3. Zur Krietzspslitik Gesterreich-Augarns. 809
ständigen Wortlaut der Rede s. in der „Frankf. Ztg.“ 1918 v. 18. Dez. 1918,
2. Morgenblatt.)
Die Begleitschrift Kaiser Karls zu dem Exposé des Grafen
Czernin verweist vor allem auf die Gefahr einer internationalen Revolution
und allgemeinen Hungersnot. Deshalb fordert er die rasche Beendigung
des Krieges, eventuell unter schweren Opfern, zur Verhütung der sich vor-
bereitenden Umsturzbewegungen.
Die Antwort Kaiser Wilhelms beruft sich auf die anliegende
Bethmannsche Darlegung der Gesamtlage und spricht die Zuversicht auf ein
glückliches Endergebnis des Krieges aus. Insbesondere verweist der Kaiser
auf die in kurzen Pausen ohne genügende Vorbereitung erfolgenden engl.
Angriffe, die ein untrügliches Zeichen seien für die politische und wirt-
schaftliche Zwangslage Englands. Die Rationierung in England und das
Mißlingen der Offensive würden die Willenskraft lähmen, die Kraftan-
strengungen würden bald nachlassen und sich in kürzerer Zeit nicht wieder-
holen. Rußland erlahme. Amerika könne in absehbarer Zeit nicht helfen.
Die Zeit sei der Bundesgenosse der Mittelmächte geworden. Ferner lehnt
der Kaiser einen Vergleich zwischen den Mittelmächten und den Vorgängen
in Rußland ab. Denn Rußland trage die Schuld am Kriege und sei besiegt.
Die Mittelmächte aber seien schuldlos und siegreich. Im Gegensatz zu der
Auffassung Karls würde gerade ein Friede mit großen Opfern und den
unvermeidlich folgenden Depressionen eine Gefahr für die Monarchie
werden. Der Kaiser schließt: „Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß Du
den Anschauungen beipflichten wirst, die mich in bezug auf Krieg und
Frieden erfüllen.“
Das Exposé des Reichskanzlers v. Bethmann Hollweg ist
vom 9. Mai 1917 datiert und besagt: Die Angriffe im Westen seien zer-
schellt. Weitere würden zerschellen. Dieselbe Zuversicht bestehe für die
Isonzo--Front, die durch die Entlastung der Ostfront neu freigewordene
Kräfte erhalte. Gegen das Uebergreifen der russ. Revolution müsse man
eventuell die Ostgrenze absperren. Rohmaterial sei in beiden Monarchien
reichlich vorhanden. Die Verpflegung reiche bis zur Ernte (in Oesterreich
durch Zuschuß aus Rumänien). Amerikas Kriegserklärung und das spätere
Abbröckeln anderer Neutraler infolge des U. Boot-Krieges sei vorauszusehen
gewesen. Aber die Nachteile des U. Boot-Krieges würden durch seine Vor-
teile weit übertroffen. Das Schwergewicht des Krieges sei von Osten nach
Westen gerückt, wo England die anderen Verbündeten immer wieder auf-
peitsche. Daher müsse ein entschlossener Angriff auf den Brennpunkt er-
folgen. Die U. Boots.Erfolge überträfen weit die Berechnungen und Er-
wartungen (Hinweis auf Helfferichs Rede). Mehr Frachtraum für Getreide
habe die Entente wegen der Holz- und Erzzufuhren nicht frei. Die Lebens-
haltung der Bevölkerung würde daher bei den Feinden auf ein unerträg-
liches Maß herabgedrückt werden. Die Hoffnung, Deutschland an Uebermacht
von Munition und Geschützen zu schlagen, würden sie aufgeben. Amerikas
Mehrleistung in der Munitionserzeugung werde durch den Tonnageverlust
wettgemacht. Die angekündigten tausend amerik. Holzschiffe würden nach
vier Monaten zu spät kommen. Eine engl. Autorität sage, es gäbe nur
zwei Wege: entweder schneller Schiffe bauen als sie versenkt werden, oder
die U. Boote schneller vernichten als sie gebaut werden. Das erste sei un-
möglich, das letztere ebenfalls, da die Verluste der Mittelmächte durch Neu-
bauten weit übertroffen würden. Daher könne man mit voller Zuversicht auf
die aufsteigende Wirkung des U.Boot-Krieges schauen. Ferner habe man
eine geheime aber sichere Nachricht: Ribot habe zum ital. Botschafter in
Paris gesagt, Frankreich ginge der Erschöpfung entgegen. Seither seien die