646 Asien. (Okt. 10. — Nov. 18.)
rungen der Verwaltung schließen keine Aenderung der Politik oder der
Grundsätze des Verhaltens zwischen Freund und Feind ein. Die Aeußerungen
des Präsidenten Wilson finden besonderen Widerhall in unserem Volk, und
Japan ist ebenso loyal gegenüber dem großen, durch den Krieg geschaffenen
Bündnis wie gegenüber dem engl.-jap. Bündnisse, das Japan nach wie vor
als Eckstein seiner auswärtigen Politik betrachtet. Wir haben uns alle jetzt
enger als jemals durch die gemeinsame Verpflichtung verbunden, die Plün-
derung Rußlands zu verhüten, das in der Stunde der Schwäche betrogen
wurde. Unser großer Nachbar Rußland ist nicht illoyal und wurde nur als
illoyal angeschen, weil der Versuch unternommen wurde, Rußland des Namens
zu berauben, den es in der Vergangenheit stolz getragen hat. Die ehren-
haften Leute in Rußland müssen in den Besitz ihres Erbes kommen und
müssen darin von den Nationen unterstützt werden, die sich verbunden haben,
Rußland mit vereintem Rat und Tat und einer Loyalität zu helfen, die
keinen Vorteil sucht, der nicht von ihren Verbündeten geteilt wird.
10. Okt. (China.) Amtsantritt des neuen Präsidenten.
Nach einem „Havas“-Bericht aus Peking v. 14. erhielt der Präsident
der Republik die Demission des Ministerpräsidenten und des Kriegs-
ministers. Der Minister des Innern wird prov. den Vorsitz im Ministerrat
übernehmen. Der Vizepräsident der Republik konnte noch nicht gewählt werden.
24. Okt. (China-Japan.) Abkommen über Schantung.
Das Abkommen wird von der chin. Regierung nicht ratifiziert. (Näh.
s. Gesch Kal. 1919, China, 26. Febr.)
25. Okt. (China.) Waffenstillstand mit dem Süden.
„Reuter“ meldet am 1. Nov. aus London: Die „Morning Post“ berichtet
aus Schanghai v. 25. Okt.: Auf direktes Ersuchen der Regierung von Peking
hat die Regierung in Südchina einen Waffenstillstand zugebilligt, um Friedens-
verhandlungen eröffnen zu können.
29. Okt. (Japan.) Der jap. Gesandte in Peking Baron Hayashi
tritt zurück.
Der frühere Sekretär der jap. Gesandschaft in Peking Okata wird sein
Nachfolger. („Reuter“.)
2. Nov. (China.) Beschwerdenote der Entente.
„Reuter“ meldet aus Peking: In einer Note der alliierten Gesandt-
schaften an China wird die Enttäuschung über die Tatsache ausgesprochen,
daß China die freigekommenen Zölle, die früher für die Bezahlung der
Boxerentschädigung gebraucht wurden, für inneren Streit ausgegeben hat,
anstatt sie für die Entwicklung der industriellen Hilfsquellen des Landes
zu gebrauchen. In der Note werden viele Punkte aufgezählt, nach denen
China seinen Verpflichtungen den Bundesgenossen gegenüber nicht nach-
gekommen ist, wie seine Haltung gegenüber feindlichen Fremden, Agenten,
Intriganten usw. beweise.
18. Nov. (Sibirien.) Staatsstreich Koltschaks.
Die „Times"“ v. 26. melden u. 18. aus Omsk, daß dort ein erfolgreicher
Staatsstreich unternommen wurde. Admiral Koltschak habe die Macht an
sich gerissen und sich zum Diktator des sibirischen Rußlands proklamiert.
Dem Chef der engl. Militärmission gegenüber erklärte er, daß er die Re-
gierung zur Rettung Rußlands übernommen habe. Er beabsichtige, eine
kräftige Regierung und ein diszipliniertes Heer zu schaffen. Er strebe aber
nicht die Wiederherstellung der Monarchie an.