26 bie sterreichisch, ungarilche Monarc#ie und die MAacselzekksaten. April 2.)
Weltendramas bricht an. Wir werden uns durchsetzen, und vielleicht ist die
Zeit nicht mehr ferne, wo wir auf die letzten Jahre zurückblicken werden
wie auf einen langen bösen Traum. Die Defaitisten wie die Annexrionisten
haben trotz ihrer entgegengesetzten Taktik dasselbe Resultat auf zuweisen,
daß sie unsere Feinde stets zu neuem Widerstande aufpeitschen. Aber ich
bin gerne bereit, den beiden erwähnten Gruppen die bona tides zuzu-
gestehen. Beide glauben wahrscheinlich, ihre Taktik führe den erwünschten
Frieden herbei. Leider kann ich einer dritten Gruppe von Kriegsverlängerern
diesen guten Willen nicht zubilligen. Sie besteht aus einzelnen politischen
Führern Oesterreichs, und damit komme ich auf das zurück, was ich früher
anläßlich der Pariser Frage gestreift habe.
Die Hoffnung unserer Feinde auf den endgültigen Sieg gründet sich
nicht mehr bloß auf militärische Erwartungen und die Blockade. Unsere
Armeen haben bewiesen, daß sie unbesiegbar sind, und die Blockade wurde
in Brest-Litowsk gesprengt. Die den Krieg verlängernde Hoffnung unserer
Feinde sind vielmehr zum großen Teil unsere innerpolitischen Ver-
hältnisse und — welch grausamer Hohn — gewisse politische Führer,
nicht zuletzt im tschechischen Lager. Das wissen wir ganz genau aus zahl-
reichen übereinstimmenden Meldungen aus dem Auslande. Vor kurzem
waren wir, wie schon erwähnt, nahe daran, in Verhandlungen mit den
Westmächten zu treten. Da schlug plötzlich der Wind um, und wie wir
genau wissen, beschloß die Entente, es sei besser, noch zu warten, denn die
parlamentarischen und politischen Vorgänge bei uns berechtigen zu der
Hoffnung, daß die Monarchie bald wehrlos sein werde. Welch furchtbare
Ironie! Unsere Brüder und Söhne kämpfen wie Löwen auf dem Schlacht-
felde, Millionen von Männern und Frauen im Hinterlande tragen heroisch
ihr hartes Los, sie senden heiße Gebete zu dem Allmächtigen um rasche
Beendigung des Krieges — und gewisse Führer des Volkes, Volksvertreter,
wühlen gegen das deutsche Bündnis, welches sich so herrlich bewährt hat,
fassen Resolutionen, die mit keinem Haar mehr mit dem Staatsgedanken
zusammenhängen, finden kein Wort des Tadels für tschechische Truppen,
die verbrecherisch gegen ihr eigenes Vaterland und ihre Waffenbrüder
kämpfen, wollen Teile aus dem ung. Staate herausreißen, halten unter
dem Schutze der Immunität Reden, welche nicht anders verstanden werden
können als ein Ruf an das feindliche Ausland, den Kampf fortzusetzen,
um ihre eigenen politischen Bestrebungen zu unterstützen, und entfachen stets
von neuem den ersterbenden Kriegsfuror in London, Rom und Paris. Der
elende, erbärmliche Masaryk ist nicht einzig in seiner Art! Es gibt auch
Masaryks innerhalb der Grenzpfähle der Monarchie. Ich hätte über diese
traurigen Fälle viel lieber in den Delegationen gesprochen. Aber, wie er-
wähnt, die jetzige Einberufung der Ausschüsse hat sich als unmöglich er-
wiesen, und ich kann nicht warten. Ich muß nächster Tage zurück nach
Rumänien, den Frieden beenden, und bei dem langsamen Verlauf, welchen
bisher die Friedensverhandlungen genommen haben, weiß ich nicht, wie
lange meine gezwungene Abwesenheit dauern wird. Die Oeffentlichkeit aber,
welche nach einem ehrenvollen Ende des Krieges lechzt, soll es wissen, was
vor allem diesen Krieg verlängert. Ich erhebe keine allgemeine Anklage.
Ich weiß, daß das tschechiche Volk im ganzen loyal und österreichisch denkt,
ich weiß, daß es tschechische Führer gibt, deren österr. Patriotismus rein
und klar ist, aber ich erhebe die Anklage gegen jene Führer, die durch einen
Sieg der Entente den Krieg zu beenden und ihr Ziel zu erreichen wünschen.
Wir werden auch diese Schwierigkeiten besiegen. Bestimmt. Aber die, die
so handeln, laden eine furchtbare Verantwortung auf sich. Sie sind der
Grund, daß weitere Tausende unserer Söhne fallen, das Elend andauert