280 frankreich. (Okt. 6.—10.)
voller Selbständigkeit ohne Zusammenarbeit mit den bürgerlichen Parteien
erfüllen soll und weist die neuen Experimente von Zusammenarbeit zurück,
weil die vergangenen zeigten, daß eine solche Taktik nur die Reaktion im
Innern und den Imperialismus nach außen hin stärkt. Die Partei wird
die durch den Burgfrieden gefährdeten bürgerlichen Freiheiten verteidigen.
Sie ruft das Proletariat zur Verteidigung der Republik auf, sie protestiert
gegen die Verurteilungen und Maßregelungen besonders ihrer Vertrauens-
männer in der Kriegsindustrie und gegen das Skandalurteil des Staatsgerichts-
hofs, sie geißelt die Allianz Clemenceaus mit Royalisten und Bonapartisten.
Die Partei verkündet die Pflicht des Proletariats, seine Anstrengungen zur
Beendigung des blutigen Konflikts zu vervielfachen. Die von den Regierungen
bekämpfte Internationale Sozialistenkonferenz muß baldmöglichst stattfinden,
sie allein kann alle Militarismen entwaffnen und ehrliche und gerechieste
Friedensbedingungen suchen und den Haß auslöschen, welcher neue Kon-
flikte entzünden könnte. Die Partei ist bereit, sofort der Einladung Huys-
mans, Brantings und Troelstras Folge zu leisten. Die Regierungen beider
Kriegsgruppen widersetzen sich der Einberufung der Internationale. Die
sozialistischen und gewerkschaftlichen Organisationen müssen ihre Kräfte ver-
einen, um diese Versammlung durchzusetzen. Im Sinne des Kongresses der
englischen Gewerkschaften wird die Partei jede Regierung bekämpfen, welche
neuerlich die Versammlung der Internationale hindert, ebenso jede Regierung,
welche ein imperialistisches Programm annimmt und annehmbare Friedens-
bedingungen abweist. Die Partei beauftragt den Parteivorstand und die
Fraktion, alle möglichen Mittel inklusive der Kreditweigerung anzuwenden,
und billigt den Beschluß des letzten Kongresses der Konföderation, nötigen-
falls die parlament. Aktion mit der nichtparlament. zu verbinden. Die Partei
verurteilt die Intervention der Entente in Rußland. Die Partei wiederholt
die Ferderung der Selbstbestimmung. Sie wird alle legitimen und gegen-
wärtig realisierbaren nationalen Forderungen bei der Ausarbeitung des
Friedensvertrages möglichst unterstützen, aber sie erwartet von einem beider-
seits durch annexionssüchtige Kapitalistenstaaten geführten Krieg keine wahr--
haft gerechte Lösung. Sie widersetzt sich energisch jedem Programm, welches
zu solchem Zweck den Krieg verlängern würde. Die Partei unterstützte stets
alle Bemühungen, in der heutigen Gesellschaft ein Minimum von Friedens-
garantien, namentlich Schiedsgerichte in der Gesellschaft der Nationen zu
schaffen. Sie würde ihre wesentlichste Idee preisgeben, wenn sie die Arbeiter
nicht daran erinnerte, daß, solange die monarchische Herrschaft und die
kapitalistischen Kämpfe um den Weltmarkt bestehen, der Weltfrieden gefährdet
bleibt. Die Unterzeichnung des Friedens muß die Einleitung des großen
Werkes der wirtschaftlich-politisch-sozialen Umgestaltung sein, für welche der
Krieg die Elemente vorbereitete. Die Erhaltung der Einigkeit anstrebend,
verurteilt die Partei die Abirrungen jener, welche im Kompromiß mit der
bourgeoisen Gesellschaft Bastardlösungen suchen. Bei der Erneuerung der
Welt können die französischen Proletarier nur Proletarier der Internationale
zu Genossen haben.
(Der „Vorwärts“ bemerkt dazu: Diese Resolution läßt den gewaltigen
Schritt nach links ermessen, den die franz. Partei durch den Sieg der bis-
herigen Minderheit getan hat. Immerhin wäre es falsch, anzunehmen, daß
die franz. Partei jetzt etwa in Parallele mit den deutschen Unabhängigen
stände. Denn die Resolution enthält ein klares Bekenntnis zur Landes-
verteidigung, ein Bekenntnis, das die Unabhängigen bisher stets sorgfältig
vermieden haben.)
In der Nachmittagssitzung stimmt der Kongreß einer von Renaudel
beantragten Resolution zu, die sagt: Der Kongreß bestätigt seine Adresse