Dienst sagt er: 1917 stellte es in die Armee 820645 neue Leute ein,
und durch die Regierungsmaschinerie wurden in der Heimat 731 000 Männer
und 804000 Frauen in Dienst genommen. Zur Nahrungsmittelversorgung