Pereinigte Staaten von Merbamerihe und Rauabs#. (Jan. 21.—Febr. 11.) 563
„Reuter“ meldet aus London: Am 1. Febr. tritt eine Reihe von durch-
greifenden Bestimmungen des Kriegshandelsamtes der Ver. St. in
Kraft, darunter Bestimmungen über die Kohlenversorgung von Schiffen in
den amerik. Häfen zur Kontrolle der neutralen Schiffahrt, zu dem Zwecke,
die Kanäle zu verstopfen, durch die der Feind Nachrichten erhält, ferner um
den Feind zu verhindern, Güter aus Amerika zu erhalten.
21. Jan. Errichtung eines Kriegskabinetts.
Dem Kongreß wird eine von dem Militärausschusse des Senats
befürwortete Vorlage des Senators G. E. Chamberlain (Führer der de-
mokratischen Partei und bieher eine der stärksten Stützen Wilsons) betr.
Bildung eines Kriegskabinetts (nach dem Muster Englands), das
aus drei hervorragenden Bürgern bestehen soll, deren Tüchtigkeit und Be-
fähigung zur Leitung anerkannt sei, unterbreitet. — Dieser Antrag ist direkt
gegen Wilson und seinen Freund, den Kriegsminister Baker gerichtet.
Der Präsident veröffentlicht deshalb eine geharnischte Erklärung, in der er
gegen den Plan Stellung nimmt und die Tätigkeit Bakers verteidigt.
Als Gegenzug zum Antrag Chamberlain bringt Senator Overman (auf
Anregung Wilsons) eine Vorlage auf Erteilung diktatorischer Vollmachten
an den Präsidenten ein. Dieser Antrag wird jedoch, wie der „Voss. Ztg."
am 15. Febr. aus Bern mitgeteilt wird, vom Senatsausschuß mit großer
Mehrheit abgelehnt. (S. auch 16. Mai.)
29. Jan. Schwed.-amerik. Abkommen.
„Reuter“ meldet aus Washington: Es wird mitgeteilt, daß eine vor-
läufige Uebereinkunft zwischen den Ver. St. und Schweden wegen der Char-
terung schwed. Schiffe für die Ver. St. in London zustandegekommen ist. Die
Schiffe sollen hauptsächlich für den Handel mit Südamerika verwendet
werden; einige sollen jedoch Frachten nach Schweden führen.
4. Febr. General Peyton Conway March wird zum General-
stabschef ernannt.
General Bliß wird der Vertreter Amerikas im Interalliierten Kriegs-
rate in Versailles.
11. Febr. (Kongreß.) Wilsons Antwort auf die Reden des
Reichskanzlers und des Grafen Czernin.
Präsident Wilson richtet an den Kongreß folgende Ansprache: M. H.
vom Kongreß! Am 8. Jan. (s. S. 556 ff.) hatte ich die Ehre, Ihnen die Kriegs-
ziele darzulegen, wie unser Volk sie auffaßt. Der Premierminister Groß-
britanniens hat am 5. Jan. (s. S. 142 ff.) in ähnlichem Sinne gesprochen. Auf
diese Reden antwortete der deutsche Reichskan zler am 24. (s. Tl. 1 S. 19 ff.)
und Graf Czernin für Oesterreich am gleichen Tage (s. S. 6 ff.). Es ist
erfreulich, daß unser Wunsch, es möge jeder Meinungsaustausch in diesen
großen Fragen so gemacht werden, daß alle Welt ihn hören kann, bald
erfüllt worden ist. Graf Czernins Antwort, welche sich in der Hauptsache
auf meine Ansprache vom 8. Jan. bezieht, ist in sehr freundlichem Tone
gehalten. Er findet in meinen Aeußerungen eine ausreichend ermutigende
Annäherung an die Ansichten seiner eigenen Regierung, um ihn zu dem
Glauben zu berechtigen, daß diese Aeußerungen eine Grundlage für eine
eingehendere Besprechung der Ziele durch die beiden Regierungen biete. Es
wird ihm die Andeutung zugeschrieben, daß die Ansichten, die er bekannt
gab, mir im voraus mitgeteilt worden seien, und daß ich zu dem Zeitpunkt,
da er sie aussprach, davon unterrichtet war. Ich bin jedoch sicher, daß er
hierin mißverstanden worden ist. Ich erhielt keine Andeutung über das,
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