Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

630 Akrika. (Juli 2.—29.) 
studienkommission errichtet. Bei der Eröffnung, die am 29. Mei stattfand, 
hielt der Vorsitzende Wiener eine Rede, in der er mitteilte, daß die Eisen- 
bahn vom unteren Kongo nach Katanga vollendet sei, womit eine 
ununterbrochene Eisenbahnverbindung von dem Kap der guten Hoffnung 
bis Bukana am Lualaba (unterer Kongo) geschaffen wurde. Ein großer Teil 
dieser Bahn sei trotz aller Schwierigkeiten während des Krieges gebaut und 
am 22. Mai 1918 vollendet worden. 
2. Juli. (Südafrik. Union.) Republik. Bewegung. 
„Reuter“ meldet aus Pretoria: General Botha hat durch Vermittlung 
von „Reuter“ an das südafrik. Volk einen Aufruf gerichtet, sich nicht durch 
feindliche Intrigen verführen zu lassen. Er erklärte, die Regierung habe 
Mitteilungen erhalten, aus denen das Bestehen einer Bewegung hervorgehe, 
die den gewaltsamen Umsturz der bestehenden Staatsform zum Ziel habe. 
In den letzten Tagen hätten Ereignisse stattgefunden, die schnelle und energische 
Militär= und Polizeimaßregeln nötig machten, ohne welche es zu ernsten 
Unruhen und wahrscheinlich auch zu ernsten Verlusten an Menschenleben 
gekommen wäre. Botha erklärt schließlich seine Befriedigung, daß die Leiter 
der politischen und industriellen Organisationen Aufrufe verbreiteten, in denen 
sie darauf drangen, sich jeglicher Gewalt zu enthalten. — Die „Times“ 
melden aus Kapstadt, daß dieser Aufruf mit einer neuen revolutionären 
und republik. Propaganda zusammenhänge. Zwar habe das afrik. Publikum, 
das über die Sache sehr wenig informiert war, gedacht, die Proklamation 
beziehe sich auf einen drohenden Kaffernstreik in den Randgruben, aber die 
wesentliche Veranlassung sei die republik. Bewegung unter den holländischen 
Buren. — Einzelheiten werden durch die englische Presse aus begreiflichen 
Gründen nicht mitgeteilt. Zweifellos hat die von General Hertzog geleitete 
republik. Bewegung in Südafrika im Laufe des Krieges außerordentlich an 
Kraft gewonnen. Die Londoner Zeitschrift „The African World“" v. 8 Juni 1918 
nennt die Hertzogiten die einzige tätige politische Partei in Südafrika. 
18. Juli. (Abessynien.) Ministerwechsel. 
„Daily Telegraph“ meldet aus Rom: Nach Berichten aus Addis Abeba 
haben dort im Verlaufe einer Versammlung, an der viele Tausende teil- 
nahmen, alle Minister ihre Entlassung eingereicht. Es wurde die Aufstellung 
eines neuen Kabinetts verlangt, dem Ras Taffari und Fitaurari Apte 
Georgis angehören sollen. Außerdem wurde die Verhaftung der Minister 
gefordert. Die Kaiserin nahm die Demission der Minister an, weigerte sich 
aber, sie verhaften zu lassen. Später wurden sie jedoch gelegentlich neuer 
Unruhen ins Gefängnis gesetzt. Nach anderen Meldungen soll die verbands- 
freundliche Leibwache die Kaiserin zur Verhaftung der angeblich deutsch- 
freundlichen Minister gezwungen haben. 
29. Juli. (Rhodesien.) Annexion des Lobengulalandes durch 
England. 
Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant“ meldet am 30. aus London: 
Der Geheime Rat hat gestern in dem Rechtsstreit über die Ländereien in 
Rhodesien entschieden. Es handelt sich um riesige, noch nicht verkaufte 
Ländereien, die früher dem Negerhäuptling Lobengula gehört haben. Die 
Frage, über die der Geheime Rat zu entscheiden hatte, war die, ob diese 
Gebiete jetzt nach dem Gesetze den weißen Kolonisten der Chartered Company, 
den Eingeborenen oder dem Staate gehören. Es wurde entschieden, daß die 
Ländereien Eigentum des Staates sind, daß aber die Chartered Company, 
solange sie das Land verwaltet, das Recht hat, von Zeit zu Zeit Stücke
	        
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