384 Schweden. (Jan. 20. 23.)
grüßt und die Hoffnung auf gedeihliche Lösung der Alandsfrage ausspricht.
Ferner kündigt er an, daß seine Regierung Fragen der auswärtigen Politik
mit einem Sonderausschusse des Reichstages zusammen bearbeiten werde,
und daß die Rüstungen voraussichtlich herabgesetzt werden können. Gewisse
beschränkte Handelsabkommen seien getroffen und Verhandlungen eingeleitet
worden, um den schwed. Ueberseehandel unter Bedingungen, die sich mit der
schwed. Unabhängigkeit und Neutralität vereinbaren lassen, wieder zu er-
möglichen. Jedenfalls aber müsse in erster Linie mit den eigenen Hilfsquellen
gerechnet werden Die Vorräte Schwedens seien im laufenden Jahre sehr
ering. Das gesamte Volk müsse die Organe des Staates in ihrer Arbeit
für eine gerechte Verteilung und gegen eine unerlaubte Bereicherung an
den Lebensmitteln unterstützen. Die Rede kündigt die Absicht an, infolge
der wachsenden Preissteigerung eine Aufbesserung der Lebensbedingungen
der Minderbemittelten eintreten zu lassen. Ferner werde ein Gesetzentwurf
vorgelegt werden über das politische Wahlrecht der Frauen, ferner über
das gleiche Wahlrecht in Gemeindeangelegenheiten für alle, die Gemeinde-
steuern zahlen. Der Haushaltplan sei teilweise nach neuen Grundsätzen
aufgestellt worden. Alle durch den Krieg notwendig gewordenen Ausgaben
seien gedeckt durch Staatseinkünfte, die entweder in Anschlag gesetzt oder
bereits eingegangen seien. Eine Ergänzungssteuer auf Einkommen und
Vermögen werde für das nächste Jahr ebenfalls notwendig werden, aber
gewisse niedrige Einkommen würden davon ausgenommen werden.
Der Staatshaushalt für 1919 balanciert mit 560 978 100 Kr. mit
dem Zuschlag für 1918 660 852200 Kr. gegenüber dem Gesamtbudget des
laufenden Jahres mit 675002300 Kr. Das Landesverteidigungsbudget
weist Ausgaben in Höhe von 101 253900 Kr. gegen 880180000 Kr. d. l. J.
auf. Diese Vermehrung ist jedoch nicht auf Ausgaben für neue Zwecke,
sondern nur auf eine genauere Berechnung und die allgemeine Verteuerung
zurückzuführen. Bei den Marineausgaben mit 42729300 Kr. ergibt sich
gegen 1918 eine Herabminderung von 2¼ Mill. Kr.
20. Jan. Handelsabkommen zwischen den nordischen Reichen.
Aus Stockholm wird gemeldet: Die schwed., norweg. und dän. De-
legierten zur Ausarbeitung eines Vorschlages zum vergrößerten Waren-
austausch zwischen den drei Ländern hielten v. 17. bis 20. Jan. in Stockholm
Sitzungen ab. Schweden wird nach der getroffenen Vereinbarung haupt-
sächlich Waren aus Eisen, Stahl und Holz, gewisse Maschinen und Papiermasse
liefern, Norwegen Salpeter, andere chem. Erzeugnisse, Fische, Brennholz,
Chemikalien und Metalle, Dänemark Getreide, allerlei Lebensmittel, Häute
und Samen. Auf Einladung der dänischen Delegierten werden die De-
legierten wiederum im Febr. in Kopenhagen zusammentreten.
23. Jan. (Reichstag.) Allgemeine Politik.
In der Ersten und Zweiten Kammer beginnt die Generaldebatte
über den Staatshaushalt. Die Abgg. Trygger und Lindman als
Führer der Nationalpartei (Kons.) in der Ersten und Zweiten Kammer
kritisieren in parallelen Ausführungen die Finanz- und Wehrpolitik der
Regierung und die Verfassungspolitik der Linksparteien. Beide fordern
Wiedervereinigung der Alandsinseln mit Schweden. Zu den Londoner
Verhandlungen drücken die Redner die Hoffnung auf ein Abkommen aus,
das Schweden nicht vorübergehende Erleichterung und künftig um so größeren
Schaden bringen werde. Unter den übrigen Rednern stellen sich die Führer
der Linkssozialisten und des Bauernverbandes mit programmatischen Aus-
führungen als Vertreter ihrer im jetzigen Reichstag an Zahl gewachsenen
Parteien vor.