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dem man dann durch einen Völkerbund, entsprechend den Prinzipien der
allgemeinen Moral, ein festes Gefüge geben könne. Eine Abschwächung
unserer Kriegsziele auf diesem Gebiete wäre ein Verbrechen nicht nur gegen
den Nationalstolz und den edelsten nationalen Ehrgeiz, sondern auch gegen die
Prinzipien des allgemeinen Friedens, die wir alle befestigt zu sehen wünschen.
Die Kreditvorlage wird schließlich einstimmig angenommen.
4. Aug. Botschaft Lloyd Georges und Hendersons.
Gelegentlich des Jahrestages des Kriegsausbruchs richtet Lloyd
George eine Botschaft an England und an die Dominions, worin es
heißt: Die Botschaft, die ich den Briten am vierten Jahrestage des Kriegs-
ausbruches sende, ist: Harret aus!, weil unsere Aussicht auf den Sieg noch
niemals so groß war wie heute. Vor sechs Monaten haben die Führer
Deutschlands die gerechten und ehrlichen Bedingungen, die die Alliierten
gestellt haben, von der Hand gewiesen. Die letzte Maske einer bis dahin
zur Schau getragenen Mäßigung wurde abgeworfen. Es erfolgte die Ver-
teilung Rußlands, die Unterdrückung Rumäniens und der Versuch, mit
großer Uebermacht und durch verzweifelte Angriffe den Sieg über die
Alliierten zu erringen. Dank der unbesiegbaren Tapferkeit aller alliierten
Heere erkennt nun jedermann deutlich, daß dieser Eroberungstraum, durch
den die Deutschen den Krieg verbrecherisch verlängern, niemals in Erfüllung
gehen kann. Noch ist aber der Kampf nicht entschieden. Die große preuß.
Autokratie wird noch verzweifelte Versuche machen, einer endgültigen Nieder-
lage zu entgehen, um dem Militarismus neues Leben zu verschaffen. Wir
dürfen diesen Kampf zur Beseitigung dieser Antokratie nicht unseren Nach-
kommen überlassen, nur damit wir selbst den weiteren Greueln dieses Krieges
entgehen. Wir haben nun einmal den Kampf begonnen und wir müssen
ihn fortsetzen, bis unser gerechtes Ziel erreicht ist. Es gibt keinen anderen
Ausweg, von diesem Kriege befreit zu werden. Deshalb heißt die Parole:
Ausharren! (Mit dem „von Deutschland abgelehnten Friedensangebot" sind
offenbar die Bedingungen gemeint, die Lloyd George am 5. Jan. (s. S. 142 ff.]
den Führern der britischen Gewerkschaften als die Kriegsziele des Verbandes
bekanntgab.)
Am gleichen Tage erläßt der Führer der Arbeiterpartei Henderson
eine Kundgebung, in der es heißt: Die britische Arbeiterklasse wird nie die
Rechte der Menschheit preisgeben, um die selbstsüchtigen Wünsche des deutschen
Imperialismus zu befriedigen, aber es liegt ihr sehr viel daran, die Mit-
wirkung der deutschen Soz. zu gewinnen für die große Aufgabe des Wieder-
aufbaues der Zivilisation auf Grundlage eines gerechten und dauerhaften
demokratischen Friedens. In diesem Geiste werden wir auch weiter handeln.
7. Aug. (Unterhaus.) Lloyd George über die Lage (Geheim-
abkommen mit Frankreich).
Premierminister Lloyd George gibt in der üblichen Form eine ein-
gehende Darstellung der Lage (s. den ausführlichen Bericht der „Frankf. Ztg.“
v. S. Aug. Abendbl.). Bemerkenswert sind besonders folgende Sätze: Vor vier
Jahren beschloß das Britische Reich, alle seine Kräfte einzusetzen in dem
größten Krieg, den die Welt jemals erleben sollte, nicht weil ein Einfall
in das britsche Gebiet stattgefunden hatte oder drohte, sondern weil das
internationale Recht verletzt worden war. Als der Krieg ausbrach, besaßen
wir eine Flotte, die so mächtig war wie die drei uns an Stärke folgenden
Flotten zusammen. Wir hatten ein Abkommen (compact) mit Frank-
reich, wonach wir diesem Lande zu Hilfe kommen würden, wenn es mut-
willig angegriffen würde. (Zuruf des Abg. Hogges: Das wußten wir nicht!)