Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

Vereinigte Staaten von Nordameriksa und Kauads. (Okt. 29.—Nov. 5.) 597 
des Waffenstillstandes durch die Alliierten. Deutschland wandte sich dies- 
mal nicht persönlich an Wilson, sondern brachte die Empfangsbestätigung 
zur Kenntnis der amerik. Regierung. Offenbar erkennt die deutsche Re- 
gierung an, daß die Phase des persönlichen Notenaustausches vorüber ist. 
29. Okt. (Kongreß.) Krieg kredite. 
„Reuter“ meldet aus Washington: Der Kongreß hat die Kriegsergän- 
zungskredite im Betrage von 6345 Mill. Dollar angenommen. 
31. Okt. Antwortnote an die Türkei. (Den Wortlaut s. S. 620 f.) 
2. Nov. Ergebnis der 4. Freiheitsanleihe. 
„Reuter" meldet: Die Zeichnungen auf die 4. Freiheitsanleihe belaufen 
sich auf 6866 Mill. Dollar bei 21 Mill. Zeichnern. Die Anleihe ist mit 
866 Mill. überzeichnet. 
4. Nov. Die Ver St. haben die Unabhängigkeit des neuen poln. 
Staates anerkannt. („Reuter“.) 
Am 5. meldet „Reuter" aus Washington, daß die Regierung der Ver. St. 
das poln. Heer als selbständige und kriegführende Streitmacht unter der 
obersten Leitung des poln. Nationalkomitees anerkannt hat. 
5. Nov. Vierte Antwortnote an Deutschland. (Den Wortlaut 
s. S. 617 f.) 
5. Nov. Kongreßwahlen. 
Neuzuwählen sind die 435 Mitglieder des Repräsentantenhauses und 
32 Senatoren (von 96). Gewält werden für das Repräsentantenhaus 
238 Rep., 195 Demokr., 1 Unabh., 1 Soz. (bisher 227 Demokr., 199 Rep., 
3 Progr., 6 Vertreter kl. Parteien), für den Senat (mit Einschluß der bis- 
herigen Mitglieder) 49 Rep., 47 Demokr. (bisher 55 Demokr., 41 Rep.). 
Damit ist die bisher von der demokr. Partei innegehabte Mehrheit in beiden 
Häusern des Kongresses beseitigt. Der Wahlausgang bedeutet für Präsident 
Wilson, der sich persönlich (s. S. 595 f.) am Wahlkampfe beteiligt hat, eine 
empfindliche moralische Einbuße, wenn auch seine diplomatische und politische 
Aktionsfreiheit dadurch nicht berührt wird. Der neue Kongreß tritt ver- 
fassungsgemäß im März 1919 zusammen. 
5. Nov. Note an Rumänien. 
Staatssekretär Lansing übersendet dem Vertreter der rumän. 
Regierung folgende Note: Staatsdepartement Washington, 5. Nov. 1918. 
Mein Herr! Die Regierung der Ver. St. hat dauernd die künftige Wohl- 
fahrt und Unversehrtheit Rumäniens als eines selbständigen und unabhängigen 
Landes vor Augen gehabt. Schon bevor ein Kriegszustand zwischen den 
Ver. St. und Oesterreich-Ungarn eintrat, sandte der Präsident eine Sym- 
pathiekundgebung an den König von Rumänien (s. Gesch Kal. 1917 Tl. 2 
S. 913 f.). Seitdem haben sich die Verhältnisse geändert. Demzufolge ersucht 
mich der Präsident, Ihnen mitzuteilen, daß die Regierung der Ver. St. die 
Erwartungen und Hoffnungen des rumän. Volkes innerhalb und außerhalb 
der Grenzen des Königreiches nicht vergessen hat. Der Präsident ist Zeuge 
der Kämpfe, Leiden und Opfer Ihres Landes für die Befreiung von den 
Feinden und Unterdrückern gewesen. Die amerik. Regierung sympathisiert 
aufs tiefste mit den Wünschen der Rumänen und wird nicht versäumen, 
bei Gelegenheit ihren Einfluß dahin geltend zu machen, daß die rechtmäßigen 
politischen und territorialen Ansprüche des rumän. Volkes erfüllt und gegen- 
über jedem feindlichen Angriff garantiert werden.
	        
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