488 Akraine. (April 21.—25.)
Die Zentralrada faßt eine Entschließung, worin sie erklärt, daß die
Ukr. Volksrepublik den Beschluß des Beßarabischen Landesrates (s. Rum.,
9. April) über die Angliederung Beßarabiens an das rum. Königreich nicht an-
erkennt, weil er dem freien Ausdruck der Wünsche aller Nationen, die das Gebiet
Beßarabiens bewohnen, nicht entspreche, und worin sie den Volksministerrat
beauftragt, alle Maßregeln zu treffen, die ihm zur Verfügung stehen, damit
in nächster Zukunft das Schicksal Beßarabiens auf Grund eines Einverständ-
nisses der Ukr. Volksrepublik und nach dem Willensausdruck der ganzen
Bevölkerung Beßarabiens entschieden werde. (Die Antwort Rumäniens s.
unter „Rumänien“, 15. Mai.)
21. April. Neue Minister.
Die Zentralrada bestätigt auf Antrag des Ministerpräsidenten Ho-
lubowitsch den Politiker Lackyj (Pseudonym Bertoldi) zum Minister für
jüdische Angelegenheiten und den Polen Mickewitsch zum Minister für
polnische Angelegenheiten.
W. April. (Kiew.) Abschluß des Wirtschaftsabkommens mit
den Mittelmächten.
Das „WB.“ meldet am 28.: Die deutsche Delegation in Kiew, die
die Verhandlungen mit der Ukr. Volksrepublik über den beiderseitigen Waren-
austausch zu führen hatte, hat ihre Arbeiten abgeschlossen, nachdem am
23. April das Wirtschaftsabkommen zwischen Deutschland und Oester-
reich-Ungarn einerseits und der Ukr. Volksrepublik andererseits unterzeichnet
worden ist. Der Vertrag besteht aus einer Reihe von Einzelabkommen und
Vereinbarungen, die für Deutschland und Oesterreich-Ungarn gemeinsam
abgeschlossen worden sind. Das wichtigste Abkommen ist das über die Lie-
ferung von Getreide, Hülsenfrüchten, Futtermitteln und Sämereien. (Die
Lieferungsmenge beträgt 60 Mill. Pud (1 P.— 16 kg). Im April sind 9, im
Mai 15, im Juni 20 und im Juli 16 Mill. Pud zu liefern.) Die Auf-
bringung erfolgt durch eine Organisation, die unter dem Namen Staats-
getreidebureau bereits ins Leben getreten ist und aus Angehörigen der
landwirtschaftlichen Börsen, aus Pächtern und Besitzern von Mühlen sowie
aus landwirtschaftlichen Genossenschaften besteht. Von den übrigen Ab-
kommen sind hervorzuheben diejenigen über Lieferung von Eiern, Schlacht-
vieh und Eisenerzen. Für den Bezug von Kartoffeln, Gemüse, Trocken-
gemüse, Sauerkraut und Zwiebeln wurde den Mittelmächten der freie Ein-
kauf zugestanden.
25. April. (Kiew.) Deutsche Maßnahmen zur Aufrechterhaltung
der Ordnung, Vorgehen gegen Mitglieder der Rada.
Das „WeTB.“ verbreitet darüber am 1. Mai folgenden amtlichen deut-
schen Bericht: In letzter Zeit machte sich in Kiew eine scharfe Agitation
bemerkbar, die sich anscheinend auch gegen den deutschen Einfluß in der
Ukraine richtete. Unsere Bemühungen, Ordnung zu schaffen, erfuhren von
der Regierung eine völlig ungenügende Unterstützung, die außerdem keinerlei
Maßregeln traf, um die Frühjahrsaussaat und die dadurch bedingte Er-
füllung ihrer vertraglichen Verpflichtungen zu sichern. Feldmarschall v. Eich-
horn sah sich deshalb nach Einvernehmen mit dem K. Botschafter Frhrn.
v. Mumm genötigt, einen Erlaß über die Ausführung der Frühjahrsbestellungen
zu veröffentlichen, der von der ukr. Presse entstellt wiedergegeben wurde, was
Aufregung im Lande und in der Rada einen Protest hervorrief. Es ergaben
sich sogar Anzeichen, daß Mitglieder der Regierung selbst sich an der Agi-
tation gegen uns beteiligten. Unter diesen Verhältnissen gewann die will-