Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

Anhang zu den Pereinigten Staaten. Okt. 14.) 611 
Zeit, wo die deutsche Regierung an die Regierung der Ver. Staaten mit 
Friedensvorschlägen herantritt, sind ihre U. Boote beschäftigt, auf der See 
Passagierschiffe zu versenken, und nicht nur die Schiffe, sondern auch die 
Boote, in denen ihre Passagiere und Besatzungen versuchen, sich in Sicher- 
heit zu bringen. Die deutschen Armeen schlagen bei ihrem jetzigen er- 
zwungenen Rückzuge aus Flandern und Frankreich den Weg mutwilliger 
Zerstörung ein, der immer als direkte Verletzung der Regeln und Gebräuche 
der zivilisierten Kriegführung betrachtet worden ist. Städte und Dörfer, 
wenn sie nicht zerstört sind, sind von allem, was sie enthalten, oft sogar ihrer 
Einwohner beraubt. Es kann nicht erwartet werden, daß die gegen Deutsch- 
land verbundenen Nationen einem Waffenstillstand zustimmen werden, so- 
lange die unmenschlichen Handlungen, Plünderung und Verwüstung fortgesetzt 
werden, auf die sie gerechterweise mit Schrecken und empörtem Herzen blicken. 
Zur Vermeidung jeder Möglichkeit eines Mißverständnisses hält es 
der Präsident weiter für nötig, die Aufmerksamkeit der Regierung Deutsch- 
lands in feierlichster Form auf den Wortlaut und klaren Sinn einer der 
Friedensbedingungen zu lenken, die die deutsche Regierung soeben an- 
genommen hat. Sie ist in der Ansprache des Präsidenten in Mount Vernon 
am 4. Juli d. J. enthalten und lautet: „Vernichtung jeder willkürlichen 
Macht, die für sich allein, heimlich und nach eigenem Entschluß den Frieden 
der Welt stören kann, oder wenn ihre Vernichtung jetzt nicht möglich ist, 
mindestens ihre Herabdrückung zu tatsächlicher Machtlosigkeit.“ Und die 
Macht, die bisher die deutsche Nation beherrscht, ist von der hier beschriebenen 
Art. Es liegt innerhalb der Wahl der deutschen Nation, das zu ändern. 
Die soeben angeführten Worte des Präsidenten bilden natürlich eine Be- 
dingung, die dem Frieden vorangehen muß, wenn anders der Friede durch 
die Handlungsweise des deutschen Volkes selbst kommen soll. Der Präsident 
fühlt sich verpflichtet, zu sagen, daß nach seinem Urteil die ganze Durch- 
führung des Friedens von der Bestimmtheit und dem zufriedenstellenden 
Charakter der Bürgschaften abhängen wird, die in dieser grundlegenden 
Frage gegeben werden können. Es ist unumgänglich notwendig, daß die 
gegen Deutschland verbundenen Regierungen unzweideutig wissen, mit wem 
sie es zu tun haben. Der Präsident wird eine besondere Antwort an die 
Kaiserliche und Königliche Regierung von Oesterreich-Ungarn senden. Em- 
pfangen Sie, mein Herr, die erneute Versicherung meiner Hochschätzung. 
Robert Lansing. 
Der Originaltext der Antwortnote hat folgenden Wortlaut: 
The Department of State, Oct. 14, 1918. Sir — In reply to the com- 
munication of the German Government dated the 12th instant, which 
Jou handed me to-day. I have the honour to request Fou to transmit 
the following answer: 
The unqualified acceptance by the present German Government and 
by a large majority of the German Reichstag of the terms laid down 
by the President of the United States of America in his address to the 
Congress of the United States on Jan. 8, 1918, and in bis subsequent 
addresses justifies the President in making a frank and direct statement 
of his decision in regard to the communications of the German Govein- 
ment of Oct. 5 and 12, 1918. 
It must be clearly understood that the process of evucuation and 
the conditions of an armistice are matters which must be left to the 
judgment and advice of the military advisers of the Government of the 
United States and the Allied Governments, and the President feels it his 
duty to say that no arrangement can be accepted by the Government 
of the United States which does not provide absolutely satisfactory safe- 
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