522 Kürkei. (Mai 11.—Juli 14.)
11. Mai. Unterzeichnung des Friedensvertrages zwischen der
Türkei und Finnland in Berlin.
15. Mai. Beginn der Friedensverhandlungen zwischen der Türkei
und der Transkaukas. Republik in Batum. (S. Rußl.)
Am 4. Juni wird ein vorläufiger Vertrag unterzeichnet. Die weiteren
Verhandlungen finden in Konstantinopel statt. Am 19. treffen dort die Ver-
treter der Georgier und Armenier, in den nächsten Tagen die übrigen Be-
vollmächtigten ein. Die Konferenz soll die endgültige Grenzregelung der
kaukasischen Republiken vornehmen und alle mit den wirtschaftlichen und
rechtlichen Beziehungen zu den Mächten des Vierbundes zusammenhängenden
Fragen erledigen.
19.—21. Mai. (Konstantinopel.) Besuch desösterr. Kaiserpaares.
Den Wortlaut der bei der Galatafel im Dolmabagtschepalais (am 20.)
zwischen den Herrschern gewechselten Trinksprüche s. in der „Nordd. Allg.
Ztg.“ 1918 Nr. 257. Kaiser Karl wird zum türk. Marschall, der Sultan
zum österr.-ungar. Feldmarschall ernannt.
9. Juni. Aufhebung der politischen Zensur.
Der interimistische Preßleiter Asis Bei teilt den Redakteuren der be-
deutendsten türk. Blätter mit, daß die politische Zensur der Zeitungen auf-
gehoben und bloß die militärische Zensur aufrechterhalten werde.
3. Juli. (Konstantinopel.) Sultan Mehmed V. 1, 73 J alt.
Sein Nachfolger ist sein Bruder Prinz Wahid Eddin, geb. 12. Jan.
1861, als Sultan Mehmed VI. Thronfolger wird Prinz Abdul Medjid
Effendi, geb. 1869, ein Sohn des Sultans Abdul Asis. (S. auch S. 520).
Am 8. richtet der neue Sultan an den Großwesir Talaat Pascha
einen Erlaß, der den Großwesir und den Scheich-ül-Islam in ihren Würden
bestätigt und das ohne jede Aenderung beibehaltene Kabinett sanktioniert.
Ferner bekundet der Erlaß die Absicht des Sultans, an der Verfassung treu
festzuhalten und kündigt Maßnahmen zur Linderung der Teuerung, eine
politische Amnestie u. a. an. Bezüglich der Außenpolitik heißt es: Da die
Politik meines ehrwürdigen Vorgängers, die in dem Bündnis und der
Fortsetzung guter Beziehungen mit den Mittelmächten und unserem Nach-
barn Bulgarien bestand, den wahren Interessen des Landes vollständig
entspricht, ist es äußerst notwendig, große Bemühungen zur Verstärkung
und Förderung der in glücklicher Weise bestehenden Bündnisbande und herz-
lichen Beziehungen zu entfalten. Wir erhoffen von der göttlichen Gnade,
daß der gegenwärtige Krieg mit dem vollständigen Siege unserer Bündnis-
gruppe endigen wird.
12. Juli. Austausch der Ratifikationsurkunden zu dem Friedens-
vertrag von Brest-Litowsk v. 3. März 1918 und zu dem türkisch-ruff.
Zusatzvertrag zu diesem Vertrage in Berlin.
14. Juli. Neue Minister.
Der Direktor der öffentl. Sicherheit Dschambolat Bei (einer der be-
kanntesten Führer der jungtürk. Bewegung) wird zum Minister des Innern,
das Mitglied des Zentralkomitees der Partei für Einheit und Fortschritt
Dr. Nazim Bei zum Unterrichtsminister und Kemal Bei, ebenfalls Mitglied
dieses Komitees, zum Ernährungsminister ernannt. Das Ministerium des
Innern wurde bisher vom Großwesir, das Unterrichtsministerium prov.
vom Arbeitsminister mitverwaltet. Das Ernährungsministerium wird