286 krankreich. Nov. 12.—17.)
hatten unerträgliche Quälereien und abscheuliche Beleidigungen zu erdulden.
Aber ihr werdet auf die begangenen Verbrechen nicht durch Gewalttaten
antworten, die euch im Ueberschwang eurer Gefühle gerecht erscheinen könnten.
Ihr werdet Disziplin und Achtung vor der Person und dem Eigentum be-
wahren. Nachdem ihr euren Gegner mit den Maffen geschlagen habt, werdet
ihr ihm noch durch die Würde eurer Haltung imponieren. Dann wird die
Welt nicht wissen, was sie mehr bewundern soll: eure Haltung im Erfolg
oder euren Heroismus im Kampfe. Ich neige mich vor euren Fahnen!
Es lebe Frankreich!
12. Nov. (Kammer.) Das Haus nimmt ein Gesetz an, wo-
nach sämtliche Arbeiter, die beim Beginn des Krieges in öffentlichen
und privaten Betrieben angestellt waren, ihre Stellen bei der
Rückkehr aus dem Felde wiederfinden sollen.
12. Nov. Die Soz. zur Unterzeichnung des Waffenstillstandes.
Der ständige Verwaltungsausschuß der soz. Partei Frankreichs
nimmt nach einer lebhaften Aussprache zwischen den Anhängern Longuets
und der Gruppe der Regierungssozialisten mit 13 gegen 11 Stimmen folgende
Tagesordnung an: Der Waffenstillstand ist unterzeichnet. Die soz. Partei
(franz. Abteilung der Arbeiterinternationale) gibt ihrer Freude Ausdruck
über den Abschluß der Feindseligkeiten, das Vorspiel des nahen Friedens.
Sie begrüßt die deutsche Republik und die Uebernahme der Staatsgewalt
durch die Arbeiterklasse Wie in dem Rußland der Sowjets tritt der Sozialis-
mus in ganz Mitteleuropa und überall sonst als der berufene Liquidator
der vom Kriege hinterlassenen politischen und sozialen Lage auf. Die
Partei sieht das Vertrauen gerechtfertigt, das sie immer auf die Aktion der
Völker gesetzt hat. Sie anerkennt, daß gewisse Bedingungen des Waffen-
stillstandes von Seiten der Regierungen der Entente die Absicht einer ver-
brecherischen bewaffneten Intervention gegen das revolutionäre Rußland
befürchten lassen, und wendet sich deshalb an alle Klassen des franz. Prole-
tariats, um zu verhindern, daß der in Rußland, Deutschland und Oesterreich
ins Leben tretende Sozialismus durch die Koalition eines fremden Kapitalis-
mus erdrückt werde. Die Partei fordert die franz. Arbeiter dringend auf,
sich ihren Gewerkschaften und Parteivereinen anzuschließen, die Zeitungen
ihrer Klasse zu unterstützen und sich bereit zu halten, um den Sozialismus
in Frankreich zum Siege zu führen, wie in den übrigen Ländern Europas.
14. Nov. Verwaltungsmaßnahmen für Elsaß-Lothringen.
„Havas" meldet: Der Ministerrat hat sich mit den auf die Organisation
der Verwaltung Elsaß-Lothringens bezüglichen Fragen beschäftigt und die
Ernennung der hierfür notwendigen höheren Beamten vollzogen. — Für
Straßburg, Metz und Colmar wird je ein Oberkommissar ernannt, der die
Leitung der Zivilverwaltung übernimmt.
17. Nov. Poincaré für Annexion Elsaß-Lothringens.
Bei einer großen öffentlichen Feier auf der Place de la Concorde vor
der Straßburg-Statue zu Ehren der Rückkehr Elsaß-Lothringens zu Frank-
reich hält Präsident Poincaré die Festrede, wobei er sich gegen eine Volks-
abstimmung in Elsaß-Lothringen wendet. Er sagt: Ein solches Plebiszit ist
1. überflüssig, denn wir haben ein unveräußerliches Recht auf diese Pro-
vinzen; 2. wäre eine zutreffende Kundgebung der Volksseele undurchführbar,
denn seit dem Frankfurter Frieden haben zahlreiche Familien Elsaß-
Lothringen verlassen.