Vereinigte Staaten von Merdamerike und Kauada. (Sept. 27.) 589
und unsern Mitbürgern des ganzen Landes ans Herz zu legen. Ich habe
nicht den geringsten Zweifel an ihrem vollkommenen Erfolg, denn ich kenne
ihren Geist und den Geist des Landes. Meine Zuversicht ist weiterhin durch
die überlegte und erfahrene Mitarbeit der Finanzleute im ganzen Lande
gestützt, die uns ihre unschätzbare Hilfe und Führung zur Verfügung stellen.
Ich bin vielmehr gekommen, um eine Gelegenheit zu finden, Ihnen einige
Gedanken mitzuteilen, die, wie ich glaube, Ihnen in noch vollerem Maße
als bisher einen lebendigen Begriff von den großen uns im Banne hal-
tenden Zeitfragen geben können, um Sie mit vermehrtem Enthusiasmus
die ernste Bedeutung Ihrer Pflicht erfassen zu lassen; der Pflicht, die Re-
gierung mit Ihrem Leben und Ihren Mitteln bis zur äußersten Grenze
von Opferwillen und Selbstverleugnung zu unterstützen. Von den Männern
und Frauen, die wirklich begriffen haben, was dieser Krieg bedeutet, kann
keiner zögern, bis ans letzte Ende das zu geben, was sie besitzen. Es ist
darum hier heute Abend meine Aufgabe, neuerdings klarzulegen zu ver-
suchen, was der Krieg wirklich bedeutet. Dann bedarf es keines anderen
Antriebs, keiner neuen Mahnung mehr zur Pfllicht.
Bei jeder Wendung des Krieges gewinnen wir eine erneute Auffassung
des dadurch zu erreichenden Endziels. Wenn aber unsere Hoffnungen und
Erwartungen am hoöchsten gespannt sind, denken wir bestimmter als zuvor
an die Fragen, die damit zusammenhängen, und an die Ziele, die durch
den Krieg verwirklicht werden müssen. Denn er hat bestimmte und genau
umrissene Ziele, die nicht wir bestimmt haben, die wir auch nicht ändern
können. Kein Staatsmann, kein Parlament hat sie geschaffen, sie können
sie auch nicht ändern. Sie sind aus der innersten Natur und den Um-
ständen des Krieges hervorgegangen. Alles, was Staatsmänner oder Parla-
mente tun können, ist, sie entweder auszuführen oder Verrat an ihnen zu
üben. Diese Ziele waren wohl im Anfang nicht klar; jetzt aber sind sie es.
Der Krieg hat über vier Jahre gedauert und die ganze Welt ist darin
hineingerissen worden. Der Gemeinwille der Menschheit ist an die Stelle
der Sonderzwecke der einzelnen Staaten getreten. Einzelne Staatsmänner
mögen den Streit begonnen haben, aber weder sie, noch ihre Gegner können.
ihn nach ihrem Gutdünken zum Stillstand bringen. Er ist zum Völkerkrieg
geworden, und Völker aller Art und Rassen, von jedem Grad der Macht
und des Wohlstands sind von seinen überwältigenden Umwandlungs= und
Neuformungsvorgängen ergriffen worden. Wir sind hineingeraten, als
sein Charakter vollkommen bestimmt und es klar geworden war, daß
keine Nation beiseite stehen oder gleichgültig gegen sein Ergebnis sein könne.
Seine Herausforderung richtete sich gegen alles das, um das wir uns sorg-
ten, für das wir lebten. Die Stimme des Kriegs war klar geworden und
packte unsere Herzen. Unsere Brüder in den verschiedensten Ländern eben-
sowohl wie unsere gemordeten Toten auf dem Meeresgrund schrien zu
uns. Wir antworteten, leidenschaftlich und selbstverständlich. Die Luft um
uns war rein. Wir sahen die Dinge in ihrer vollen, überzeugenden Ge-
stalt. Wir haben sie seither mit unverrücktem Blick und unveränderlicher
Auffassung so gesehen. Wir nahmen die Kriegsziele als Tatsachen an, nicht
wie sie von irgendeiner Gruppe von Menschen, hier oder anderswo dar-
gelegt worden waren. Wir können somit keinen Abschluß hinnehmen, der
ihnen nicht gerecht wird und sie nicht in eben derselben Weise erledigt.
Die daraus sich ergebenden Kernfragen aber sind die folgenden: Soll die
Militärmacht irgendeines Staates oder einer Staatengruppe die Geschicke
von Völkern bestimmen dürfen, über welche sie kein Herrschaftsrecht hat,
als das Recht der Gewalt? Sollen mächtige Staaten die Freiheit haben,
schwache Nationen niederzuringen und sie ihren Zwecken und Interessen