Full text: Die Kriegswirtschaft in Stopl 1914-1919.

auf ihr Viehkontingent im Verhältnis 1:3 angerechnek wurden. Selbst- 
verständlich wurde, da es sich ja um minderwertige Ware handelte, für 
das Stoßvieh nicht der Höchstpreis bezahlt. Das ging gut bis zum 
April 1918, wo der VÖHWV. plößlich mitteilte, daß er vom 18. 3. an den 
vollen Preis fordern, also noch eine Aachzahlung von 3265 ( verlangen 
müsse. Hiergegen war der Magistrat an sich machtlos, fand aber bald 
ein Gegenmittel: er ließ bei jedem Stoßrind, das ihm eingeliefert wurde, 
durch den Schlachthofdirektor den durch die Verletzung entstandenen 
Minderwert feststellen und bei dem VHV. als sog. Transportschaden 
anmelden, für den der VÖr. aufzuhkommen hatte. Es entspann sich 
ein mehrere Monate dauernder Papierkrieg, aber zuletzt setzte der 
Magistrat doch seine Ansicht durch. Allerdings mußte er in Zukunf! 
über jedes beschädigte Rind einen genauen Bericht mit Angabe des kör- 
perlichen Schadens und des Minderwerts vorlegen. Ob dies Verfah- 
ren für den VÖ. bequemer war als das frühere, läßt sich leider nicht 
mehr ermitteln; daß es der Stadt sehr viel mehr Arbeit machte, liegt 
auf der Hand. 
Das Stoßvieh, das für die Fleischversorgung Stolps keine Verwen- 
dung finden konnte, wurde von dem VHW. von Anfang an dazu ge- 
braucht, um daraus Wurst berstellen zu lassen, die die erhöhte Fleisch-- 
portion der Schwer- und Schwerstarbeiter darstellte. Hierzu hakte die 
bereits einmal erwähnte Proha im Auftrage des VÖ. eine Konserven- 
fabrik in St. errichtet. Der Magistrat hatte sich derartigen Plänen ge- 
genüber zunächst sehr ablehnend verhalten, noch im Januar 1917, als der 
Oberpräsidenk die Einrichtung einer Zentralwursterei anregte; damals 
war er der Ansicht, daß die 23 Fleischereien, die von 48 im Frieden 
vorhandenen ihren Betrieb weiterführten, die Wurstherstellung besser 
und billiger übernehmen könnten als eine zentrale Einrichtung, die auch 
an technischen Schwierigkeiten scheitern würde. Bereits wenige Tage 
später mußte er aber erleben, daß über die unzureichende Herstellung 
von Wurst öffentlich Klage geführt wurde, und um der Sache auf den 
Grund zu gehen, ließ er sich von jetzt an jeden Montag von der Flei- 
scherinnung melden, wieviel Blut-, Leber- und Fleischwurst hergestellt 
wurde und besonders, welcher Anteil der Wurst auf das Stoßvieh des 
BVorm. kam. Die Unterlagen genügten ihm, um bereits im März bei 
dem WV#.. anzuregen, daß in Stolp eine Wursterei eingerichtet werden 
möge, um das WVerderben des Stoßviehs zu verhindern; der Magistrat 
würde das Unternehmen selbst betreiben oder wenigstens zu überwachen 
68
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.