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nalitäten und die Monarchie auf gegenseitige Auseinandersetzung verweise.
Diese Auseinandersetzung sei auf Grund der völlig freien Entscheidung der
Tschecho-Slowaken und Südslawen bereits eingeleitet. Das kaiserliche Mani-
fest, das schon vor der Note Wilsons erschienen sei, habe bereits die Föderali-
sierung angekündigt, gehe also über die autonomen Pläne hinaus und stehe
demnach im wesentlichen auf dem gleichen Standpunkt wie Wilson. Der
allfällige Gedanke freilich, daß zunächst die innerpolitische Neuordnung Oester-
reichs vollständig durchgeführt sein müsse, bevor der Waffenstillstand in
Kraft treten könnte, sei nicht zu verwirklichen, da die verschiedenen Fragen,
z. B. des Verkehrs und der wirtschaftlichen Maßregeln, nicht im Kriegs-
zustand gelöst werden könnten. Zuerst müsse Waffenruhe eintreten, dann
könne die Reorganisation durchgreifen. Wenn die österr.-ung. Regierung in
ihrer Note sich bereit erkläre, ohne das Ergebnis der anderen Verhand-
lungen abzuwarten, falls es der Verband verlange, abgesondert in Ver-
handlungen über den Waffenstillstand und den Frieden einzutreten, so be-
deute dies nicht das unbedingte Angebot zum Sonderfrieden, sondern daß
Oesterreich-Ungarn unter der Voraussetzung, daß der Verband das Ver-
langen nach einer gesonderten Verhandlung stelle, auch diese Bedingung im
Interesse des Friedenszweckes annehmen werde. Die Blätter weisen darauf
hin, daß angesichts dieses Tatbestandes die großen Kämpfe an der ital.
Front von neuem in voller Klarheit zeigten, daß die Monarchie einen
reinen Verteidigungskrieg führe. Die Blutopfer Italiens seien völlig zweck-
los, nachdem Oesterreich-Ungarn auch in bezug auf die ital. Bestrebungen
das Programm Wilsons vorbehaltlos angenommen habe, falls Italien nicht
Ziele hätte, die über die Forderungen Wilsons hinausgingen.
Die „Köln. Ztg.“ schreibt zu der Note u. a.: Graf Andrassys Ant-
wort an Wilson ist die vollständige Unterwerfung unter den Willen des
Präsidenten und die vollständige Annahme der Bedingungen Wilsons.
Damit hat auch der ung. Staat, nicht nur wie bisher schon der österr.,
in seiner heutigen Form zu bestehen aufgehört. Also Zusammenbruch auf der
ganzen Donaulinie. Die Vorzeichen waren außer Wilsons Note v. 18. Okt.
die Schüsse in Fiume (s. S. 80). Sie haben sowohl das Ministerium Wekerle
hinweggefegt, als auch den harten magyarischen Herrschaftswillen auffallend
schnell gezähmt. Heute steht Oesterreich-Ungarn abseits von dem Bundes-
genossen in mehr als vier Jahren schwerer Kriegsnot, ein zweites Bulgarien.
Hofft es wirklich allein bessere Bedingungen zu erlangen, als wenn es ge-
meinsam mit uns an den Verhandlungstisch geschritten wäre? Die Folge der
Note Andrassys ist jedenfalls auch die, daß jetzt auch wir manche Rücksichten.
beiseite schieben können, die wir auf Oesterreich-Ungarn genommen haben.
Der deutsche Botschafter Graf Wedel äußert sich einem Mitarbeiter
der „Neuen Freien Presse“ gegenüber folgendermaßen über die österr. Note:
Wie aus der Note der deutschen Regierung v. 27. (s. Tl. 1 S. 397) zu ersehen
ist, haben wir, nachdem auf sämtliche Fragen des Präsidenten Wilson eine
bündige Antwort gegeben werden konnte, ihm mitgeteilt, daß wir den Vor-
schlägen für einen Waffenstillstand entgegensehen. Daraus ergibt sich, daß
wir an unserem Plan v. 5. Okt. (s. Tl. 1 S. 320 ff.) folgerichtig festhalten. Wir
streben, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, einen Waffenstillstand mit
anschließendem Frieden an. Um so mehr hat es uns überrascht, daß gestern
ganz plötzlich der Schritt der österr.-ung. Regierung, ohne daß wir über
den Inhalt näher unterrichtet wurden, uns als unabänderliche, vollzogene
Tatsache angekündigt wurde. Der Schritt ist um so weniger verständlich.
als aus keiner der diesjährigen Erklärungen Wilsons die Absicht hervor-
ging, daß er nur getrennt mit uns verhandeln wolle. Ich glaube, daß es
auch im Interesse Oesterreich-Ungarns gelegen wäre, wenn wir uns gemein-
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