Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

Schweden. (März 3. — April 27.) 387 
der die Ausfuhr von 2500 To. Kaffee, 550 To. Mineralöl und etwa 100 To. 
Medizinalwaren nach Schweden erlaubt wird, während gewisse in den 
Häfen der Ver. St. liegende Schiffe die Erlaubnis erhalten, in amerik. Inter- 
esse eine Reise nach einem südamerik. Hafen vorzunehmen. 
3. März. Zur Besetzung der Alandsinseln durch Deutschland. 
Das „Schwed. Tel.-Büro“ meldet amtlich: Auf Befehl seiner Regierung hat 
der deutsche Gesandte in Stockholm dem Minister des Ausw. zur Kenntnis 
gebracht, daß Deutschland die Absicht habe, auf Verlangen der finnländ. 
Regierung Truppen nach Finnland zu entsenden, um die dort herrschende 
Revolte zu unterdrücken, und daß diese Truppen mit Zustimmung Finn- 
lands sich im Verlauf ihrer Operationen auch der Alandsinseln bedienen 
würden. Um die Erfüllung der humanitären Aufgabe, die Schweden be- 
züglich der Alandsinseln übernommen habe, nicht zu beeinträchtigen, würde 
Deutschland sich indessen darauf beschränken, diese Inseln zu benutzen, um 
dort eine Etappe einzurichten, die für die militärische Expedition notwendig 
sei. Es wurde ferner versichert, daß Deutschland keinerlei territoriales In- 
teresse an den Inseln habe, und daß die Frage der Alandsinseln mit Rück- 
sicht auf die Lebensinteressen Schwedens an diesen Inseln in engem Ein- 
vernehmen mit diesem Lande geregelt werden soll. Indem sie von diesen 
im Namen der deutschen Regierung abgegebenen Erklärungen Kenntnis 
nahm, hat die schwed. Regierung, die ihre ernsten Einwendungen gegen 
eine etwaige Benutzung der Alandsinseln geltend machte, durch die die 
Inseln in den Bereich der kriegerischen Operationen gezogen oder die Er- 
füllung der humanitären Aufgabe Schwedens zum Schutze der Bevölkerung 
der Inseln verhindert werden könnte, es als ihre Pflicht betrachtet, hervor- 
zuheben, daß nach ihrer Meinung selbst eine begrenzte Benutzung der 
Alandsinseln, die gemäß der gemachten Mitteilung stattfände, Schwierig- 
keiten mit sich bringen könnte für eine den gehegten Absichten entsprechende 
Verwirklichung der humanitären Ziele Schwedens auf den Alandsinseln. 
Der Kommandeur des schwed. Ueberwachungskorps auf den Alandsinseln 
ist von der geplanten Ankunft der deutschen Expedition sowie von den 
deutschen Erklärungen benachrichtigt worden. 
4. April. (Reichstag.) Wiederbeginn der Tagung. 
Die Zweite Kammer lehnt den Antrag der Ersten Kammer betr. 
Anschaffung von Mobilisierungsmunition für den Betrag von 
2327800 Kr. ab. 
13. April. Einführung einer Kleiderkarte. 
15. April. Landsthingswahlen. 
Der „Frankf. Ztg.“ wird aus Stockholm gemeldet: Die soeben abgeschlos- 
senen Landthingswahlen in Schweden ließen wiederum einen Umstand be- 
sonders in Erscheinung treten, der schon den letzten allgemeinen Wahlen 
ihr besonderes Gepräge gab, nämlich das starke Anwachsen der neuen 
Bauernparteien. Von ihnen gewann der Bauernbund 18 und der Reichs- 
verband schwedischer Landwirte 15 Sitze. Den zweitgrößten Gewinn weist die 
jungsoz. Partei mit 19 Sitzen auf, die Altsoz. eroberten nur 2 neue Man- 
date, während die Kons. 37, die Lib. 24 Mandate verloren. Da jedoch die 
Bauernparteien in den wichtigsten Fragen mit der Rechten zusammengehen, 
hat diese im ganzen nur 4 Sitze eingebüßt. Die Zusammensetzung der 
Ersten Kammer, die durch die Ergänzungswahlen aus dem Landthing er- 
folgt, wird also durch die neuen Ergebnisse nur wenig beeinflußt. 
27. April. (Reichstag.) Ablehnung des Frauenwahlrechtes. 
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