Frankreich. (Mai 17.—Juni 4.) 261
17. Mai. An Stelle des verstorb. Milleroye wird Painlevé zum
Präsidenten des Luftamtes ernannt.
17. Mai. (Kammer.) Kriegskreditvorlage.
Finanzminister Klotz bringt eine prov. Kreditvorlage ein zur Be-
streitung der militärischen und der außerordentlichen Ausgaben für den
Zivildienst für das dritte Vierteljahr 1918 im Gesamtbetrage von
10698 280 300 Fr. (Die ordentl. Ausgaben für den Zivildienst werden durch
ein Jahresbudget (s. S. 258) bestritten.
19. Mai. (Paris.) Zusammentritt der vierten Interall. Flug-
zeugkonferenz.
23. Mai. (Senat.) Nahrungsmittelfrage.
Bei einer Interpellationsverhandlung über die Nahrungsmittelnot
erklärt Verpflegungsminister Boret in Beantwortung verschiedener Anfragen
über die Einschränkungen und die Beschlagnahmen, daß die Brotkarte vom
1. Juni an im ganzen Lande in Kraft treten werde. Auch sei er durch die
Notwendigkeit, die Armee zu verpflegen, gezwungen, drei fleischlose Tage
einzuführen. Vor allem müsse man die Verteuerung der Lebensmittel zu
verhindern suchen. Man werde die Feiernden und Müßigen verwenden.
Man müsse der Armee die Mittel zu siegen und dem Lande die Mittel zu
leben und zu arbeiten liefern. Die Aussprache schließt mit einem Vertrauens-
votum für den Minister.
25. Mai. Liga der verbandstreuen Russen.
Dem,Temps“ zufolge haben die in Frankreich ansässigen Russen eine
„Liga der vaterlands- und verbandstreuen Russen“ gebildet. An der Spitze
stehen u. a. Iswolski sowie der ehemalige Generalgouverneur Finnlands
Stakowitsch.
3. Juni. (Versailles.) 6. Tagung des interalliierten Obersten
Kriegsrats.
Die Teilnehmer sind ungefähr dieselben wie die der 5. Tagung (s.
S. 259). Durch „Havas“ und „Reuter" wird eine amtliche Kundgebung über
die Sitzung verbreitet, worin General Foch das volle Vertrauen des Obersten
Kriegsrats ausgesprochen wird. Ferner wird amtlich bekannt gemacht: Bei
der Zusammenkunft der Ministerpräsidenten der drei alliierten Länder Frank-
reich, Großbritannien und Italien wurde Einverständnis über die Abgabe
folgender Erklärung erzielt. Polen: Die Schaffung eines einigen und un-
abhängigen poln. Staates mit freiem Zugang zum Meer stellt eine der
Bedingungen für einen dauernden und gerechten Frieden und die Herrschaft
des Rechts in Europa dar. Tschecho-Slowaken und Südslawen: Die
alliierten Regierungen haben mit Genugtuung Kenntnis von der von dem
Staatssekretär der Ver. Staaten abgegebenen Erklärung genommen und
wünschen, sich ihr anzuschließen, wobei sie ihre lebhafte Sympathie für die
freiheitlichen nationalen Bestrebungen der tschecho-slowak. und südflaw.
Völker ausdrücken.
4. Juni. (Kammer.) Vertrauensvotum für Clemenceau.
Dem Hause liegen verschiedene Interpellationsanträge vor, u. a. von
Jobert (Soz.) über die militärische Lage und von Cachin und Brunet
(Soz.) über die allgemeine Lage, die durch die infolge der Wiedereroberung
des Chemin des Dames durch die Deutschen am 27. Mai (s. Kriegschronik).
herrschende Beunruhigung veranlaßt sind.