604 Pereinitte Staaten von Nordamerika und Kauads. (Dez. 2.)
fernen Osten beschäftigt und nur sehr wenig mit den Taten des Friedens
und der Neuordnung, die bei uns selbst auf Durchführung warten. Ist es,
während wir unsere Beziehungen zu der übrigen Welt neu gestalten, nicht
von größter Wichtigkeit, daß wir mit allen Ursachen zu Mißverständnissen
mit unseren nächsten Nachbarn aufräumen und den Beweis der Freund-
schaft, die wir wirklich fühlen, erbringen? Ich hoffe, daß die Mitglieder
des Senats mir gestatten werden, noch einmal von dem unratifizierten
Freundschaftsvertrage mit der Republik Kolumbien zu sprechen. Ich fordere
sie ernstlich auf, in dieser wichtigen Angelegenheit bald günstige Maßregeln
zu treffen. Ich glaube, sie werden mit mir das Gefühl haben, daß die Lage
jetzt für eine solche nicht nur gerechte, sondern auch edelmütige und dem
Geist der neuen Zeit, in die wir so glücklich eingetreten sind, entsprechende
Aktion geeignet ist. Was unsere inneren Angelegenheiten betrifft, so ist das
Problem unserer Rückkehr zum Frieden ein Problem der wirtschaftlichen
und industriellen Wiederherstellung. Dieses Problem ist vielleicht weniger
ernst für uns als für die Völker, die länger unter der Unordnung und den
Verlusten des Krieges zu leiden hatten als wir. In dem Augenblick, wo wir
wußten, daß der Waffenstillstand unterzeichnet war, legten wir die Rüstung
zur Seite. Die Rohstoffe, auf die die Regierung die Hand gelegt hatte aus
Angst, daß für die Industrien, die die Armeen versorgten, nicht genug vor-
handen sein würde, sind freigegeben und wieder dem allgemeinen Markte
zugeführt worden. Die großen Industrieanlagen, deren ganze Erzeugnisse
und Maschinerien für Regierungszwecke übernommen worden waren, sind
wieder für die Zwecke freigegeben, denen sie vor dem Kriege dienten. Es
war nicht möglich, die Kontrolle über die Lebensmittel und die Schiffahrt
ebenso rasch zu beseitigen, weil die Welt noch immer aus unseren Getreide-
speichern ernährt werden muß und die Schiffe noch immer dafür benutzt
werden, unsere Leute über See zu versorgen und die Soldaten so rasch
zurückzuführen, wie es die verworrenen Verhältnisse auf der anderen Seite
des Wassers gestatten. W. kommt sodann auf die zum Zwecke der Kriegs-
organisationen errichteten Aemter zu sprechen und erklärt: Seitdem der
Waffenstillstand gesichert war, der tatsächlich auf eine vollständige Unter-
werfung des Feindes hinausläuft, war es die Politik der Regierung, die
Erfahrungen dieser Körperschaften den Geschäftsleuten dieses Landes zur
Verfügung zu stellen. Es ist erstaunlich, wie rasch der Prozeß der Rückkehr
zu friedlichen Verhältnissen sich in den drei Wochen seit Beendigung der
Feindseligkeiten entwickelt hat. W. spricht dann über die zu treffenden Maß-
regeln, um während der Uebergangszeit einer zu großen Arbeitslosigkeit
vorzubeugen. Ueber Belgien und Nordfrankreich sagt W.: Keine noch so
große Entschädigungssumme würde allein genügen, um diese Länder auf
Jahre hinaus vor hoffnungslosem Nachteile zu bewahren. Es muß mehr
geschehen. Wenn Belgien und Nordfrankreich morgen Geld und Rohstoffe
im Ueberfluß hätten, so würden sie doch nicht ihren Platz in der Welt-
industrie schon morgen einnehmen können. Sie dürfen nicht den Zufällig-
keiten einer scharfen Konkurrenz preisgegeben werden. Ich hoffe deshalb,
daß der Kongreß nicht abgeneigt sein wird, wenn es notwendig sein sollte,
irgendeiner Stelle, wie z. B. dem Kriegshandelsamt das Recht zu gewähren,
eine Vorzugsbehandlung zugunsten dieser Bevölkerungen einzuräumen. Für
die Stabilisierung und Erleichterung des Wiederaufbaues unseres Geschäfts-
lebens ist nichts von größerer Wichtigkeit als eine sofortige Entscheidung
über die 1918, 1919 und 1920 zu erhebenden Steuern. Es würde für das
Land verhängnisvoll sein, bezüglich der Frage der Höhe der Steuern länger,
als notwendig ist, im unsicheren zu bleiben. Wäre der Krieg fortgesetzt
worden, wäre es notwendig gewesen, für das Jahr 1919 mindestens acht