Vereinitte Staaten von Norbamerihe und Kauada. (Sept. 27.) 593
zu wiederholen, was bereits vorher gesagt worden ist, ebenso einfach, wenn
auch in weniger höflichen Ausdrücken. Wie ich schon erwähnte, hat weder
ich noch irgendeine andere Persönlichkeit in Regierungsstellung die Ziele
dieses Krieges geschaffen oder ihnen Form gegeben. Ich bin einfach darauf
eingegangen in der Einsicht, die mir zu Gebote stand. Aber ich bin gerne
und mit einem Entschluß darauf eingegangen, der um so wärmer und zu-
versichtlicher geworden ist, je klarer die Ziele zutage traten. Es ist zurzeit
offensichtlich, daß es Ziele sind, die kein Mensch verhindern kann. Ich bin
verpflichtet, für sie zu kämpfen und bin glücklich, dafür zu kämpfen, seit
Zeit und Umstände mir, wie aller Welt, sie enthüllt haben. Unsere Be-
geisterung für sie wird immer unwiderstehlicher, in je schärferen, unzwei-
deutigeren Umrissen sie vor uns treten. Und die Kräfte, die für unsere
Ziele sich entfalten, schließen sich enger und enger zusammen, organisieren
ihre Millionen zu immer unbesiegbarer Macht, je mehr sie den Gedanken.
und den Zielen der beteiligten Völker bewußt werden. Es ist eine Merk-
würdigkeit dieses großen Krieges, daß, während oft die Staatsmänner nach
Erklärungen für ihre Ziele zu suchen und ihre Grundlage, ihre Gesichts-
punkte zu ändern schienen, die Erkenntnis der Masse, die von ihnen unter-
richtet und geführt werden sollte, mehr und mehr aufgehellt wurde, mehr
und mehr dessen gewiß wurdc, um was sie kämpfen. Die nationalen Ziele
sind je länger je mehr in den Hintergrund getreten, um den allgemeinen
Zielen der aufgeklärten Menschheit Platz zu machen. Die Beratungen ein-
facher Männer sind allenthalben einfacher, ehrlicher und einheitlicher geworden,
als die spitzfindiger Staatsmänner, die noch immer unter dem Eindruck
stehen, ein Spiel der Macht, ein Spiel um hohe Einsätze zu spielen. Darum
eben habe ich diesen Krieg als einen solchen der Völker, nicht einen der
Staatsmänner bezeichnet. Die Staatsmänner aber müßten dem geklärten
Gemeingedanken folgen oder ausgeschaltet werden. Das halte ich für das
Bedeutungsvolle bei den Versammlungen von aus gewöhnlichen Alltagsleuten
bestehenden Verbänden, daß fast jedesmal wann sie zusammentraten, das
Verlangen gestellt wurde und noch gestellt wird, daß die Leiter ihrer Re-
gierungen ihnen klar darlegen sollen, was die Regierungen in diesem Kriege
suchen und ebenso, was sie glauben, daß die Bedingungen der Schluß-
abrechnung sein sollen. Diese Alltagsleute sind immer noch nicht mit dem
befriedigt, was ihnen bereits gesagt worden ist. Sie scheinen immer noch
zu befürchten, daß sie das, was sie erbeten haben, nur in der Sprache
der Staatsmänner, nur in Form territorialer Abfindungen oder Macht-
erörterungen erhalten werden, nicht aber in der Sprache weitschauender
Gerechtigkeit, Liebe, Friedfertigkeit und auch nicht als Erfüllung jenes tief-
sitzenden Sehnens unterdrückter, verzweifelter Männer und Frauen und
unterjochter Völker, welche ihnen als das einzige erscheint, wertvoll genug,
einen Krieg durchzukämpfen, der die Welt in einen Abgrund zu stürzen
droht. Vielleicht haben die Staatsmänner die veränderte Lage dieser ganzen
politischen und handelnden Welt nicht immer erkannt, vielleicht haben sie
nicht immer in direkter Beantwortung der an sie gerichteten Fragen ge-
sprochen, weil sie nicht erkannten, in welchem forschenden Geiste jene Fragen.
an sie gerichtet waren, und welche Antworten sie verlangten. Was aber
mich betrifft, will ich die Beantwortung gern immer und immer wieder
versuchen, und zwar in der Hoffnung, mich immer klarer dahin äußern
zu können, daß mein einziger Gedanke der ist, die Kämpfer im Felde zu-
frieden zu stellen, die wohl vor allen andern das Recht auf eine Antwort
haben, deren Sinn niemand mißbverstehen kann, sofern er die Sprache, in
welcher sie gesprochen wird, versteht, oder jemand findet, der sie ihm richtig
in seine eigene übersetzen kann. Ich glaube auch, daß die Leiter der Re-
Europäischer Geschichtskalender. LIX2# 38