764 Anhansg I. Biplomatische Enthüllungen.
digen und ##d-ie doy Karalla an Bulgarien abæitreten. Was endlich
Montenegro betrifft, so hofft man hier, dali der intelligente König
Nihita es vorteillhaft finden ttird, die Serben allein gegen Oesterreich
Kdmfen æu lassen. Viür die Abtretung des Lovæen, die Oesterreich ge-
legentlien einer so ieitgenenden Umgestalting dern BalKan-Landarte
5%%Ra fiin sssich beanspruchen itirde, hkönnte Montenegro in Nordalbanien
entschädigt ierden. Welches dabei das Schicksal des Fürstentums Alba-
nien sein iird, lũäßßt sich heute noch Faum abselhen. Fürs erste iird
die trostlose Lage fsortdauern, die in Paris mit den Worten charakte-
5 %% r den ist „les caisses sont vides, le trõne est Wied, toiitt est vide“
und dem Fiürsten den heinamen „le Prince dis Vide“ eingetragen hat.
2. Fernsprechmeldung der bayer. Gesandtschaft in Berlin.
(In München aufgenommen 31. Juli 1914, 7“5 Uhr vorm.)
Eine Antitort auf die gemeinsame Demarche Englands und Deutsck-
lands ist aus Wien bis nachts I2 Unhr nicht eingelaufen geipesen. Man
eorserabek sicher in den Beriiner Maldpebenden Kreisen nicht, daß die
Demaurche emen //#on Laben hrd, isk vielmehr dber-zeng, daß die
zweifellos redlichen Bemühungen Greys, für die Erhaltung des Friedens
zu wirken, den Gang der Dinge nicht aufhalten werden. Wir haben
gestern Gdbend, itie immer in diesen Tagen, im Bristol gegessen, das
gegeniiüirtio eine Art Diplomdtenbörse bildet. Wir fanden die Oester-
reicher noch ernster icie in den letaten Tagen. Sie schiciegen vollständig.
Von den Iteisen der bundesstaatlichen Minister hierher hann man sich
be2007 enih vb’sprechen; zdem besteht noch die Gefahr, dalb die Herren
nicht mehr nach HUHause Fommen Tönnten.
3. Fernsprechmeldung der bayer. Gesandtschaft in Berlin.
(In München aufgenommen 31. Juli 1914, 8% Uhr nachm.)
Es laufen zurzeit zwei Ultimata: Petersburg 12 Stunden, Paris
18 Stunden, Petersburg Anfrage nach Grund der Mobilisierung, Paris
Anfrage, ob neutral bleibt. Beide werden selbstverständlich ablehnend be-
antwortet werden. Mobilisierung spätestens Samstag, den 1. Aug. um
Mitternacht. Preuß. Generalstab sieht Krieg mit Frankreich mit großer Zu-
versicht entgegen, rechnet damit, Frankreich in 4 Wochen niederwerfen zu
können; im franz. Heer kein guter Geist, wenig Steilfeuergeschütze und
schlechteres Gewehr.
4. Bericht des Gesandten Grafen Lerchenfeld an den Vor-
sitzenden im bayer. Ministerrate v. 4. Aug. 1914.
Ich habe nur zu melden, daß die Türkei sich Deutschland anschließt
und einige Korps mobil macht. 4½ch Beckparien scheint enzschlossen, mit
Oesterreick gemeinsame Sache 2u mechen. Der VFertrag is noch niche
Leschlossen. Dies hönnte militäriseli Oesterreich icesentlich erleichtern.
Holland ist die Neutzali#ck ron uns augesichert. Die Neutralität Belgiens
kann Deutschland nicht respektieren. Der Generalstabschef hat erklärt, daß
selbst die engl. Neutralität um den Preis einer Respektierung Belgiens zu
teuer erkauft wäre, da der Eingriffskrieg gegen Frankreich nur auf der
Linie Belgiens möglich. Reichstagserösffnung im Weilien Saal und Keichs-
tagssitæung itaren im höchsten Grad erhebend. Selbst im Jahre 1870
hat die Begeisterung, flir die gerechte Sache ꝛau Fdmpfen, sich niche so
elementan und einmiitiy gereiy. Die Durchführung der Mobilisation und
der Aufmarsch verläuft ausgezeichnet. Generalstab und Kriegsministerium
haben noch nicht eine Anfrage von irgendeiner Seite erhalten. Jeder weiß,
was er zu tun hat. Ich muß annehmen, daß unsere Haltung gegenüber
Belgien Bruch mit England im Gefolge hat.
(Der Bericht v. 18. Juli 1914 wurde in seinem vollen Wortlaut zuerst