4. Verschiedenes. 813
die Balkanfragen und namentlich die adriat. Frage geregelt werden könnte.
Die Antwort, von ihm selbst geheim in die Maschine geschrieben, ließ er,
zunächst ohne Benachrichtigung seiner Verbündeten, an das vermittelnde
Staatsoberhaupt gelangen. Das Staatsoberhaupt drückte dem Kaiser seine
Ueberzeugung aus, daß die Verhandlungen rasch vorwärts kommen müßten,
wenn nunmehr der Kaiser — man halte sich zur Weiterübermittlung zur
Verfügung — konkrete Vorschläge biete. Die neue kaiserliche Antwort, ein
großes Programm österr.-ung. Umbaues, sehr ausführlich, sehr diplomatisch
im Ton, wurde telegraphisch für das Staatsoberhaupt fortgegeben, aber
jetzt meldete der mit der Ueberreichung betraute Botschafter die Kom-
promittierung der neutralen Chiffre. Unsicher wurden um jene Zeit über-
dies die hier nötigen Wege eines Kuriers. Es war um den 20. März 1918.
Die Zeit verstrich. Man wartete. Dann setzte plötzlich das Duell des Grafen
Czernin und des franz. Ministerpräsidenten ein: Der Präsident der Ver.
Staaten hatte sich zurückgezogen.“
4. Verschiedenes.
1. Briefwechsel zwischen Fürst Bismarck und Lord Salisbury
v. Nov. 1887 betr. einen engeren Anschluß Englands an den Dreibund.
Die „Ditsch. Allg. Ztg.“ v. 18. Dez. 1918 (Nr. 612) veröffentlicht aus
dem im Verlag von Reimar Hobbing erschienenen Buche „Zur Vorgeschichte
des Weltkriegs“ von Otto Hammann folgenden der Oeffentlichkeit bisher
nicht zugänglichen Brief, den Fürst Bismarck am 22. Nov. 1887 an den
engl. Premierminister Lord Salisbury richtete:
Herr Marquis! Aus den Besprechungen, welche zwischen Euer Ex-
ellenz und dem Grafen Hatzfeld stattgefunden haben, um den Wert genau
nestzukeellen, den England den zwischen Oesterreich und Italien mit Rück-
sicht auf die gemeinsamen Interessen dieser beiden Mächte im Orient ge-
troffenen Vereinbarungen beimißt, habe ich die Ueberzeugung geschöpft,
daß ein direkter Gedankenaustausch zwischen uns den Interessen unserer
beiden Länder nützlich sein und dazu beitragen könnte, auf der einen wie
der anderen Seite einige derjenigen Zweifel zu beseitigen, die hinsichtlich
der politischen Ziele, welche wir gegenseitig verfolgen, bestehen können.
Unsere beiden Nationen haben in der Tat so viele gemeinsame Inter-
essen, und es gibt nur eine so kleine Anzahl von Punkten, wo Verschieden-
heiten in den Anschauungen entstehen können, daß wir in der Lage sind,
in unseren gegenseitigen Mitteilungen eine größere Freimütigkeit walten zu
lassen, als dies die Gepflogenheiten unserer Diplomatie gewöhnlich mit sich
bringen. Das Vertrauen, welches wir gegenseitig in die persönliche Auf-
richtigkeit des einen wie des anderen setzen, erlaubt es uns, jener Frei-
mütigkeit einen noch größeren Umfang einzuräumen. Was die engl. Politik
anbetrifft, so gewährt die Oeffentlichkeit der parlamentarischen Regierungs-
form in England uns eine genügende Quelle von Informationen, während
die weniger durchsichtige Weise, in der bei uns die Geschäfte erledigt werden,
der Anlaß zu schwer zu vermeidenden Irrtümern werden kann, wie z. B.
zu demjenigen, welchen Euer Exzellenz begehen, wenn Sie die Befürchtung
aussprechen, daß der Prinz Wilhelm, wenn er dermaleinst die Zügel der
Regierung in der Hand hielte, prinzipiell zu einer antienglischen Politik
hinneigen könnte. Weder dieses noch das Gegenteil wäre in Deutschland
möglich. Ebensowenig wie S. K. H. der Kronprinz einst, als König, seine
Politik von engl. Eingebungen würde abhängig machen können oder wollen,
ebensowenig würde der Prinz Wilhelm, falls er sich an dessen Stelle be-
finden sollte, daran denken oder in der Lage sein, seine Politik den ihm