Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Erster Teil. Bis zum zweiten Pariser Frieden. (24)

Die patriotische Dichtung. 435 
Freudig wie die Signale der Flügelhörner tönten Fouqué's Verse: 
„Frischauf zum fröhlichen Jagen!“ — und in Arndt's Liede: „Was blasen 
die Trompeten? Husaren heraus!“ klang das schmetternde Marsch! Marsch! 
der deutschen Reiter wieder. Keiner hat den Sinn und Ton jener 
schwärmerischen Jugend glücklicher getroffen als der ritterliche Jüngling 
mit der Leier und dem Schwerte, Theodor Körner. Jetzt zeigte sich erst 
ganz, was Schiller's Muse den Deutschen war. Ihr hohes sittliches 
Pathos setzte sich um in patriotische Leidenschaft, ihre schwungvolle Rhe- 
torik ward das natürliche Vorbild für die Jünglingspoesie dieses Krieges. 
Der Sohn von Schiller's Herzensfreunde erschien dem jungen Geschlechte 
als der Erbe des großen Dichters — wie er so siegesfroh mit den 
Lützower Jägern in den Kampf hinausritt, ganz durchglüht von deutschem 
Freiheitsmuthe, ganz unberührt von den kleinen Sorgen des Lebens, 
wie er auf jeder Rast und jeder Beiwacht seine feurigen Lieder von der 
Herrlichkeit des Krieges dichtete und endlich, den Sang von der Eisen- 
braut noch auf den Lippen, durch einen tapferen Reitertod den heiligen 
Ernst seiner Reden bezeugte — in Wort und That ein rechter Vertreter 
jener warmherzigen Männlichkeit, welche die begabten Obersachsen aus- 
zeichnet, wenn sie sich nur erst losgerissen haben aus der zahmen Schüch- 
ternheit ihres heimathlichen Lebens. 
Frisch auf, mein Volk, die Flammenzeichen rauchen! 
Hell aus dem Norden bricht der Freiheit Licht — 
mit diesen Worten hat Körner selbst den Ursprung und Charakter der 
großen Bewegung geschildert. Sie blieb durchaus auf den deutschen 
korden beschränkt. Wohl war die Lützow'sche Freischaar ausdrücklich zur 
Aufnahme von Nicht-Preußen bestimmt, in ihr sollte sich der Gedanke 
der Einheit Deutschlands verkörpern. Mancher junge Mann aus den 
Kleinstaaten meldete sich im „Scepter“ zu Breslau, wo die Lützower ihren 
Werbeplatz aufgeschlagen hatten; auch zwei süddeutsche Poeten, Rückert 
und Uhland, stimmten mit ein in den lauten Chor der patriotischen Dich- 
tung. Die Masse des Volkes jedoch außerhalb Preußens empfand von dem 
Heldenzorne dieses Krieges wenig. Stein's Hoffnungen auf eine ein- 
müthige Erhebung der Nation erwiesen sich als irrig. Nur in den vor- 
mals preußischen Provinzen und in einzelnen, unmittelbar von den 
Napoleoniden beherrschten Strichen des Nordwestens stand das Volk frei- 
willig auf, sobald die Heersäulen der Befreier nahten; überall sonst er- 
wartete man geduldig den Befehl des Landesherrn und die Macht der 
vollendeten Thatsachen. Die Mecklenburger und Anhaltischen Herzoge 
schlossen sich den altbefreundeten preußischen Nachbarn an; ein Weimari- 
sches Bataillon ließ sich gleich beim Anbruche des Krieges von den Preußen 
gefangen nehmen, um nachher, wie die tapferen Strelitzer Husaren, in 
das York'sche Corps einzutreten. Alle anderen Rheinbündner folgten dem 
Befehle des Protectors, die meisten noch mit dem ganzen Feuereifer napo- 
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