796 Auhang I. Biplomatische Euthüllungen.
Gelegenheit erneut der vollständigen Solidarität zu versichern, die zwischen
Dir und Mir, zwischen Deinem und Meinen Reichen besteht. Keine Intrige,
keine Versuche, von wem immer sie ausgehen mögen, werden Unsere treue
Waffenbrüderschaft gefährden. Gemeinsam werden Wir den ehrenvollen
Frieden erzwingen. Karl.
Kaiser Wilhelm erwidert: Empfange Meinen herzlichsten Dank für
Dein Telegramm, worin Du die Behauptung des franz. Ministerpräsidenten
über Deine Stellung zu den franz. Ansprüchen auf Elsaß-Lothringen als
völlig haltlos zurückweisest und aufs neue die Solidarität der Interessen
betonst, die zwischen Uns und Unseren Reichen besteht. Ich beeile Mich,
Dir zu sagen, daß es in Meinen Augen einer solchen Versicherung Deiner-
seits gar nicht bedurfte, denn Ich bin keinen Augenblick darüber im Zweifel
gewesen, daß Du Unsere Sache in gleichem Maße zu der Deinigen gemacht
hast, wie wir für die Rechte Deiner Monarchie eintreten. Die schweren,
aber erfolgreichen Kämpfe dieser Jahre haben dies für jeden, der sehen will,
klar erwiesen, sie haben das Band nur fester geknüpft. Unsere Feinde, die
in ehrlichem Kampfe gegen Uns nichts vermögen, schrecken vor den un-
lautersten und niedrigsten Mitteln nicht zurück; damit müssen Wir Uns ab-
finden. Aber um so mehr erwächst Uns die Pflicht, die Feinde auf allen
Kriegsschauplätzen rücksichtslos anzugreifen und zu schlagen. In treuer
Freundschaft Wilhelm.
Am 12. wird durch „Havas“ folgende amtliche Erklärung der franz.
Regierung veröffentlicht: In dem Lügengewebe muß haltgemacht werden.
Da Kaiser Karl unter den Augen Berlins die lügnerischen Ableugnungen
des Grafen Czernin auf seine Rechnung nimmt, so legt er der franz. Re-
gierung die Verpflichtung auf, den Beweis zu erbringen. Folgendes ist der
Wortlaut des handschriftlichen Briefes, welcher am 31. März 1917 vom
Prinzen Sixtus von Bourbon, dem Schwager des Kaisers von Oester-
reich, Herrn Poincaré, dem Präsidenten der Republik, überreicht und mit Zu-
stimmung des Prinzen sofort dem franz. Ministerpräsidenten mitgeteilt wurde:
Mein lieber Sixtus! Das Ende des dritten Jahres dieses Krieges,
der soviel Trauer und Schmerz in die Welt gebracht hat, nähert sich. Alle
Stämme Meines Reiches sind enger als jemals geeint in dem gemeinsamen
Willen, die Unversehrtheit der Monarchie auch um den Preis schwerster
Opfer zu wahren. Dank ihrer Einigkeit und des großmütigen Zusammen-
wirkens aller Nationalitäten Meines Reiches hat die Monarchie seit fast
drei Jahren den schwersten Stürmen standhalten können. Niemand wird
die militärischen Erfolge bestreiten können, die Meine Truppen, besonders
auf dem Balkankriegsschauplatz, davongetragen haben. Frankreich seinerseits
hat eine Widerstandskraft und einen prächtigen Elan gezeigt. Wir alle be-
wundern rückhaltlos die wunderbare traditionelle Tapferkeit seiner Armee
und den Opfermut des gesamten franz. Volkes. Deshalb ist es Mir beson-
ders angenehm, zu sehen, daß, obgleich wir derzeit Gegner sind, kein wirk-
licher Widerspruch in den Auffassungen und Bestrebungen Mein Reich von
Frankreich trennt und daß Ich berechtigt bin, hoffen zu können, daß Meine
lebhaften Sympathien für Frankreich, vereinigt mit jenen, welche in der
ganzen Monarchie herrschen, für alle Zukunft die Wiederkehr des Kriegs-
zustandes, für welchen Mich keine Verantwortlichkeit treffen kann, verhüten
werden. Zu diesem Zweck und um die Echtheit dieser Gefühle auf bestimmte
Art auszudrücken, bitte Ich Dich, geheim und inoffiziell Herrn Poincaré,
dem Präsidenten der franz. Republik, zur Kenntnis zu bringen, daß Ich
mit allen Mitteln und unter Anwendung Meines ganzen persönlichen Ein-
flusses bei Meinen Verbündeten die gerechten Rückforderungsausprüche Frank-
reichs mit Bezug auf Elsaß-Lothringen unterstützen werde. Was Belgien