Vereinigzte Staaten von Nerdamerihs und Kauada. (Nov. 17. 18.) 601
Hierauf hat der Staatssekretär Lansing geantwortet: Ich wäre Ihnen
sehr dankbar, wenn Sie folgende Antwort der deutschen Regierung zukommen
ließen: In einer gemeinsamen Sitzung der beiden Häuser des Kongresses
hat der Präsident der Ver. St. am 11. Nov. mitgeteilt, daß die Vertreter
der verbündeten Regierungen in der Sitzung des Obersten Kriegsrats in
Versailles durch einstimmigen Beschluß den Völkern der Mittelmächte die Ver-
sicherung gegeben haben, daß alles, was unter den gegenwärtigen Umständen
nur möglich ist, getan wird, um diese Völker mit Lebensmitteln zu versorgen
und die ungeheure Not, die an vielen Stellen Menschenleben bedroht, zu
lindern. Es sollen sofort Schritte unternommen werden, um dieses Hilfs-
werk in der gleichen systematischen Weise zu organisieren, wie dies bei
Belgien geschehen ist. Weiter hat der Präsident seine Ansicht dahin geäußert,
daß es bei Benutzung der stilliegenden Tonnage der Mittelmächte gegen-
wärtig möglich sein müsse, die leidende Bevölkerung von der Angst vor
völliger Verelendung zu befreien und so ihre Vernunft und ihre Tatkraft
für die großen und schweren Aufgaben des politischen Wiederaufbaues frei-
zumachen, denen sie jetzt überall gegenübersteht. Deshalb hat der Präsident
mich beauftragt zu erklären, daß er gewillt sei, die Absendung von Lebens-
mitteln nach Deutschland im günstigen Sinne zu erwägen und diese An-
gelegenheit sofort mit den verbündeten Regierungen zu erörtern unter der
Bedingung, daß tatsächlich in Deutschland die öffentliche Ordnung aufrecht
erhalten wird und auch weiterhin aufrecht erhalten bleibt und daß eine
gerechte Verteilung der Lebensmittel unzweifelhaft verbürgt werden kann.
Genehmigen Sie 2c. Robert Lansing.
Diese Meldung des „H. N. B.“ wurde am 15. Nov. in der deutschen
Presse unbeanstandet veröffentlicht. Auf die Behauptung der „Roten Fahne“,
daß die Reichsregierung durch das Telegramm des Reichskanzlers aus der
Ernährungslage in Deutschland politisches Kapital habe schlagen wollen,
stellte das „WB.“" fest, daß jenes angebliche Telegramm nicht existiere und
daß die Mitteilung Lansings eine Antwort auf die Depesche Solfs an
Lansing v. 11. Nov. (s. Tl. 1 S. 469) darstelle. Seltsamerweise wurde die
bereits durch die Meldung des „H. N. B.“ bekannte Mitteilung Lansings
am 25. Nov. durch das „WTB.“ noch einmal in auffallender Aufmachung
amtlich veröffentlicht, ohne daß dieser Tatsache Erwähnung getan wurde.
17. Nov. Note an Deutschland.
Das „Hollandsche Nieuws-Bur.“ meldet aus Washington: Staatssekretär
Lansing hat den schweiz. Gesandten gebeten, folgende Note an die deutsche
Regierung übermitteln zu wollen: Die Regierung der Ver. St. hat die ver-
schiedenen Noten, die die deutsche Regierung an die amerik. Regierung ge-
richtet hat, und die bezwecken, gewisse Bedingungen in dem Waffenstillstands-
vertrag zwischen der Entente und Deutschland zu mildern, richtig erhalten.
Diese Mitteilungen sind sofort an die assoziierten Regierungen und den
Obersten Kriegsrat in Versailles mitgeteilt worden. Die Regierung der
Ver. St. benutzt diese Gelegenheit, Deutschland darauf hinzuweisen, daß Mit-
teilungen dieses Charakters, die auf die Waffenstillstandsbedingungen oder
auf Angelegenheiten, die alle assoziierten Regierungen betreffen, Bezug haben,
nicht nur an den Präsidenten oder an die Regierung der Ver. St., sondern
an alle assoziierten Regierungen zu richten sind. Weiter weist die Regierung
der Ver. St. darauf hin, daß derartige Mitteilungen auf dem üblichen Wege
und nicht als drahtlose Meldungen zu verschicken sind.
18. Nov. Friedensprogramm der amerik. Arbeiter.
Auf einer Arbeiterversammlung der Allamerikanischen Konferenz
in Laredo in Texas bringt Samuel Gompers, der Obmann des amerik.