368 Miederlande. (April 18. 25.)
6. Die engl. Regierung wird für die niederl. Mannschaften und Offiziere
sorgen, bis sich ihnen Gelegenheit bietet, nach den Niederlanden zurückzukehren.
Die amerikanische Gesandtschaft gibt eine der engl. Erklärung gleich-
lautende Erklärung ab.
18. April. (Zweite Kammer.) Lebensmittelversorgung.
Eine mehrtätige lebhafte Aussprache über die Lebensmittelversorgung
schließt mit einem Vertrauensvotum für die Regierung, indem das Haus
mit 59 gegen 18 Stimmen einen Antrag Sannes gegen die Verminderung
der Brotzuteilung (s. 30. März), ohne daß vorher entsprechende Mengen
andrer Nahrungsmittel zu angemessen Preisen bereitgestellt wären, verwirft.
25. April. (Erste Kammer.) Wirtschaftspolitische Fragen.
Bei der Beratung des Etats des Ministeriums des Ausw. äußert sich
Minister Loudon in Erwiderung von Anfragen des früheren Kolonial=
ministers Cremer über die schwebenden wirtschaftspolitischen Fragen. Be-
züglich der Zufuhr von Getreide aus Ameriko führt er aus: Kein
einziges niederländ. Schiff wird von hier abfahren, ehe die volle Sicherheit
besteht, daß die Regelung mit den assoziierten Regierungen in Ordnung ist.
Ich habe in Washington um schriftliche Bestätigung der mündlich gegebenen
Zusage ersucht. In einer Unterhaltung mit dem amerik. Gesandten erklärte
mir dieser, die Sicherheit, die ich begehrte, sei schon gegeben durch die be-
stimmte Erklärung, daß kein Schiff, das nach dem 20. März einen niederl.
Hafen verlasse, beschlagnahmt werden würde. Noch heute oder morgen denke
ich von der amerik. Regierung die erbetene Gewähr zu erhalten. Erst dann
werden unsere Schiffe ausfahren. Es soll nicht bei dieser Ausreise bleiben,
sondern es sollen jedesmal drei Schiffe aus niederl. Häfen gegen drei aus
amerik. Häfen ausgetauscht werden, so daß fortwährend sechs Schiffe in
der Fahrt sind, um Getreide zu holen. Ich denke, daß sich die Zahl später
noch vermehren lassen wird, und hoffe, daß die deutsche Regierung diesen
Fahrten keine Hindernisse in den Wegen legen wird. Eine allgemeine wirt-
schaftliche Uebereinkunft mit den Assoziierten besteht im Augenblick nicht.
Die frühere Uebereinkünft ist nach der Beschlagnahme unserer Schiffe verfallen.
Aber ich habe Grund zu der Erwartung, daß die assoziierten Regierungen
nichtsdestoweniger in Sachen der Lebensmittelversorgung der betreffenden
Regelung nachkommen werden. Die engl. Regierung hat bestimmt erklärt,
daß die aus niederl.-ind. Häfen nach dem 22. März ausgefahrenen holländ.
Schiffe nicht beschlagnahmt werden sollen. — Bezüglich der Verhandlungen
über das neue deutsch-holländische Wirtschaftsabkommen erklärt L.,
daß die Verzögerung des Abschlusses zunächst dadurch herbeigeführt wurde,
daß die Berufung von Sachverständigen in die Kommissionen erfolgte, was
zu sehr eingehenden und langwierigen Beratungen führte. Das Abkommen
werde dadurch aber um so gründlicher vorbereitet. Eine weitere Verzögerung
liege darin, daß man sich erst über Stellungnahme der Alliierten infor-
mieren müsse. Die Verhandlungen gingen nur langsam vonstatten, weil
Holland zurzeit nur sehr wenige Artikel ausführen könne. Bezüglich der
Sand= und Kiesfrage (s. S. 361) erklärt L., er wolle nicht verhehlen,
daß er die Frage als sehr ernst ansehe. Die Kammer werde begreifen, daß
er sich im jetzigen Augenblick nicht auf Einzelheiten einlassen könne.
Die letzten Sätze verursachen im Hause große Beunruhigung. Auf
Vorschlag mehrerer Parteiführer tritt das Haus in eine geheime Sitzung
ein, die am 27. beendet wird. Doch erweisen sich die in der Oeffentlichkeit
verbreiteten Befürchtungen eines drohenden Bruches mit Deutschland als
übertrieben, da, wie das „WTB.“ am 4. Mai amtlich mitteilt, am 27. Upril
die deutsch--niederl. Verhandlungen über die Durchfuhr und über