Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

Dãunemark. (Dez. 1. 2.) Schweden. (Jan.4.—16.) 383 
schaffen könne, das sich mit der Denkweise des dänischen Volkes in Ueber- 
einstimmung befinde. 
Am 5. Dez. findet die erste Lesung des Gesetzentwurfs statt. Während 
der Vertreter der Kons. den Zeitpunkt für die Aenderung des Wehrgesetzes 
als noch nicht gekommen bezeichnet, treten die Sprecher der anderen Par- 
teien mit Wärme für die Abrüstungspolitik ein. Am Schlusse spricht Ver- 
teidigungsminister Munch seine Genugtuung darüber aus, daß sämtliche 
Parteien mit dem Vorschlag sich einverstanden erklärt hätten. Er hoffe, daß 
Einigkeit über die Abschaffung des Zwangsaushebungssystems erreicht und 
daß sich die Kommission von der Notwendigkeit überzeugen werde, Kopen- 
hagen sowohl von der Land= als der Seeseite zur offenen Stadt zu machen. 
Der Entwurf wird schließlich dem Ausschuß zur Weiterberatung überwiesen. 
1. Dez. (Island.) Proklamation der Souveränität. 
Nachdem der König am 30. Nov. das dän. isländ. Bundesgesetz (s. 
S. 381) unterschrieben hat, wird in Reykjavik die Souveränität Islands 
feierlich proklamiert und die isländ. Flagge gehißt. 
2. Dez. Vorbereitung des Völkerbundes. 
Die dän. Blätter veröffentlichen folgende amtliche Mitteilung: In 
Uebereinstimmung mit den auf den nordischen Ministerzusammenkünften 
gefaßten Beschlüssen ernannten die Regierungen der drei Länder Ausschüsse 
für Bearbeitung des vorliegenden Stoffes zur Wahrung der gemeinsamen 
Interessen der neutralen Staaten während und nach dem Friedensschluß. 
In mehreren gemeinsamen Sitzungen einigten sich die Ausschüsse auf einen 
im einzelnen ausgearbeiteten Vorschlag für eine mögliche Errichtung eines 
Bundes der Völker. Der Vorschlag umfaßt die allgemeine Verpflichtung, 
Streitigkeiten zwischen Staaten einem Schiedsgericht oder einer Vermittlung 
zu unterwerfen, ferner die Errichtung eines zwischenstaatlichen Rates, eines 
ständigen internationalen Gerichtshofes, zwischenstaatlicher Untersuchungs- 
und Vermittlungsbehörden, sowie einer ständigen Einrichtung von Friedens- 
oder Völkerrechtskonferenzen im Haag. 
XIV. 
Schweden. 
4. Jan. Der Ministerrat beschließt, Finnland als unabhängigen 
Staat anzuerkennen. 
5. Jan. Wechsel des Finanzministers. 
An Stelle H. Brantings, der infolge Krankheit zurücktritt, wird 
der Bevollmächtigte der Reichsbank, Abg. Thorsson (Soz.), zum Finanz- 
minister ernannt. — Durch die bekanntgewordenen Berichte des russ. Ge- 
sandten in Stockholm, Gulkewitsch, an Kerenski, aus denen hervorging, daß 
B. bei der Bestechung der schwed. Presse durch England seine Hände im 
Spiel hatte, war B. stark kompromittiert. 
16. Jan. Eröffnung des Reichstags, Budget 1919. 
Der König eröffnet den Reichstag mit einer Thronrede, worin er 
die Bemühungen um die Aufrechterhaltung der Neutralität, sowie für die 
Uebergangswirtschaft nach dem Kriege und für das Zusammenwirken der 
skandinavischen Staaten darlegt, das selbständig gewordene Finnland be-
	        
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