Frankreih. (April 21.—Mai 12.) 259
dem Hinweis auf die gegenwärtige kritische Lage bekämpft wird, mit 359
gegen 158 Stimmen abgelehnt hat.
Der Senat nimmt das von der Kammer bereits angenommene Projekt
an, wonach die Präfekten auf Anordnung der Regierung ermächtigt sind,
unbestellte Ländereien von Staats wegen bestellen zu lassen, und vertagt sich
bis 7. Mai.
21. April. Neubildung des Versailler Kriegsrats.
Infolge eines Antrages des Generals Foch wird die Mitgliederzahl
des Versailler Kriegsrats auf 4 vermindert. Nach dem „Echo de Paris“
gehören ihm an als Vorsitzender General Bélin (Frankreich), als Mit-
glieder die Generale Sackville-West (Großbritannien), Robilant (talien)
und Bliß (Vereinigte Staaten). (Der Versailler Kriegsrat ist der inter-
alliierte ständige militärische Ausschuß, der, ebenso wie der Oberste Kriegs-
rat, während der Konferenz in Rapallo (s. S. 244) eingesetzt wurde.)
22. April. Zusammentritt der Generalräte.
26. April. Abschluß der deutsch-franz. Verhandlungen über Ge-
fangenenfragen in Bern. (S. Schweiz.)
1.—2. Mai. (Abbeville.) 5. Tagung des interalliierten Obersten
Kriegsrates.
Den Vorsitz führt Clemenceau. Den Verhandlungen wohnen u. a. bei
Lloyd George, Orlando, Milner, die Generale Foch, Sackville-West, Robilant,
Bliß, Bélin, Wilson, Haig, Pershing, Pétain, Admiral Wimmie und Ad-
miral Le Bon. Es wird militärisch ein volles Einvernehmen erzielt.
7. Mai. Wechsel des Botschafters in Tokio.
Der bish. Seinepräfekt Delanney wird an Stelle Regnaults, der
zur Disposition gestellt wird, zum Botschafter in Tokio ernannt.
7. Mai. (Kammer.) Die Regierungsvorlage betr. die Ent-
schädigung der Zivilbevölkerung für Kriegsschäden wird angenommen.
8. Mai. Abschluß der Untersuchung betr. den Zwischenfall Cle-
menceau-Czernin.
Der Kammerausschuß für auswärtige Angelegenheiten (s. S. 258)
nimmt nach Beendigung des Studiums des vorgelegten Aktenmaterials mit 14
gegen 5 Stimmen (die drei Soz. Longuet, Cachin und Moutet und Marquis
de Chambrun und Damour) bei 6 Stimmenthaltungen einen von Barthou
eingebrachten Beschlußantrag an, wonach der Ausschuß nach Einholung der
Zeugenaussagen über die in den Jahren 1917 und 1918 geführten Friedens-
besprechungen feststellt, daß diese Besprechungen in keinem Zeitpunkte die Ge-
legenheit zum Abschluß eines für Frankreich und seine Verbündeten annehm-
baren Friedens geboten hätten. Infolgedessen sei der Ausschuß der Meinung,
daß eine Plenarverhandlung über die Angelegenheit gegenstandslos wäre.
10. 14. Mai. (Kammer.) Fleischversorgung.
Die Kammer verhandelt eingehend die Interpellationen betr. die Fleisch-
not. Schließlich nimmt sie durch Handerheben eine Tagesordnung an, worin
die Regierung zur regelrechten Beschlagnahme des Viehbestandes mit Aus-
nahme der Lasttiere aufgefordert wird.
12. Mai. Kundgebung gegen die deutsche soz. Partei.
Bierzig Mitglieder der sozialistischen Parlamentsgruppe ver-
öffentlichen ein Manifest, das ihre Uebereinstimmung mit dem Artikel
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