648 Afien. (Dez. 26.)
26. Dez. (Brit.-Indien.) Eröffnung des 33. ind. National-
kongresses in Delhi.
Anwesend sind 10000 Delegierte. Die Moderates fehlen fast voll-
ständig. Mahomed Aimal Khan, der Führer der Moslims in Delhi,
kritisiert den Reformentwurf (s. S. 636), dem er eine Wirkung abspricht.
Er betont insbesondere die Notwendigkeit des Zusammengehens für die
Hindus und Moslims, um den nationalen Fortschritt zu sichern. Im Hin-
blick auf die Annahme des Grundsatzes der Selbstbestimmung seitens der
Alliierten bemerkt er, daß, wenn Irland dieses Recht erlange, es dem loyalen
Indien nicht verweigert werden könne. Eng mit dem Friedensvertrag sei
die Frage über die Zukunft der mohamedanischen Staaten und der heiligen
Stätten verknüpft, bezüglich deren jede Einmischung, die ihre Unversehrt-
heit oder Unabhängigkeit bedrohen würde, Groll erwecken würde. Er regt
an, die heiligen Stätten in unabhängige mohamedanische Hände zu geben. —
Madan Mohan Malaviva, der den Vorsitz führt, betont die großen
Dienste, die die Inder während des Krieges geleistet haben, und schlägt
vor, eine Botschaft an die Friedenskonferenz zu senden und darin zum
Ausdruck zu bringen, daß Indien den Völkerbund auf jede Weise unter-
stützen werde. Indem er erörtert, inwieweit Indien an den Früchten des
glorreichen Sieges, zu dem es beigetragen habe, Anteil haben werde, weist
er die beleidigende Unterstellung zurück, als ob die Inder nicht fähig wären,
sich selbst zu regieren. Er erklärt, im ind. Volk bestehe Uebereinstimmung
bezüglich der Abänderungen, die an jenem Reformentwurf vorgenommen
werden müssen. Die engl. Regierung möge den Grundsatz der Selbstbestim-
mung verwirklichen, indem sie jene Abänderungen annehme und den Volks-
vertretern eine entscheidende Stimme bezüglich der Schritte, die unter-
nommen werden müssen, um eine vollständige und verantwortliche Regierung
einzusetzen, einräume. Dies würde ein Gefühl der Zufriedenheit und Dank-
barkeit erwecken und die Verbindung Indiens mit dem Reiche festigen.