Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

386 Schweden. (Febr. 23. März 2.) 
jederzeit bereit, seine Dienste zu einer Vermittlung zwischen Petersburg 
und Finnland zur Verfügung zu stellen. 
Bezüglich der Maßnahmen auf den Alandsinseln hebt E. hervor, daß 
die Regierung in dieser Sache ihr Augenmerk darauf gerichtet habe, Gewalttaten 
und Blutvergießen auf Aland zu verhindern und die Sicherheit der Alander 
an Leben und Eigentum zu gewährleisten, dabei aber den politischen Fragen 
der Inselgruppe in keiner Weise vorzugreifen. Die Aussichten auf einen 
Vergleich seien gut erschienen, sie seien aber später durch die Ankunft und 
das Eingreifen eines finn. Schutzkorps verdunkelt worden, das einer Vereinbarung. 
die größten Schwierigkeiten entgegengesetzt habe. Die Regierung setze ihre 
Bemühungen fort, die Alandsinseln und ihre Bevölkerung vor erneuten 
Leiden zu schützen und eine Einigung zwischen den kämpfenden Parteien 
über die Räumung der Inselgruppe zustande zu bringen, unter Garantien 
dafür, daß die Inselgruppe in Zukunft von kriegerischen Ereignissen ver- 
schont bleibe. 
In der Debatte fordert Abg. Lindman (Kons.) ein entschiedenes 
Eintreten Schwedens zugunsten Finnlands, das durch eine 400jährige 
Gemeinschaft mit Schweden verbunden sei, während Abg. Branting (Soz.) 
von der Regierung die Wahrung der unbedingten Neutralität verlangt. 
Abg. Hamilton (Lib.) äußert die Ansicht, die Erklärung der Regierung über 
die finnländ. Frage stimme mit den Anschauungen der Hauptmasse des 
schwed. Volkes überein. 
W. Febr. (Reichstag.) Maßnahmen für die Alandsinseln. 
Die Regierung überreicht dem Reichstage zwei Vorschläge, die durch 
die schwierige Lage auf den Alandsinseln veranlaßt sind. Der eine betrifft 
das Recht, Wehrpflichtige außerhalb des Reiches zu gewissen Zwecken zu 
verwenden, der andere die Mittel (500000 Kr.) zum Wachtdienst der schwed. 
Mannschaft auf Aland. Ministerpräsident Eden betont, daß beide Vorschläge 
durch ein Uebereinkommen zwischen den Kämpfenden auf Aland veranlaßt 
seien und nur vorübergehende, bis zum 1. März dauernde Maßnahmen 
zum Schutz der Inselbevölkerung beabsichtigen. Sie schlössen also gar keine 
politischen Absichten ein. Die Erste Kammer genehmigt die Vorlagen 
ohne Debatte. Die Zweite Kammer nimmt nach Opposition der Linksso#z. 
die erste Vorlage mit 131 gegen 15 Stimmen und die zweite Vorlage ohne 
Abstimmung an. 
Am Abend geht, nachdem eine Verabredung bezüglich der Räumung 
der Alandsinseln zwischen den russ. und den finn. Streitkräften getroffen 
worden ist, eine schwed. Truppenabteilung zwecks Kontrolle, Bewachung. 
und zum Schutze der Bevölkerung gegen Gewalttätigkeiten von Stockholm 
nach den Alandsinseln ab. Am 25. verlassen die finn. Schützen auf schwed. 
Schiffen die Alandsinseln. Nach der Landung deutscher Truppen auf den 
Alandsinseln (s. S. 395) wird das schwed. Ueberwachungskorps zurückgezogen. 
2. März. Vorläufiges Wirtschaftsabkommen mit der Entente. 
„Svenska Telegrambyran“ meldet amtlich v. 1.: In Erwartung der 
Beendigung der Verhandlungen in London zwischen Schweden und den 
Ententemächten betr. eine Handelsübereinkunft ist eine vorläufige Handels- 
und Schiffahrtsübereinkunft geschlossen worden, nach der die freie Einfuhr 
nach Schweden von ungefähr 75000 Tonnen wichtiger Waren gesichert ist. 
Die Gegenleistung Schwedens besteht hauptsächlich darin, daß ein Schiffs- 
raum von 100000 To. zur Befrachtung im Interesse der Alliierten während 
drei Monate für Reisen in den europäischen Fahrwassern Lizenz erhalte. 
In diesem Schiffsraum ist kein in Schweden liegendes Schiff enthalten. 
Mit den Ver. Staaten wird eine besondere Uebereinkunft getroffen, nach
	        
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