Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

Perrinigte Stasten von Nerdamerihe und Kanaba. (April 10. 12.) 573 
der Menschlichkeit, der Freiheit und des Selbstbestimmungsrechtes der Völker, 
die von der ganzen Welt gefordert werden, keinen Platz. Sie würden ver- 
drängt durch das Machtideal, durch den Grundsatz, daß der Starke den 
Schwachen regiert, daß der Handel der Flagge folgen muß, gleichgültig, 
ob diese Flagge von denen, zu denen sie gebracht wird, gewünscht wird 
oder nicht. Die Völker der Welt würden dem Schutz und der Herrschaft 
jener unterworfen werden, die die Macht haben. Wenn ein derartiges 
Programm einmal ausgeführt ist, dann müßten Amerika und alle, die sich 
an seine Seite stellen, sich bewaffnen und vorbereiten, um zu kämpfen für 
die Freiheit der Welt und gegen die Herrschaft, unter der die Rechte der 
Bürger, die Rechte der Frauen und die Rechte aller, die schwach sind, mit 
Füßen getreten werden. Der alte Jahrhunderte lange Kampf für Freiheit 
und Recht müßte wiederum seinen Anfang nehmen. Alles, wofür Amerika 
gelebt hat, was es geliebt und gepflegt hat, würde zusammenbrechen, und 
der Welt würde mitleidslos jede Gnade versagt sein. Es ist dies lächerlich 
und unmöglich, aber dennoch ist es das, was das Vordringen der deutschen 
Heere bezweckte, wohin sie auch immer nur kamen. Selbst in diesem Augen- 
blick wünsche ich kein hartes und kein ungerechtes Urteil auszusprechen. Ich 
beurteile allein das, was die deutschen Waffen in ihrer unbarmherzigen 
Gründlichkeit vernichtet haben. Was haben wir nun zu tun? Was mich 
betrifft, so war ich bereit und bin selbst jetzt noch bereit, über einen redlichen, 
gerechten und ehrenvollen Frieden zu sprechen, wenn dieser nur aufrichtig 
gemeint ist, ein Friede, bei dem die Starken und die Schwachen gleich 
behandelt werden. Als ich jedoch einen derartigen Frieden gefordert hatte, 
kam die Antwort der deutschen Heerführer aus Rußland, und ich kann diese 
Antwort nicht mißverstehen. Ich nehme die Herausforderung an und ich 
weiß, daß auch Sie sie annehmen. Die ganze Welt soll wissen, daß Sie 
diese Herausforderung angenommen haben. Deutschland hat wiederum ge- 
zeigt, daß allein die Gewalt zu entscheiden hat. Es fragt sich, ob Recht und 
Friede in den Beziehungen der Menschen herrschen soll, ob das Recht, wie 
Amerika will, oder der Zwang, wie ihn Deutschland anstrebt, das Los der 
Menschheit bestimmen soll. Von unserer Seite ist daher nur eine Antwort 
möglich: Gewalt, äußerste Gewalt, Gewalt ohne Grenzen, eine gerechte und 
triumphierende Gewalt, die ein gerechtes Gesetz in die Welt bringt und 
jede selbstsüchtige Herrschsucht niederwirft. 
10. April. Präsident Wilson genehmigt die Errichtung eines 
nationalen Kriegsarbeitsrates. 
An seiner Spitze stehen der von den Arbeitgebern gewählte Expräsident 
Taft und als Vertreter der Arbeiter Frank C. Waalsh. Er hat alle 
Differenzen in Arbeiterangelegenheiten während des Krieges zu entscheiden. 
12. April. Präsident Wilson ordnet die sofortige Ubernahme 
aller Küstenschiffahrtslinien durch die Eisenbahnverwaltung an. 
Die Schiffe sollen hauptsächlich für Transporte von Truppen und 
Kriegsmaterial verwendet werden. 
12. April. (Philadelphia.) Auflösung des Deutsch-amerik. 
Nationalbundes. 
Der Zentralausschuß des Deutsch-amerik. Nationalbundes, der alle 
größeren deutsch-amerik. Vereine und Verbände umfaßte und im Frieden 
über 2 Millionen Mitglieder zählte, erklärt den Bund für aufgeköst. In 
der einstimmig angenommenen Entschließung heißt es: Die Mitglieder des 
Ausschusses halten es für die vornehmste Pflicht jedes amerik. Bürgers, die
	        
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