292 krankreich. (Dez. 14. 17.)
gelassen; jetzt, vo im Kongreß zu Versailles die ernstesten Fragen, die
jemals an die Welt herangetreten seien, erörtert würden, müsse das Par-
lament wissen, was die Vertreter der französischen Republik dort vornehmen
wollten. Die Abgg. Lafont und A. Thomasschließen sich den Forderungen
Cachins an. Die Kammer steht jedoch sichtlich unter dem Eindruck der Rede
Clemenceaus über den Besuch in Elsaß--Lothringen, und so wird auch diese
Interpellation mit 357 gegen 141 Stimmen abgelehnt.
14. Dez. (Paris.) Ankunft des Präsidenten Wilson.
Präsident Wilson und Gemahlin, die am 13, an Bord des amerik.
Dampfers „George Washington“ in Brest eingetroffen sind, werden bei ihrer
Ankunft in Paris von Präsident Poincaré mit feierlichem Zeremoniell
empfangen. Präsident Wilson nimmt im Palais Murat Wohnung. Bei
einem Frühstück im Elysée werden zwischen den beiden Staatsoberhäuptern
offizielle Txyinksprüche ausgetauscht. (Den Wortlaut s. in der „Deutsch. Allg.
Ztg.“ 1918 Nr. 638.)
Am gleichen Tage finden große soz. Kundgebungen statt, die von
der Regierung nach Möglichkeit unterdrückt werden. Ein von den Soz. ge-
planter Huldigungszug zur Wohnung des Präsidenten wird verboten. Da-
gegen empfängt Präsident Wilson eine 25gliedrige Abordnung der
parlamentarischen sozialistischen Gruppe und des Allgem. Arbeits-
verbandes. Abg. Renaudel verliest eine Adresse, worin die volle Ueber-
einstimmung der Ansichten der Arbeiter und des Präsidenten Wilson über
die Auffassung vom Krieg und vom Frieden festgestellt wird.
In seiner Erwiderung sagt Wilson: Ich empfange mit großem In-
teresse die Adresse, die Sie mir soeben vorgelesen haben. Der Krieg, den
wir gerade durchgemacht haben, hat in einer unvergeßlichen Weise die außer-
ordentlichen Uebel beleuchtet, die durch eine unumschränkte und unverant-
wortliche Gewalt hervorgerufen werden können. Es ist nicht möglich, das
Glück und Gedeihen der Völker in der Welt zu sichern oder einen dauernden
Frieden zu schaffen, wenn nicht die Wiederholung solcher Uebel unmöglich
gemacht ist. Das ist wirklich ein Völkerkrieg gewesen. Er ist gegen Ab-
solutismus und Militarismus geführt worden, und diese Feinde der Freiheit
müssen von jetzt ab außerstande gesetzt werden, ihren grausamen Willen
gegen die Menschheit weiter geltend zu machen. Nach meinem Urteil ge-
nügt es nicht, diesen Grundsatz aufzustellen. Es ist notwendig, daß er von
einem Zusammenwirken der Völker gestützt wird, das auf bestimmte und
klare Uebereinkommen gegründet und durch das WerkzZeug eines VBölker-
bundes seines wirksamen Einflusses sicher ist. Ich glaube, dies ist die Ueber-
zeugung aller einsichtigen und liberalen Menschen. Ich habe das Vertrauen,
daß dies der Gedanke derer ist, die Ihr eigenes großes Volk leiten, und
ich sehe mit besonderem Vergnügen dem Zusammenarbeiten mit ihnen ent-
gegen, um die Bürgschaft eines ewigen Friedens der Gerechtigkeit und des
Rechtes sicherzustellen, der die Opfer dieses Krieges rechtfertigen und die
Menschen dazu anhalten soll, auf diese Opfer als auf den dramatischen
Schlußakt ihrer Befreiung zurückzublicken.
17. Dez. (Kammer.) Budget Jan.—März 1919.
Finanzminister Klotz bringt den Gesetzentwurf betr. die prov. Kredite
für die ersten drei Monate des Jahres 1919 ein. Die Kredite, deren Ge-
samtbetrag sich auf 10529640000 Fr. beläuft, umfassen militärische und
außerordentliche Zivilausgaben. Auf Kriegsausgaben entfallen 7225242000,
auf industriellen Wiederaufbau 694550 240, auf die Marine 508076000,
auf Handel 682 258 800, auß Blockade und die befreiten Gegenden 301658 500 Fr.