360 Inzenburg. (Nov. 14. - Dez. 23.) Niederlande. (Jan. 20.)
Die lux. Regierung nimmt die Tagesordnung an und verspricht,
sämtlichen Anträgen nachzukommen. Die amerik. Gesandtschaft im Haag,
die ebenfalls in Luxemburg beglaubigt ist, wird gebeten, dem Präsidenten
Wilson von den Wünschen der lux. Landesvertretung Kenntnis zu geben.
14. Nov. Referendum über die Staatsform.
Die Kammer nimmt eine Tagesordnung an, worin die Regierung
aufgefordert wird, das lux. Volk in seiner Gesamtheit über die zukünftige
Staatsform durch ein Referendum zu befragen. Die Kammer wünscht, daß
die Großherzogin sich jeder Regierungshandlung enthält, bis das Volk sich
durch ein Referendum ausgesprochen hat. Der Antrag der Lib. und Soz. auf
sofortige Abdankung der Großherzogin, bezw. Einführung der Republik,
wird mit 28 gegen 20 Stimmen abgelehnt. — Am 24. beantwortet die
Großherzogin die Entschließung der Kammer mit der Erklärung, sie
habe ihr Herrscheramt immer gemäß der Verfassung ausgeübt. Sie bitte
die Regierung, eine Volksabstimmung auf breitester Grundlage über die
künftige Staatsform zu veranstalten. Sie werde sich dem Willen des Volkes
fügen. Sie sei auch bereit, sich bis dahin jedes Herrscheraktes zu enthalten,
und bitte die Regierung, den Staatsrat über ihre Ersetzung in dieser
Zwischenzeit zu Rate zu ziehen.
21. Nov. Einzug amerik. Truppen in Luxemburg.
In einer Proklamation des Generals Pershing wird die Bevöl-
kerung gebeten, Ruhe zu bewahren, denn die Amerikaner seien als Befreier
und Freunde gekommen und ihr Auftreten werde sich streng an die Grund-
sätze des Völkerrechts halten.
23. Dez. Austritt aus dem Zollverein mit Deutschland.
Staatsminister Reuter teilt in der Kammer mit, daß die Regierung
den Zollvereinsvertrag mit Deutschland kündigen werde. Bezüglich
der Ursachen dieser Kündigung erklärt er, da Deutschland durch seinen
Einfall in L. den Eisenbahnvertrag gebrochen habe, sei L. nicht mehr durch
letzteren gebunden und der Bruch dieses Vertrags ziehe die Auflösung des
Zollvereins nach sich. Auch könne der Vertrag von einem der Kontrahenten
gekündigt werden, wenn die Einhaltung die wirtschaftliche Existenz des
Landes gefährden würde. L. könne nicht einen Teil der hohen indirekten
Steuern übernehmen, welche Deutschland jetzt zu tragen haben werde.
XII.
Niederlande.
20. Jan. In London wird das Vorabkommen mit den Alliierten
betr. Vermietung holländ. Schiffsraums abgeschlossen.
„Reuter“ meldet dazu am 22. aus Washington: Die niederländische
Regierung hat beschlossen, die 80 in amerik. Häfen liegenden holländ. Schiffe-
an die Ver. Staaten zu vermieten. Die vorläufige Uebereinkunft darüber,
die soeben in London unterzeichnet worden ist, bestätigt, daß diese Schiffe
nicht nach dem Kriegsgebiet geschickt werden sollen.
Ferner meldet „Reuter“, daß dieses Abkommen nur einen Modus vivendi
bis zu einem allgemeinern Abkommen auf breiterer Grundlage zwischen den