Bie Ssterreichisch-unarische Monarchie und die Nachfolsestaaten. (Mai 25.—Junis8.) 35
für die Wahrung und Entwicklung seines Volkstums und seine erprobte
Geltung im Staate niemals eine Beeinträchtigung finden werden.
25. Mai. VIII. Osterreichische Kriegsanleihe.
Laut amtlicher Bekanntmachung werden als VIII. Oesterr. Kriegsanleihe
eine steuerfreie 51½ prozentige amortisable Staatsanleihe sowie steuerfreie
5½ prozentige, ab 1. Sept. 1923 halbjährlich kündbare Staatsschatzscheine aus-
gegeben. Der Zeichnungspreis beträgt für die Staatsanleihe 92,5, für die
Staatsschatzscheine 96 Proz. Der Zeichner erhält eine Bonifikation von
½ Proz. und bei der amortisablen Staatsanleihe außerdem eine einmonat-
liche Zinsenbonifikation. Die Staatsanleihe wird zum Nennwert zurück-
gezahlt werden und in den Jahren 1924 bis 1958 auf Grund von Aus-
losungen getilgt. Der Kapitalbetrag der Staatsschatzscheine wird an dem
durch die Kündigung bestimmten Fälligkeitstage zurückgezahlt. Die Sub-
stription dauert vom 28. Mai bis 17. Juli. — Das Ergebnis beträgt
5763 Mill. Kr.
25.—26. Mai. (Wien.) Tagung der deutschen Kronlands-
volksräte.
Vertreten sind die Deutschen Volksräte für Böhmen, Wien, Nieder-
österreich, Mittel- und Untersteiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Triest, das
Küstenland, Galizien, sowie der in Bildung begriffene Deutsche Volksrat
für Obersteiermark. Es wird einstimmig eine Entschließung angenommen,
worin die Forderungen nach stärkerer Zusammenfassung des Staatsgedankens
und der Betonung der Staatseinheit und schließlich nach Einführung der
deutschen Staatssprache feierlich erhoben werden. — Schließlich wird mit
einstimmigem Beschlusse die Gründung eines Deutschen Volksrates für
Oesterreich vollzogen.
W. Mai. Beginn von Verhandlungen mit Serbien über Kriegs-
gefangenenfragen in Bern. (S. Schweiz.)
209. Mai. (Wien.) Unterzeichnung des Friedensvertrages zwischen
OÖsterreich-Ungarn und Finnland.
Näh. s. in dem besonderen Abschnitt am Schluß des Kalendariums.
30. Mai. (Wien.) Zusammentritt der Reichskonferenz der soz.
deutschen Arbeiterpartei.
31. Mai. (Wien.) Beginn der Tagung der Wirtschaftsverbände
OÖsterr.-Ungarns und Deutschlands.
7. Juni. (Ung. Abg.-Haus.) Wahlreformvorlage.
Der Ausschuß verabschiedet nach vier Monate langen Beratungen
die Wahlrechtsvorlage (s. S. 14). Die ursprüngliche Fassung des Ent-
wurfs wurde in wichtigen Punkten geändert. Davon sind hervorzuheben
die Ausschaltung des Helden= und des Frauenwahlrechts, die Erhöhung
des Bildungszensus und die Einschränkung der Zahl der Bezirke, in denen
die Abstimmung geheim sein wird. Die eigentliche Ausdehnung des Wahl-
rechts besteht nunmehr im Wesen darin, daß die Altersgrenze der Wähler
von 30 auf 24 Jahre herabgesetzt und das Stimmrecht auch industriellen
Arbeitern erteilt wird.
8. Juni. (Marmaros-Sziget.) Prozeß g. d. poln. Hilfskorps.
In Marmaros· Sziget beginnt vor dem Feldgericht des 7. General-
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