636 Aken. (April 24.—Mai 10.)
keineswegs durch die unbedeutenden Ereignisse, wie sie immer vorkommen
können, gerechtfertigt ist. Die Arbeiter und Bauern Sibiriens werden jedem
Versuch der jap. Imperialisten, irgendeinen Teil Sibiriens zu besetzen,
kräftigen Widerstand leisten. Der Schutz der fremden Untertanen ist Aufgabe
des örtlichen Sowjets, der alle Mittel für seine Durchführung besitzt. Das
jap. Eingreifen trägt keineswegs zur Herstellung der Ordnung und der Sicher-
heit bei, im besten Falle ist es überflüssig und unnütz. Die Arbeiter und
Bauern Sibiriens werden alles tun, um der Gegenrevolution nicht zu ge-
statten, das Land in Wirren zu stürzen und die Interessen des Proletariats
zu verraten. Die Gegenrevolution wird unerbittlich unterdrückt werden.
Ueber ganz Sibirien ist der Belagerungszustand verhängt worden und die
revolutionären Behörden sollen die Verteidigung der Revolution gegen den
Einfall der Imperialisten in die Wege leiten. (S. auch S. 424.)
24. April. (Japan.) Wechsel im Ministerium des Außern.
Der Minister des Auswärtigen Vicomte Motono tritt aus Gesundheits-
rücksichten zurück. Sein Nachfolger wird der Minister des Innern Baron
Goto, dessen Nachfolger Misuno. — In der Oeffentlichkeit wird der
Rücktritt Motonos mit der in J. herrschenden Unzufriedenheit über seine
zögernde Haltung in der Frage der sibir. Intervention in Zusammenhang
gebracht. Baron Goto gilt als typischer Vertreter derjenigen Richtung, die
Japans bewaffnete Hand im Fernen Osten spüren lassen will.
27.—29. April. (Brit.-Indien.) Kriegskonferenz in Delhi.
Der Vizekönig Lord Chelmsford hat eine Reihe der hervorragendsten
Fürsten wie auch alle nicht amtlichen Mitglieder des Rates eingeladen und
die obersten Behörden der Provinzen gebeten, Delegierte aller Richtungen
zu der Zusammenkunft zu entsenden, um ein Zusammenwirken aller Schichten
in den strittigen Fragen der inneren Politik und Sicherung aktiver Unter-
stützung aller Bevölkerungskreise, besonders bei der Aufbringung von Mann-
schaften, sowie die Entwicklung aller für den Krieg erforderlichen Kräfte
herbeizuführen.
Entgegen den günstigen „Reuter'meldungen berichten die „Times“
am 14. Mai aus Kalkutta: Große Enttäuschung hat die schwächliche Art
hervorgerufen, mit der die indische Regierung der Aufforderung des Premier-
ministers zur vermehrten Kriegshilfe entsprochen hat. Die Entschließung der
Konferenz von Delhi wird als Tiefpunkt angesehen, die vorgeschlagene Er-
höhung des Mannschaftssolls, Sparsamkeit in den Bauten, Einschränkung
im Eisenbahnverkehr und ähnliches werden zwar als erwünscht, aber nur
als ein kümmerlicher Beweis für Indiens Loyalität und seine Hilfsquellen
etrachtet.
Am 22. April wird in Simla zwischen Staatssekretär Montagu und
Lord Chelmsford ein Programm betr. Reform der ind. Verfassung
vereinbart. (S. dazu S. 198 f.)
27. April. (Persien.) Aupfhebung der Vasallenverträge.
Das „We.“ meldet aus Konstantinopel: Das pers. Ministerium des
Aeußern teilt der hiesigen pers. Botschaft mit, daß alle Verträge und
Beschlüsse, die mit der politischen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit und
Gebietsintegrität Persiens in Widerspruch stehen, aufgehoben und annulliert
“ — Insbesondere handelt es sich um den russ.-engl. Vertrag v. J. 1907.
. Anh. I.)
10. Mai. (Sibirien.) Ausrufung einer gegenrevolut. Trans-
baikalischen Regierung.