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erweckung jenes Geistes der Menschlichkeit, der das Zusammenleben mit den
Brüdern angenehm mache. Seine Richtlinien für die Zukunft wolle er
nirgends anders suchen als im väterlichen Schutze. Väterlich seien seine
Handlungen in der Vergangenheit gewesen, sie seien es in der Gegenwart,
und väterlich würden sie bis zum Ende seines Lebens sein. Der ungeheure
Sturm, der über die Erde dahingerast, habe die traurigsten Spuren der
Verwüstung hinterlassen; aber mehr sei noch zu fürchten, daß er in den
Herzen der Menschen die verhängnisvollen Reste des alten Grolles hinter-
lassen werde, ungesunde Keime der Zwietracht, Rache und ungroßmütiger
Repressalien. Die Leidenschaften des Krieges und seines Ursprungs und die
Verteidigung des Vaterlandes hätten die Geister bis zu einem Grade der
Entrüstung erhitzt, der, wenn auch vielleicht gerecht und natürlich in seinen
Anfängen, doch leicht in seinen Folgen ausarten könne und die alte Saat
der gesellschaftlichen Unordnung nicht ersticke, sondern sie im Gegenteil mit
neuen Keimen belaste. Er frage sich, ob es nicht seine väterliche Aufgabe
wäre, anzugeben, wie die moralischen Uebel und auch die materiellen Ver-
wüstungen des Krieges wieder gut zu machen und die Gefahren neuer
Störungen der Ordnung fernzuhalten seien, die aus dem Haß und über-
triebener nationaler Leidenschaft entspringen könnten. Unser Zeitalter werde
glücklich werden, wenn der Bund der Gerechtigkeit und des Friedens von
dem Geiste der Milde begleitet sei. Furcht und Mangel oder materielle
Kraft seien, wie die blutige Probe dies zeige, keine genügenden Bindemittel.
Sie seien auch nicht würdig der menschlichen Gesellschaft, die, um vernunft-
gemäß zu sein, auf natürlichem Wohlwollen begründet sein müsse. Der
Papst erklärt, daß er seinen ganzen Einfluß auf die katholischen Länder
aufbieten werde, um dazu beizutragen, daß der Friedenskongreß im Geiste
der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit geführt werde. Die Sorge um die
Erziehung der Kinder, die Schule, weise Leitung der Arbeiter, geeignete
Ratschläge und Aufforderungen an die bessergestellten Klassen, einen guten
Gebrauch von ihren Reichtümern und ihrem Einfluß zu machen, das seien
die Felder, auf denen in Zukunft vor allem seine väterliche Fürsorge sich
werde zu betätigen haben.
IX.
Schweiz.
8. Jan. Protestnote an Frankreich.
Die schweiz. Regierung richtet an Frankreich eine Protestnote wegen
des Abwurfs von Fliegerbomben auf Kallnach am 6. — Die franz. Re-
gierung spricht (am 16.) ihr lebhaftes Bedauern über den Zwischenfall aus.
15. Jan. Abschluß eines Abkommens mit Italien über den
beiderseitigen Warenverkehr im Falle einer neuerlichen Schließung
der Grenzen.
17. Jan. (Bundesrat.) Vermehrung der Inlandsproduktion.
Zum Zwecke der Vermehrung der Inlandsproduktion von Lebens-
mitteln beschließt der Bundesrat eine Reihe einschneidender Maßnahmen.
Darnach dürfen die Kantonsregierungen alle geeigneten Personen zur Be-
bauung öffentlicher Grundstücke sowie zur Einbringung der Ernte in An-