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holten Forderung sind bisher nur die Invaliden von den in Frankreich be-
findlichen russ. Truppen nach Rußland zurückgeschickt worden. Bis auf den
heutigen Tag steht unser revolutionäres Sibirien unter der Drohung der
fremdländischen Einmischung. Am 5. April vollzog sich in Wladiwostok eine
jap. Landung. Die Truppen befinden sich noch immer dort, doch beginnt auch
in Japan langsam aber sicher der Kampf um das Recht eines Volkes, über
sein Schicksal zu entscheiden. Wir sind bereit, den jap. Staatsangehörigen,
deren Bestreben auf eine friedliche Ausnutzung der natürlichen Reichtümer
Sibiriens gerichtet ist, einen größeren Anteil an unserem Handels- und
Industrieleben zuzugestehen. Wir sind bereit, falls hierzu China seine Zu-
stimmung geben sollte, auf einige unserer Rechte auf einen Teil der ostchin.
Eisenbahnlinien Verzicht zu leisten und Japan den südlichen Zweig dieser
Eisenbahnlinien zu verkaufen, sowie ihm auch andere Erleichterungen zur
Einfuhr jap. Produkte nach Rußland zu gewähren. Wir sind ferner bereit,
den Handelsvertrag und die Fischfang-Konvention mit Japan zu erneuern,
die eine Quelle des Wohlstandes des jap. Volkes ist, da die russ. Fische nicht
nur eines der wichtigsten Nahrungsmittel des Japaners sind, sondern auch
zur Bewirtschaftung der Reisfelder verwendet werden. In Südchina, das
von einer mehr aufgeklärten Bevölkerung bewohnt ist, ist eine offenbar
revolutionäre Gärung zu verzeichnen; wir hörten vor wenigen Tagen von
den Führern dieser Bewegung das Eingeständnis, daß die bloße Tatsache
des Bestehens einer sozialistischen Republik in Rußland seit acht Monaten
den Völkern des Ostens die Gewähr für die Einrichtung einer ähnlichen
neuen dauernden Staatsform im Osten bietet. Auch im fernen Osten ist ein
Kampf gegen die dem Volke aufgenötigten geheimen Abmachungen im Gange.
Die Erklärung Südchinas wegen der Nichtanerkennung des vor kurzem ge-
schlossenen Bündnisses durch den benachbarten Staat, eines Bündnisses, das
das chin. Volk des Rechtes beraubt, sein Schicksal zu bestimmen, und das
das chin. Volk unwiderstehlich in ein blutiges Gemetzel hineintreibt — diese
offene Erklärung ist uns sowie sämtlichen Demokratien der Welt von den
Vertretern des revolutionären Chinas zugegangen. Die engl. Regierung
hat, im Unterschied zu dem Verhalten der franz. Regierung, davon ab-
gesehen, ihre Grenzen den Vertretern der Sowjetregierung zu schließen; sie
ist vielmehr in geschäftliche Beziehungen zu dem bevollmächtigten Vertreter
der russ. Sowjetrepublik, Bürger Litwinow, getreten. Das Recht der Ent-
sendung und des Empfangs von Kurieren und der Benutzung einer Chiffre
wurde ihm zugestanden. Als am 5. April die Landung einer jap. Abteilung
in Wladiwostok erfolgte, wurden jedoch mit dem Einverständnis der engl.
Regierung auch 50 Engländer gelandet. Zur Zeit, als Rußland am Kriege
auf seiten der Entente teilgenommen hat, befanden sich in Murmansk
ständig engl. Kriegsschiffe. Wir haben wiederholt der engl. Regierung die
Notwendigkeit der Entfernung der Kriegsschiffe von Murmansk vor Augen
gehalten. Als schließlich die allzulange währende, den Kriegsbedürfnissen
entsprechende Lage in Murmansk sich in eine permanente offenbare Ver-
letzung der gegenwärtigen internationalen Stellung Rußlands zu verwandeln
drohte, forderte das Volkskommissariat für Ausw. Angelegenheiten am 14. Junie
von England, Frankreich und den Vereinigten Staaten die Entfernung dieser
Kriegsschiffe. Zehn Tage später landete England in Murmansk eine Ab-
teitung in der Stärke von 1100 Mann. Dieses bewaffnete Eindringen in
die Grenzen des Sowjetbereichs beantworteten wir mit der Forderung der
Entfernung der Landungstruppen und mit der Entsendung unserer Truppen
in das Murmangebiet. Für die Sowjetregierung bildet die Wiederherstellung
#rer uneingeschränkten Macht im Murmangebiete eine vitale Notwendigkeit.
Wir wenden jetzt unsere Bemühungen dieser Aufgabe zu und hoffen, daß