Nürkei. (Aug. 11.—23.) 523
neu errichtet. Die Neubesetzung wurde notwendig, da nach dem Wunsche
des neuen Herrschers die Minister nicht mehr als ein Portefeuille innehaben
sollen. Bemerkenswert erscheint, daß in das rekonstruierte Kabinett zwei
Mitglieder des Zentralkomitees der jungtürk. Partei ausgenommen werden.
Das Statut, wonach die Mitglieder des Zentralkomitees weder einen
Ministersitz annehmen noch ein Abgeordnetenmandat ausüben durften, wurde
kürzlich aufgehoben.
11. Aug. Vertrag zwischen der Türkei und Aserbeidschan.
„Tifliski Listok“ veröffentlicht die Bestimmungen des zwischen der
Türkei und Aserbeidschan abgeschlossenen Handelsabkommens, wo-
durch sich die Vertragschließenden verpflichten, die gegenseitigen Handels-
beziehungen zu fördern und ohne Hindernisse die Ware frei ausführen zu
lassen. — Zur dauernden Sicherung der Petroleumzufuhr von Baku nach
Batum wurde ein Vertrag zwischen der osmanischen, georgischen und aser-
beidschanischen Regierung abgeschlossen.
11. Aug. Schaffung eines Generalstabschefs.
Durch ein kaiserl. Irade wird der Titel stellvertretender Oberbefehls-
haber umgeändert in „Chef des Generalstabs der Obersten Heeresleitung“.
Das Amt verbleibt weiter dem Kriegsminister Enver Pascha.
15. Aug. Angliederung von Kars, Batum und Ardahan an
die Türkei.
Großwesir Talaat Pascha empfängt eine Abordnung von Kars,
Batum und Ardahan, die ihm das Ergebnis der gemäß des Brest-
Litowsker Friedensvertrages v. 3. März veranstalteten Volksabstimmung über-
mittelt, die mit 85 124 von 87048 Stimmen, welche die gesamte Bevölkerung
dieser Gebiete, vom 19. Lebensjahre angefangen, darstellen, die Rückkehr
dieser drei Bezirke zum Mutterlande verlangte.
Am 17. veröffentlicht das „Amtsblatt“ einen an die drei wieder an-
gegliederten kaukasischen Bezirke gerichteten Erlaß des Sultans, worin er
seine Genugtuung über das Ergebnis der Volksabstimmung ausdrückt und
erklärt, den von der Bevölkerung bekundeten Wunsch nach Angliederung
an die Türkei entgegenzunehmen. Weiter heißt es in dem Erlaß, daß der
Sultan dem Ministerrat den Befehl erteilt habe, diese Länder als in-
tegrierenden Bestandteil der Türkei zu betrachten und ihre Verwaltung ent-
sprechend zu organisieren.
18. Aug. Neuer Botschafter in Berlin.
Das „Amtsblatt“ gibt bekannt, daß an Stelle des verstorb. Botschafters
Hakki Pascha Rifaat Pascha (1910/11 Minister des Aeußern, 1911/14 Bot-
schafter in Paris) zum türk. Botschafter in Berlin ernannt worden ist.
22. Aug. Austausch der Ratifikationsurkunden des Brester
Friedensvertrages zwischen der Türkei und der Ukraine in Wien.
3. Aug. Unterzeichnung eines deutsch-türk. Finanzvertrages in
Berlin.
In der „Wirtschaftszeitung der Zentralmächte“ teilt Finanzminister
Dschavid Bei über seinen Aufenthalt in Berlin mit: Bei meinen dies-
maligen Verhandlungen in Berlin handelte es sich um die Wiederholung einer
bereits früher vorgenommenen Transaktion. Wir haben bei der deutschen
Regierung eine neue Anleihe in Höhe von 45 Mill. türk. Pf., also rund
900 Mill. M. abgeschlossen, und zwar zu den bereits bei früheren Anleihen