284 Kranbreich. (Nov. 7.)
Ideal, und es ist (zu den Sozialisten gewandt) Ihr Ruhm, daß Sie dem
Ihrigen treu bleiben. Aber was wir alle wollen, müssen wir auch weiter
wollen. Wir haben die Republik gemacht und sie im Frieden bewahrt. Sie
hat uns im Krieg gerettet. (Stürmischer, allgemeiner Beifall.) Wir haben
den Krieg gewonnen. Der Friede wird ohne Zweifel, wenn auch etwas
später, kommen. Bewahren wir unsere Ideen, vergessen wir aber sie, wenn
es sich um Frankreich handelt. Ich selbst habe keinerlei persönliche Interessen.
Ich sehne mich nach dem Augenblick, wo die Ereignisse mir gestatten, mich
zurückzuziehen. Es ist schön, die Menschheit zu lieben, man muß aber noch
mehr Frankreich lieben. Wir müssen Brüder sein, und wer uns fragt, wer
uns diesen Gedanken eingibt, dem werden wir antworten: Frankreich will
es, Frankreich will es! (Beifall auf fast sämtlichen Bänken des Hauses.)
Trotz des Protestes der Sozialisten wird die Veröffentlichung der Rede
durch Anschlag beschlossen. Abg. Mayéras (Soz.) beantragt eine Inter-
pellation über den genauen Sinn der Antwort Wilsons an Staatssekretär
Solf. Der Minister des Auswärtigen Pichon antwortet: Die Regierung
kann keine Interpellation über diesen Gegenstand annehmen (Beifall). Abg.
Renaudel (Soz.): Die, die schweigen wollen, mögen es tun, aber die, die
dieser Ansicht sind, daß das Land unterrichtet werden muß, sollen sprechen.
Deshalb bringe ich eine Interpellation ein über die Erklärung der Re-
gierung. Man hat von einem Frieden des Rechts gesprochen. Wir sind
der Ansicht, daß das Parlament auch unterrichtet sein muß über die Be-
dingungen, die gestern im „Journal de Genè#e“ erschienen sind. Clemenceau:
Die englische Regierung hat mich in Kenntnis gesetzt, daß die Oesterreicher
dem „Journal de Geneve“ diese Bedingungen mitgeteilt haben. Man kann
mich dafür nicht verantwortlich machen. Abg. Renaudel: Sie haben von
einer großen Anzahl von Fragen gesprochen, die die innere und äußere
Politik betreffen. Ich verlange, daß meine Interpellation am 8. beraten
wird. Abg. Mayéêras verlangt, daß die Regierung ihm sage, ob sie mit den
14 Punkten des Präsidenten Wilson einverstanden ist. Präsident Deschanel
fordert Mayéras auf, nicht weiter auf diesen Gegenstand einzugehen. Abg.
Mayéêras: Diejenigen, die schweigen, werden später Rechenschaft abzulegen
haben. Pichon: Solche Debatten, die glauben machen könnten, daß Zwiespalt
herrsche zwischen der Regierung und dem Präsidenten Wilson, würden den
nationalen Interessen widersprechen, deshalb dürfen wir nicht antworten.
Abg. Mayéras: Präsident Wilson hat Ihnen präzise Fragen gestellt, Sie
müssen ebenso präzise antworten.
Die Vertagung der Interpellation Manéras, die von der Regierung
verlangt wird, wird mit 430 gegen 57 Stimmen beschlossen. Minister
Pichon weigert sich, sich über die Interpellation Renaudels in eine Debatte
einzulassen, und fügt hinzu: Die Regierung weigert sich überhaupt, in eine
Debatte einzugehen, und stellt die Vertrauensfrage. Abg. Renaudel prote-
stiert. Er könne dieses Stillschweigen gegenüber den Volksvertretern nicht
zulassen, denen man die Vertrauensfrage stelle, sobald sie Erklärungen ver-
langen. Die Vertagung der Interpellation Renaudels mird mit 410 gegen
62 Stimmen bei 15 Stimmenthaltungen angenommen. Gegen das Vertrauens-
votum stimmen 56 Sozialisten, darunter Bracke, Renaudel, Sembat; dafür
stimmen 18, darunter Varenne. Unter den 15 Abg., die sich der Stimme
enthalten, sind Thomas und Detory.
7. Nov. Erklärung über die Kriegsziele im Orient. (S. S. 225.)
7. Nov. (Senat.) Huldigung für Clemenceau und Foch.
Präsident Dubost und der Minister des Aeußern Pichon feiern in
patriotischen Ansprachen, wie es am 5. (s. o.) in der Kammer geschehen ist,