164 Grohbbritannien. Febr. 21.—27.
esse, gegen solche Vorgänge zu protestieren und zu verhindern, daß solche
Projekte verwirklicht werden. Das ist der Wunsch der Verfasser und Unter-
zeichner des Memorandums. In demselben Geiste bitten wir Cuch, dieses
Schriftstück einer gewissenhaften und gründlichen Prüfung zu unterziehen.
(Die Antwort der deutschen Soz. s. Tl. 1 S. 223 f.: s. auch unten 13. Juli.)
21. Febr. Der Direktor des „Daily Chronicle" Robert Donald
wird zum Direktor der Propaganda für die neutralen Länder ernannt.
26. Febr. Verfassung der neuen „Arbeiterpartei“.
„Reuter“ meldet: Eine Konferenz der Arbeiterpartei hat die neue
Parteiverfassung (s. S. 150 f.) und die Vorschläge über die Grundlagen der
Mitgliedschaft angenommen. Das Ergebnis ist bemerkenswert durch die
völlige Niederlage der Gruppe der Unabh. Arb. Mitglieder können Hand-
und Kopfarbeiter werden. Ein Antrag, der darauf ausging, eine starke
Mitgliedschaft von Kopfarbeitern zu verhindern, wurde mit überwältigender
Mehrheit abgelehnt. Zwei andere Anträge, die bezweckten, die Zahl der
Sitze und Stimmen der Unabh. Arb. in dem ausführenden Ausschuß zu
vermehren, wurden bei der ersten Abstimmung mit 1600000 gegen 757000
und bei der zweiten mit 1839000 gegen 315000 abgelehnt.
27. Febr. (Unterhaus.) Balfour über Hertlings Friedensrede.
Holt (Lib.) sagt, daß Graf Hertling (s. Tl. 1 S. 86 ff.) dem Anscheine
nach die vier Friedensgrundsätze Wilsons (s. Ver. St., 11. Febr.) angenommen
habe, und fragt, ob sie auch die Zustimmung der engl. Regierung und der
Alliierten fänden und ob die Regierung versuchen wolle, da alle Parteien
in grundsätzlichen Punkten übereinstimmten, diese Uebereinstimmung in
konkrete Bedingungen zu übertragen. "
Der Staatssekretär des Aeußern Balfour erwidert u. a.:: Holt meint,
Hertlings Rede sei eine durchaus befriedigende Grundlage für Unterhand-
lungen, anscheinend, weil Hertling die vier Vorschläge Wilsons angenommen
habe. Er wandte sich mit herausfordernder Miene nach mir und fragte,
ob die Regierung so weit gehen wolle. Wilson war gewiß gut beraten, als
er jene Fragen der völkerrechtlichen Billigkeit stellte. Aber Wilson wäre
selbst der erste, der sagte, daß, wenn es auch nötig war, sie zu stellen,
doch nichts Neues und Paradoxes darin liege, und uns ist nie der Ge-
danke gekommen, daß ich hier im Hause aufstehen und sagen sollte, daß
ich mich mit den vier Vorschlägen in völliger Uebereinstimmung befände.
Vielleicht wäre es angebracht, genau zu prüfen, wie wir Hertlings Zu-
stimmung zu Wilsons Vorschlägen bewerten sollen. Aber vorher muß ich etwas
zu einer Bemerkung Holts über Belgien sagen. Soviel ich sehe, ist er
der einzige in der ganzen Welt außerhalb der deutschen Grenzen, der Hert-
lings Erklärung über Belgien als befriedigend betrachtet. Es gibt sehr
viele andere Fragen, die auf der Friedenskonferenz zu erledigen sein werden
und die jetzt die europäischen Nationen trennen. Aber keine Frage ist ein
besserer Prüfstein für die Ehrlichkeit der Absichten der Diplomatie der
Mittelmächte und namentlich Deutschlands. Holt weiß sehr wohl, daß der
deutsche Angriff auf Belgien unprovoziert war. Er weiß wie jeder andere,
daß es nicht nur ein unprovozierter Angriff auf eine kleine harmlose
Nation war, sondern daß der Angriff von einer der Nationen ausgeführt
wurde, die die Sicherheit jener kleinen harmlosen Nation garantiert hatten.
Das sind die Gemeinplätze der Lage, das sind die geschichtlichen Thesen,
die jeder auswendig kennt. Die angreifende Nation hat unter diesen Um-
ständen nur einen Weg, nämlich zu sagen, wie sie es getan hat, „ich habe
gesündigt". Das hat sie durch den Mund des früheren Kanzlers gesagt.