Bie Ssterreichis-#unariseze Monarchie und die Nachsolzestaaten. (April 2.) 25
habe ich für Oesterreich-Ungarn. Die Feinde müssen, nachdem sie militärisch
erobert wurden, auch moralisch erobert werden, erst dann ist der Sieg ein
vollständiger — hier muß die Diplomatie die Arbeit der Armeen ergänzen.
Seitdem ich im Amte bin, habe ich nur ein Ziel gehabt: dem Reich
einen ehrenvollen Frieden zu bringen und Zustände zu schaffen, die
Oesterreich-Ungarn die künftige freie Entwicklung sichern, und ferner alles.
Menschenmögliche zu machen, damit dieser entsetzliche Krieg für undenkliche
Zeit der letzte sei. Ich habe niemals etwas anderes gesagt und niemals
etwas anderes versucht. Aber ich versuche nicht, diesen Frieden zu erbetteln,
nicht, ihn durch Bitten und Klagen herbeizuführen, sondern ihn durch unser
moralisches Recht und unsere physische Kraft zu erzwingen. Ich halte jede
andere Taktik für kriegsverlängernd, und ich muß es leider sagen, in den
letzten Wochen und Monaten ist in Oesterreich vieles gesprochen und getan
worden, was zweifellos diesen schrecklichen Krieg verlängert. Die Kriegsver-
längerer verteilen sich in verschiedene Gruppen ihren Motiven und ihrer
Taktik nach. Da sind erstens diejenigen, die ununterbrochen um den Frieden
bitten; sie sind verächtlich und töricht und sie verlängern den Krieg. In
Frankreich nennt man diese Sorte „Defaitisten“, allerdings aber springt man
dort weniger sanft mit ihnen um als bei uns. Das Streben nach einem
Frieden um jeden Preis ist verächtlich, da es unmännlich ist, und töricht,
weil es dem bereits ersterbenden feindlichen Angriffsgeist unausgesetzt neue
Nahrung zuführt, daher künstlich das Gegenteil dessen erreicht, was beab-
sichtigt wird. Der Friedenswunsch der breiten Masse ist ebenso natürlich
wie verständlich, er ist auch keine österreichisch-ungarische Spezialität, sondern
eine Welterscheinung — aber die Führer des Volkes müssen bedenken, daß
gewisse Aeußerungen im feindlichen Auslande das Gegenteil dessen erreichen,
was sie anstreben. Ich möchte diesen Männern das Beispiel unseres
Monarchen vorführen, welcher gewiß den Frieden will, aber niemals einen
anderen als einen ehrenvollen Frieden schließen wird. Ich habe fußend
auf dem festen Vertrauen in unsere Kraft und die Gerechtigkeit unserer
Sache — ich habe auf diesem Wege bisher drei maßvolle, aber ehrenvolle
Frieden geschlossen. Auch unsere noch erübrigenden Feinde beginnen zu
verstehen, daß wir nichts anderes wollen als die gesicherte Zukunft der
Monarchie und die der Bundesgenossen, daß wir aber diese Zukunst auch
erzwingen wollen, erzwingen können und erzwingen werden. Ich werde auf
diesem von mir eingeschlagenen Wege rücksichtslos fortschreiten und den
Kampf mit jedem aufnehmen, der sich mir dabei in den Weg stellt. Die
zweite Gruppe der Kriegsverlängerer sind die Annexionisten. Die Annexio-
nisten sind genau so Feinde des Friedens wie die sog. Defaitisten, beide
verlängern den Krieg. Es ist eine Verdrehung, zu behaupten, daß Deutsch-
land im Osten Eroberungen gemacht habe. Die Leninsche Anarchie hat die
Randvölker in die Arme Deutschlands getrieben und sie veranlaßt, in einer
Anlehnung an das Deutsche Reich Zuflucht vor jenen entsetzlichen Zuständen.
zu suchen, welche in Großrußland wüten. Soll Deutschland die freiwillige
Anlehnung fremder Nachbarstaaten verweigern müssen? Die deutsche Re-
gierung will ebensowenig Vergewaltigungen begehen als wir und ich bin
fest überzeugt, weder die Annexionisten, welche die Welt mit ihrem Er-
oberungsgeschrei erfüllen und ihr die Furcht vor weltbeherrschenden, die
ganze übrige Welt unterdrückenden Plänen einflößen, noch die Schwäch-
linge, die unausgesetzt um Frieden bitten und den Feinden beteuern, daß
wir am Ende unserer Kraft seien, werden den maßvollen, aber ehrenvollen
Frieden dauernd verhindern können. Sie verzögern ihn; verhindern können
sie ihn nicht. Wir haben in den letzten Wochen ein gutes Stück Weges
zum allgemeinen Frieden zurückgelegt. Das letzte Kapitel des großen