Finnland. (Okt. 13.—Nov. 11.) 403
einige Jungfinnen und anscheinend auch ein Schwede haben sich den Re-
publikanern angeschlossen.
13. Okt. Urteil im Aufruhrprozeß.
In Helsingfors wird in dem Verfahren gegen die am roten Aufruhr
im Jan. (s. S. 394 f.) beteiligt gewesenen soz. Landtagsabg. das Urteil gefällt.
Verurteilt werden 21 ehem. Abg., davon sechs zum Tode, die übrigen zu
Zuchthaus von 3 bis 12 Jahren. — Am 30. Okt. und 9. Dez. verfügt der
Reichsverweser eine weitgehende Amnestie, wodurch u. a. die Todesstrafe
in lebenslängliche Zuchthausstrafe umgewandelt wird und alle wegen Be-
teiligung am Aufruhr zu höchstens 4 Jahren Freiheitsstrafe verurteilten
Personen bedingt freigelassen werden. Die Zahl der Begnadigten wird auf
10000 geschätzt.
14. Okt. Frankreich bricht die Beziehungen zu F. ab. (S. S. 281.)
Am 6. Nov. wird aus Helsingfors gemeldet, daß die finnländ. Re-
gierung als Antwort auf die franz. Note v. 14. Okt. dem franz. Konsul
in Helsingfors eine Antwortnote übergeben hat, die von der Annahme aus-
geht, daß die franz. Regieruug von der Sachlage in Finnland schlecht unter-
richtet sei. Das Völkerrecht kenne keine Bestimmung, die es einem neutralen
Staat verbiete, eine neue Dynastie aus einem Lande zu wählen, das sich
im Kriege befinde. Die im Grundgesetz scharf betonte Verantwortlichkeit
der finnländ. Regierungsmitglieder sei eine genügende Garantie gegen eine
königliche Politik, die den Wünschen der Nation widerstreite.
20. Okt. Rücktritt des Verpflegungsministers.
Verpflegungsminister Paloheimo reicht sein Abschiedsgesuch mit der
Begründung ein, daß er in der Presse der Hauptstadt und in Handels-
kreisen wegen seiner Lebensmittelregulierung zu große Widerstände gefunden
habe, die im Gegensatz zu ihm den freien Handel verlangen.
5. Nov. Zusammentritt des Landtages.
10. Nov. Dem Landtage geht eine Vorlage über die Wehr-
ordnung zu.
Sie beruht auf der allgemeinen Wehrpflicht und setzt die Friedens-
präsenzstärke auf mindestens 20000 Mann fest (höchstens 1 Proz. der Be-
völkerung). Die Dienstzeit beträgt 2 Jahre. Für unzuverlässige Elemente
und Dienstverweigerer wird eine Arbeitspflicht von entsprechender Zeit-
dauer eingeführt.
11. Nov. Antwort des Prinzen Friedrich Karl.
In der Vollsitzung des Landtags teilt Professor Ingmann die
Antwort des Prinzen Friedrich Karl von Hessen auf die ihm an-
gebotene Thronkandidatur (s. S. 402) mit. Der Prinz drückt darin seine
Dankbarkeit für das ihm bewiesene Vertrauen aus. Für seine Antwort
könne allein Finnlands Wohl bestimmend sein. Wer den finn. Thron be-
steige, müsse ein Organ der Versöhnung nach innen und außen bilden Er
habe gehofft, den Thron, gestützt auf die neue Verfassung, besteigen zu können,
deren Einführung nötig sei und von ihm selbst lebhaft gewünscht werde.
Man habe auch gesagt, daß seine Wahl der Anerkennung der finn. Selb-
ständigkeit im Weg stehe. Er selbst wollte ein gutes Verhältnis zu den Groß-
mächten erstreben, die die Selbständigkeit noch nicht anerkannt hätten. Wenn
der Landtag den neuen Schritt für erforderlich halte, werde der Prinz ihn
ernstlich in Erwägung ziehen. Gegenwärtig müsse er infolge von Umständen,
über die er nicht bestimme, die endgültige Entscheidung aufschieben.
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