552 Ferbien. (Dez. 24. 31.) Mnleeze#. (Sept. 22. Okt.)
zum Präsidenten der serb. Delegation zur Friedenskonferenz ernannt. Seine
Weigerung, die Ministerpräsidentschaft zu übernehmen, ist durch seine Gegner-
schaft gegen den südslaw. Zentralismus veranlaßt.
Das „Agramer Tagblatt"“ schreibt zur Kabinettskrise: Was immer
Paschitsch bewogen haben mag, die Kabinettsbildung abzulehnen, seine
früheren Verdienste dürfen nicht verdunkelt werden. Aber Paschitsch ist ein
alter Mann, der sich der neuen Zeit nicht mehr anpassen kann. Wahr-
scheinlich hätte er lieber den Anschluß der südslaw. Gebiete Oesterreich--
Ungarns an Serbien als die Verschmelzung dieser Gebieke mit Serbien zu
einem neuen Staate. Dann aber muß Paschitsch von der Einflußnahme
auf die Leitung der Geschäfte des neuen Staates ausgeschlossen werden.
Wer heute an der südslaw. Einheit rührt, muß ferngehalten werden, auch
wenn es Paschitsch ist.
24. Dez. (Belgrad.) Zusammentritt der Skuptschina.
Sie hat nur die Aufgabe, die dringlichsten Angelegenheiten zu er-
ledigen. Am 30. hebt Ministerpräsident Protitsch die großen Verände-
rungen hervor, die in Serbien in den Kriegsjahren eingetreten seien. Die
Grenzen Serbiens würden im Geiste der Grundsätze seiner Verbündeten
bestimmt werden und mit den Grenzen des Gebietes übereinstimmen, das
das Serbenvolk geschlossen bewohne. Die letzte Sitzung findet am 3. Jan.
1919 (s. dort) statt.
31. Dez. Vereinigung der serb.-orthodoxen Kirchen.
In Karlowitz findet eine Konferenz der serb.-orthodoxen Bischöfe
statt, in der die Grundlage für die Vereinigung aller serb.-orthodoxen Kirchen
geschaffen wird. Die Karlowitzer, die Belgrader, die bosnisch-herzegowinische
und die montenegrinische Metropolie, sowie die dalmatinische und die maze-
donische Exarchie vereinigen sich in eine großserbische Patriarchie, die ihren
Sitz in Belgrad haben wird.
XXIV.
Montenegro.
22. Sept. Hochverratsprozeß.
Die „Frankf. Ztg." teilt mit: Wie die in Neuilly (Frankreich) erscheinende
„Staatszeitung für Montenegro“ mitteilt, sind die beiden früheren montenegr.
Minister Radowitsch und Spaschojewitsch wegen Hochverrats verurteilt
worden, weil sie in einem Genfer Blatte für die Einsetzung einer anderen
Dynastie in Montenegro eingetreten sind.
Okt. Abzug der österr.-ung. Besatzungstruppen.
Der Berichterstatter eines Laibacher slowen. Blattes in Cettinje meldet
v. 17. Okt.: In Montenegro ist ein allgemeiner Aufstand und Guerillakrieg
ausgebrochen. Die bewaffneten Banden haben bis zum 12. Okt. die Orte
Niksic, Berane und Andrejewica besetzt. Die Oesterreicher und Ungarn
räumen in größter Eile ganz Montenegro. Der Generalgouverneur hat
Cettinje verlassen. Man rechnet damit, daß die Komitatschis zum 20. Okt.
in Cettinje sein werden. Sie bestrafen jede Montenegrinerin, die mit einem
österreichischen oder ungarischen Soldaten ein „Verhältnis" unterhalten hat,
mit dem Tode. Ueber die österr.-ung. Armee, die sich auf dem Rückzuge aus