44 die üfsterrtithish-nugarische Monarthie und die Uachfelgelanten. (Juli 16. 18.)
in der äußeren und in der inneren Politik verfolgen. In der äußeren Politik
steuern wir Gott sei Dank den deutschen Kurs. Wir arbeiten sehr intensiv
an einem Ausbau und an der Vertie ung des deutschen Bündnisses. Im
Innern muß zugegeben werden, daß der Ministerpräsident, dessen gute
Eigenschaften ich anerkenne, seit einiger Zeit bestrebt ist, einen klareren Kurs
einzuschlagen. In der Vergangenheit war die innere Politik ein planloses
Herumlavieren. Eine innere Politik, welche sich im Einklang mit der
äußeren Politik befindet, kann sich nur auf eine Mehrheit stützen, die ihrem
Wesen nach deutsch ist. Nur die Ausscheidung Galiziens aus dem österr.
Länderkomplex kann uns einen entscheidenden Schritt vorwärts bringen.
Eine schwankende innere Politik nimmt Oesterreich seine Widerstandskraft
und ermutigt unsere Feinde, welche ganz offen auf die Revolutionierung
des Reiches hinarbeiten. Das war nicht immer so. Solange die Entente
hoffte, uns von Deutschland trennen zu können und uns zu einem Sonder-
frieden zu bringen, behandelte sie uns wohlwollend. Erst seitdem sie die
Ueberzeugung erlangte, daß wir einer Felonie unfähig sind und daß wir
den Verteidigungskrieg für Deutschlands Interessen genau so wie für die
unseren führen werden, hat die Protektion dem Versuche der Revolutionierung
Platz gemacht. Der Krieg ist in letzter Instanz ein Duell zwischen Deutsch-
land und England. In dem Augenblick, wo Deutschland und England sich
verständigen, ist der Weltkrieg zu Ende, trotz der franz. und ital. Erobe-
rungsutopien. Wir haben keine direkten Reibungen mit England. Wir
Oesterreicher sind auch sonst weniger unbeliebt als der große Bruder an
der Spree. Wir sind schwächer und ungefährlicher als der deutsche Bruder.
Wir sind auch bescheidener in den Ansprüchen, ziemlich frei von Wünschen
nach Ländererwerb und alles das zusammengenommen macht, daß wir zu
einer Vermittlerrolle geradezu prädestiniert sind, aber nur unter einer Be-
dingung: Wir müssen das volle und uneingeschränkte Vertrauen Berlins
besitzen. Nur wenn in Berlin die Ueberzeugung besteht, daß wir bedingungs-
los ehrlich sind, und daß wir die deutschen Interessen genau so vertreten
wie die unfrigen, nur dann wird Deutschland zugeben, daß wir im Friedens-
konzert eine erste Violine spielen. Zu der bedingungslosen Ehrlichkeit ge-
hört es, daß wir eine innere Politik verfolgen, die nicht nur für die Kriegs-
dauer, sondern auf lange, lange hinaus den dauernden engen Anschluß der
Monarchie an Deutschland verbürgt.
Natürlich, wenn wir die deutschen Interessen ebenso behandeln sollen
wie die unfrigen, wenn wir für sie kämpfen sollen, wie für die unfrigen,
und ich wünsche, daß dies so sei, dann müssen wir wissen, welches die
Kriegsziele sind, für die wir den Krieg weiterführen sollen. Ich stelle
keine Anfrage an den Ministerpräsidenten. Ich verlange auch gar nicht,
daß man uns die deutschen Kriegsziele mitteilen möge. Ich hoffe nur von
ganzem Herzen, daß der Minister des Aeußern die Kriegsziele Deutschlands
kennt, daß sie nach wie vor rein defensiver Natur sind und daß der Cha-
rakter des Verteidigungskrieges unversehrt aufrecht erhalten geblieben ist.
Niemals würden es die Völker Oesterreichs verstehen, daß wir diesen schreck-
lichen Krieg für Eroberungswünsche eines fremden Staates verlängern
sollten. Die Zumutung allein wäre imstande, das Bündnis zu gesährden.
Ich habe mit großer Befriedigung die letzten Ausführungen des Reichs-
kanzlers betreffend Belgien (s. Tl. 1 S. 241 f.) vernommen, und ich glaube
sicher hoffen zu können, daß der abgeklärte Geist des hervorragenden Staats-
mannes die Bürgschaft dafür auch in Deutschland bietet, daß der Krieg in
dem Augenblick sein Ende erreicht haben wird, wo der Feind auf seine
ntopischen Eroberungsabsichten verzichtet haben wird. Sowohl der Reichs-
kanzler als auch Lloyd George und unser Minister des Aeußern sind nach